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campus.leben-Serie: Start-ups digitalisieren Wissenschaft und Lehre

Teil 2: Schnell und zuverlässig lernen mit memucho

28.02.2017

Ein junger Informatiker am europäischen Kernforschungszentrum CERN hat vor 25 Jahren das World Wide Web erfunden, weil er den Datenaustausch unter Forschern vereinfachen wollte – und hat damit die Grundlage für das heutige Internet geschaffen. Digitale Innovationen aus der Wissenschaft für die Wissenschaft entstehen auch an der Freien Universität Berlin. In einer Serie stellen wir Gründerinnen und Gründer und ihre Start-ups vor, die auf dem Campus digitale Helfer zum Forschen und Lernen entwickeln. Heute: Schnell und zuverlässig lernen mit memucho.

Das Team memucho: (v. l. n. r.): Robert Mischke, Juliane Misdom und Christof Mauersberger.

Das Team memucho: (v. l. n. r.): Robert Mischke, Juliane Misdom und Christof Mauersberger.
Bildquelle: Memucho

Künstliche Intelligenz hilft zwar nicht im Examen, aber wenigstens beim Lernen: Für ihre Web- und Mobil-App memucho kombinieren Christof Mauersberger, Juliane Misdom und Robert Mischke statistische Analyseverfahren mit Erkenntnissen der Lernpsychologie. Ergebnis ist eine Anwendung, die mehr kann als die üblichen Karteikartentools: Für jeden Prüfungstermin wird ein individueller Übungsplan errechnet, damit der Nutzer die eigenen Lernziele effizient und termingenau erreicht. Lernaufwände werden erstmals plan- und sichtbar gemacht. Damit auch die Motivation beim Lernen stimmt, integriert memucho soziale Interaktion und Belohnungen. Auch wer gerade nicht für eine Prüfung lernt, kann sich Allgemeinwissen aneignen: Dafür fügt man Gebiete einem Wunschwissen zu. Die Web-App memucho strukturiert das Lernen dieses Wunschwissens und gibt Auskunft über den persönlichen Stand.

„Um zu wissen, wie jemand lernt, müssen wir voraussagen, wann das Vergessen eintritt“, sagt Christof Mauersberger. Der promovierte Politikwissenschaftler war einige Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter in Lehre und Forschung tätig und hat schon viele Studierende über schwierigen Klausurfragen schwitzen sehen. Die Web-App memucho soll ihnen bei der Vorbereitung auf die Prüfungen helfen und vorhersagen, wann der optimale Zeitpunkt ist, einen bestimmten Inhalt zu lernen und zu wiederholen. Dafür muss die Software aber zunächst einmal selbst lernen, denn bisher gibt es erst wenige nutzbare Daten über den Ablauf von Erinnern und Vergessen.

20 Prozent Lernzeit einsparen

Mit Unterstützung der Arbeitsgruppe Intelligente Systeme und Robotik von Prof. Dr. Raúl Rojas an der Freien Universität entwickelte das Team von memucho deshalb ein Konzept, in dem die intelligente Wiedervorlage von Lernobjekten als Prognoseproblem verstanden wird. An der Lösung des Problems arbeiten verschiedene Algorithmen und verbessern sich im Wettbewerb miteinander ständig selbst. „Dabei werden die Lernprozesse bisheriger Nutzer und deren Kommunikation auf der Plattform ausgewertet“, sagt Robert Mischke, der Software-Entwickler des Teams. „So können Nutzer erstmals die benötigte Zeit zum Erreichen eines Lernziels abschätzen, terminoptimiert lernen und dadurch etwa 20 Prozent ihrer Lernzeit einsparen.“ Das Konzept gefiel der Jury des Innovationspreises Berlin-Brandenburg so gut, dass memucho – trotz der frühen Gründungsphase – schon im vergangenen Jahr aus 120 Bewerbern unter die zehn Finalisten für den Innovationspreis gewählt wurde.

Memucho hilft beim Lernen

Memucho integriert soziale Interaktion und Belohnungen in den Lernplan.

Memucho integriert soziale Interaktion und Belohnungen in den Lernplan.
Bildquelle: Memucho

Die Web-App memucho befindet sich seit wenigen Monaten in der öffentlichen Beta-Phase und kann kostenfrei genutzt werden. Lernstoff ist bereits reichlich vorhanden – etwa aus dem „Lehr- und Übungsbuch Telematik“, „Abiturwissen Französische Revolution“ oder die Prüfungsfragen zum „Sportbootführerschein See“ und „Basispass Pferdekunde“. In der Entwicklungsphase wird das Team durch ein EXIST-Gründerstipendium des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie gefördert und von Profund Innovation, der Service-Einrichtung für Wissens- und Technologietransfer der Freien Universität Berlin, unterstützt. „Danach soll unser Produkt so gut sein, dass wir uns über bezahlte Premium-Mitgliedschaften finanzieren können“, wünscht sich Mitgründerin Juliane Misdom. Ihre Vision: ein soziales Wissensnetzwerk, mit dem Lernen effizienter wird und mehr Spaß macht.

Weitere Informationen

Demnächst in Teil 3 der Serie: Sample of Science – Materialmuster effizient publizieren und tauschen.