Geologische Wissenschaften
- Mono-Bachelor
Institut für Geologische Wissenschaften
12249 Berlin
Die Geologischen Wissenschaften befassen sich mit den Ressourcen, Prozessen und Risiken des Planeten Erde. Ihre Methoden sind strikt naturwissenschaftlich, haben aber durch den Bezug zur Lebens- und Erdgeschichte auch eine unter den Naturwissenschaften einzigartige historische Komponente.
Analyse und Vorhersage geologischer Prozesse erfordern die Rekonstruktion vergangener Ereignisse durch das (weltweite oder lokale) Studium von Gesteinen, Mineralen und Fossilien, woran in den Geologischen Wissenschaften meist interdisziplinär mit verschiedenen Methoden gearbeitet wird. Daher existieren in den Geologischen Wissenschaften verschiedene Fachrichtungen: In der Geophysik werden der Aufbau des Erdinneren und Veränderungen mit physikalischen Methoden untersucht. Mineralogen, Hydrogeologen und Geochemiker setzen sich mit den Eigenschaften und Häufigkeiten der festen (mineralischen), flüssigen und gasförmigen Bestandteilen des Planeten auseinander, Strukturgeologen und Sedimentologen interpretieren Geländeveränderungen wie Gebirgsentstehung, Plattentektonik und Sedimentbeckenbildung und in der Paläontologie werden Wechselwirkungen zwischen dem Leben auf der Erde und der Erdoberfläche studiert.
Die Bedeutung der Geologischen Wissenschaften ergibt sich aus der Abhängigkeit unserer Zivilisation von Ressourcen wie Wasser, Energie- und Metallrohstoffe und Baumaterialien. Insbesondere heute spielt die Suche nach Lagerstätten für Stoffe, die in der nachhaltigen und klimaschonenden Energienutzung bedeutsam sind (z.B. für die Produktion von Solarzellen und Batterien), eine immer größere Rolle gegenüber der Exploration konventioneller Energieträger wie Öl, Kohle, Gas und Uran. Ein weiterer Schwerpunkt in der Lehre und Forschung der Geologischen Wissenschaften an der Freien Universität Berlin ist die quantitative Bewertung lang- und kurzfristiger Naturrisiken wie Klimawandel, Erdbebengefahr, Hanginstabilität, Vulkanismus, Ökosystem-Belastbarkeit und wirtschaftlicher Risiken einschließlich ihrer wirksamen Vermittlung an die Öffentlichkeit z.B. in Form von Vorgaben für Umweltschutz und Raumnutzung. Zur Erforschung und Interpretation geologischer Vorgänge heute und in der Erdgeschichte entwickeln Geowissenschaftler computergestützte oder experimentelle Modelle die mit einer Vielzahl von Beobachtungsdaten verglichen werden. Die Kombination von Modellen mit Beobachtungsdaten ermöglicht die Erde in ihrer Komplexität besser verstehen zu können. Studierende können sowohl die Fähigkeiten der Erstellung solcher Modelle (z.B. numerische Modellierung), wie auch eine Vielzahl von Methoden zur Gewinnung von Beobachtungsdaten erlernen (z.B., analytische Labormethoden, Fernerkundung, Kartierung und Geländeaufnahme). Die Stärke der Ausbildung im Studiengang Geologischen Wissenschaften liegt in dem vielfältigen Methoden- und Beschäftigungsspektrum auf dem Arbeitsmarkt.
Standortvorteile ergeben sich an der Freien Universität Berlin durch ein umfangreiches Lehrangebot mit vielfältigen Spezialisierungsmöglichkeiten, eine moderne technische Ausstattung, und Zusammenarbeit mit anderen Forschungseinrichtungen in Berlin und Brandenburg und der Industrie.
Das umfangreiche Lehrangebot gewährleistet, dass Studierende sich in einem Vertiefungsbereich speziellere Lehrveranstaltungen belegen können. Zu einigen Lehrveranstaltungen gehören Geländepraktika (Exkursionen, Kartierkurse) und Laborkurse, bei denen theoretisch Erlerntes in der Praxis vertieft werden kann.
Die umfangreiche Laborausstattung umfasst neben klassischen Geräten wie Polarisationsmikroskopen modernste Labore mit Instrumenten, mit denen Zusammensetzung und Eigenschaften von Gesteinen, Mineralen und Fossilien untersucht werden können.
Am Institut für Geologische Wissenschaften sind verschiedene Teildisziplinen in Lehre und Forschung vertreten. Die Hydrogeologie befasst sich mit der Erforschung der Wasserressourcen auf der Erde und mit der Entwicklung innovativer Bewirtschaftungsstrategien zur Sicherung der Wasserversorgung vor dem Hintergrund sich verändernder Umweltbedingungen.
Die Paläontologie hat ihre Wurzeln in der Geologie und in der Biologie. Sie beschäftigt sich mit den Resten der Lebewesen vergangener Erdzeitalter (Fossilien) und deren Anwendung auf Fragestellungen wie die Altersbestimmung von Gesteinsschichten, die Evolutions- und Biodiversitätsforschung, die Biologie ausgestorbener Organismengruppen sowie die Klimaforschung und Rekonstruktion von Lebens- und Ablagerungsräumen.
Die Fachrichtung Tektonik und Sedimentäre Systeme rekonstruiert die Erdgeschichte, erforscht die Entstehung von Ozeanen und Gebirgsgürteln, die Wechselwirkung der tiefen Erde und des Klimas mit der Erdoberfläche und den Transport von Gesteinsmaterial vom Gebirge bis in den tiefen Ozean.
Die Mineralogie-Petrologie befasst sich mit der Entstehung, dem Aufbau und der Umwandlung von Mineralen und Gesteinen in der Erdkruste und dem tiefen Erdinnern, und wie diese Prozesse Erdbeben, Vulkanismus und geochemische Kreisläufe beeinflussen.
Die Geochemie beschäftigt sich mit den Prozessen, welche die Verteilung der Elemente in und auf der Erde, sowie anderen Körpern des Sonnensystems bestimmen und mit der Zeit verändern.
Die Geophysik beschäftigt sich mit Erdbeben und der Untersuchung der Beschaffenheit des Untergrundes auf verschiedenen Skalen aber auch mit der Analyse und Modellierung geodynamischer Prozesse, die auf und innerhalb der Erde stattfinden.
Die Planetologie und Fernerkundung nimmt über Experimentbeteiligungen an verschiedenen Weltraummissionen der NASA, ESA und JAXA teil und interpretiert die Daten, die von Raumsonden aufgenommen und zurück zur Erde gesendet wurden. Zudem entwickeln wir Computermodelle, um geophysikalische und chemische Prozesse zu verstehen, die die Entwicklung der Erde und anderer Planeten beinflussen.
Die entsprechenden Arbeitsgruppen arbeiten sowohl miteinander als auch mit anderen Forschungseinrichtungen zusammen, teilweise im Rahmen großangelegter Forschungsprojekte (aktuell z.B. zur Entstehung der Alpen und zur frühen Geschichte der Erde und des Sonnensystems). Dieses Forschungsumfeld bietet eine große thematische Vielfalt interessanter und interdisziplinärer Bachelor- und Masterarbeiten.
Die Freie Universität Berlin empfiehlt für Studienanfänger der Geologischen Wissenschaften kostenlose Brückenkurse in Mathematik, die meist vor der Vorlesungszeit ohne Voranmeldung besucht werden können.
Bachelorabsolventinnen und -absolventen verfügen über wissenschaftliche Kenntnisse und praktische Fertigkeiten, die für eine Berufstätigkeit oder einen weiterführenden Studiengang qualifizieren.
Das Mono-Bachelor-Studium umfasst die Studienbereiche Geowissenschaftliches Grundwissen, Naturwissenschaftliches Grundwissen, Geowissenschaftliche Vertiefung und Module des Studienbereichs Allgemeine Berufsvorbereitung (ABV).
Am Ende des Studiums erfolgt die exemplarische Vertiefung und Differenzierung eines ausgesuchten Studiengebiets durch die selbstständige wissenschaftliche Erarbeitung einer selbst gewählten Problemstellung (Bachelor-Arbeit).
Aufbau und Ablauf des Studiums regelt die Studienordnung. Sie enthält detaillierte Beschreibungen der Inhalte und Qualifikationsziele jedes einzelnen Moduls und einen exemplarischen Studienverlaufsplan. Die Prüfungsordnung definiert Art und Anforderungen der Prüfungsleistungen der Module. In den Ordnungen sind die Leistungspunkte (LP) für jedes Modul bzw. jede Veranstaltung sowie der Arbeitsaufwand in Zeitstunden für das gesamte Studium angegeben.
Geologische Wissenschaften, Mono-Bachelor | |
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Geologisches Grundwissen | |
Modul | Erde Teil I |
Modul | Erde Teil II |
Modul | Erdgeschichte und Stratigraphie |
Modul | Praxis I |
Modul | Einführung in die Mineralogie/Kristallographie |
Modul | Allgemeine Paläontologie |
Modul | Hydraulik |
Modul | Grundlagen der Geochemie |
Modul | Sedimentologie I |
Modul | Angewandte Geophysik I |
Modul | Tektonik I |
Wahl einer Modulsequenz (je 5 oder 4 Module): Naturwissenschaftliches Grundwissen mit chemisch-biologischer Betonung oder mathematisch-physikalischer Betonung | |
Geowissenschaftliche Vertiefung (je 5 oder 4 Module, abhängig von der gewählten Modulsequenz): Geochemie, Geoinformatik und Planetologie, Geologie, Geophysik, Hydrogeologie, Mineralogie/Petrologie, Paläontologie
oder weitere Module aus dem Bereich der Physik, Mathematik, Chemie, Biologie, Geographie oder der Meteorologie |
Der Studienbereich Allgemeine Berufsvorbereitung (ABV) umfasst ein Berufspraktikum sowie folgende Kompetenzbereiche: Fremdsprachen, Informations- und Medienkompetenz, Gender & Diversity-Kompetenz, Organisations- und Managementkompetenz, Personale und sozial-kommunikative Kompetenz und Fachnahe Zusatzqualfikationen, in denen zusätzliche berufspraktische Kenntnisse und Fähigkeiten vermittelt werden Ziele, Inhalte und Aufbau des Studienbereichs Allgemeine Berufsvorbereitung werden in einer gesonderten ABV-Studien- und Prüfungsordnung geregelt.
Eine berufliche Perspektive bietet sich in den sogenannten geowissenschaftlichen Routinetätigkeiten wie der geologischen Dokumentation, Datenaufnahme und -verarbeitung, der geowissenschaftlichen Betreuung einer Bohr-Crew oder spezialisierter Maschinen, Soft- oder Hardware oder im Kundendienst sowie der Lösung geowissenschaftlicher Probleme unter Verwendung standardisierter Verfahren (z.B. Erstellung von Spezialkarten und -profilen, Verzeichnissen, Literatursuche). Der klassische Rohstoffbereich ist weiterhin ein wichtiger Wirtschaftszweig für unsere Absolvent*innen (Energierohstoffe, Metall- und Nichtmetallrohstoffe, Glas-, Zement-, Keramik-Industrie). Weitere Anstellungsmöglichkeiten finden sich zudem in den Bereichen der Materialerforschung und Entwicklung (z.B. Solarzellenforschung, Halbleiterindustrie), und in verschiedensten Laboren (Umweltanalytik, Forensik, Gerätehersteller*innen etc.). Weitere Arbeitgeber*innen können dabei private Unternehmen wie Softwarehersteller*innen, (geo)wissenschaftliche Einrichtungen oder kommunale Gebietskörperschaften sein – seltener ergeben sich aber auch Beschäftigungsmöglichkeiten im öffentlichen Dienst.
Für leitende Tätigkeiten oder eine Beschäftigung in Forschung und Lehre ist ein Master-Abschluss und ggf. die Promotion Voraussetzung.
- Volker Jacobshagen, Jörg Arndt, Jürgen Götze: Einführung in die geologischen Wissenschaften, Stuttgart 2000.
- Kerstin Koch: Berufe für Geowissenschaftler, Darmstadt 2004.