"Was ist deutsch?" Vortrag von Dieter Borchmeyer am ZDS
Zentrendirektor Professor Huang Liaoyu begrüßt Professor Borchmeyer und das Publikum.
Bildquelle: ZDS Peking
Professor Borchmeyer während seines Vortrags.
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Nach dem Vortrag gab es zahlreiche Fragen aus der Zuhörerschaft.
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Professor Borchmeyer im Gespräch mit dem Publikum.
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Assistant Professor Mao Mingchao, frischgebackener ZDS-Koordinator, Professor Huang und Professor Borchmeyer.
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Die Ankündigung des Vortrags von Professor Borchmeyer.
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Was macht die Deutschen und ihre Identität bzw. ihre Kultur aus? Was ist überhaupt deutsch? Es sind Fragen, die in den letzten Jahren in Deutschland wieder verstärkt diskutiert werden. Prof. em. Dr. Dr. h.c. Dieter Borchmeyer, ehemaliger Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, hat mit seinem Buch "Was ist deutsch? Die Suche einer Nation nach sich selbst" 2017 eine umfassende Analyse der deutschen Selbstsuche in historischer Perspektive vorgelegt, die von der Kritik begeistert aufgenommen wurde und wesentlich zum Diskurs beitragen konnte. Am 15. Oktober 2018 sprach er auf Einladung des ZDS an der Peking Universität über die immer noch hochaktuelle Frage "Was ist deutsch?". Moderiert wurde die Veranstaltung von Zentrendirektor Prof. Dr. HUANG Liaoyu. Associated Prof. JIANG Linjing (Fudan Universität) hat den Redetext im Vorfeld ins Chinesische übertragen, und Assistant Prof. MAO Mingchao, ZDS-Koordinator an der Peking Universität, dolmetschte während der Diskussionsrunde.
News vom 16.10.2018
Nach einer etymologischen Betrachtung des Wortes „deutsch“ zeichnete Prof. Borchmeyer die allmähliche Politisierung des Begriffs u. a. anhand der Goethe-Schillerschen Xenien, von Wagners Essay „Was ist deutsch“, Thomas Manns Schrift „Deutschland und die Deutschen“ sowie Nietzsches Aphorismen nach. Auch dem chinesischen Publikum eher unbekannte Namen wie Julius Fröbel und Bogumil Goltz oder der türkischstämmige Schriftsteller Zafer Şenocak wurden als scharfe Beobachter der „Phänomenologie des Deutschen“ genannt. Vor allem stellte Prof. Borchmeyer in seinem Vortrag einen kosmopolitischen Zug im Selbstverständnis der deutschen Intellektuellen fest: Ihnen zufolge sei die Aufgabe der Deutschen weniger, sich zu einer spezifischen Nation zu bilden, sondern vielmehr sich zu einem unentbehrlichen Teil, ja zum Fundament einer übernationalen, weltbürgerlichen Einheit zu erheben. „Gut deutsch sein heißt sich entdeutschen“, so laute eine zwar provokative, aber nicht unzutreffende Formel aus Nietzsches „Menschliches, Allzumenschliches“.
Der Vortrag von Prof. Borchmeyers wurde als ausgesprochen einleuchtend und aufschlussreich wahrgenommen. Ihm folgte eine rege Diskussion. Viele Fragen wurden gestellt, so etwa nach der Rolle der kulturellen Identität in der multikulturellen Gesellschaft, nach dem Verhältnis der Jugend zu Kenntnissen der Kulturtradition (bzw. ihrem als bedauerlich empfundenen Mangel an diesen Kenntnissen) sowie nach kosmopolitischen und nationalistischen Ansätzen in der Geschichtswissenschaft. An der Veranstaltung nahmen neben ZDS-Angehörigen und -Studierenden auch Gäste von anderen Universitäten teil.