Ausgangspunkt des Vortrags war Max Webers These, die Reformation fördere als Antriebskraft die kapitalistische Entwicklung. Professor Gan führte aus, der Begriff "Gleichheit" erhalte erst durch den Protestantismus, insbesondere durch den Calvinismus seinen kapitalistischen Inhalt bzw. Geist, dessen Übertragung in den politischen Bereich als "Volkssouveränität" im Zeitalter der kapitalistischen Globalisierung ihre Kernwerte bestimme. Zusammen mit anderen protestantischen Tugenden wie der Sparsamkeit und dem Pflichtbewusstsein habe die Volkssouveränität der Systematisierung der protestantischen Ethik und dem Rationalisierungsprozess den Weg bereitet. Diese "roten Schuhe", die der Kapitalismus nicht mehr loswerden könne, zwinge den Kapitalismus zum immer schnelleren "BIP-Tanz", der nie aufhören wolle.

An den Vortrag schloss sich eine sehr lebhafte Diskussion der Thesen Professor Gans an, an der sich neben den ZDS-Mitgliedern auch weitere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Peking Universität, Tsinghua Universität, der Pekinger Filmakademie und der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften (CASS) beteiligten.

Zum Abschluss des Salons berichtete die Politikwissenschaftlerin Frau Prof. Lian Yu-ru über ihre Beobachtungen während der deutschen Bundestagswahl 2017 sowie die von ihr als "kritisch bis negativ" eingestufte China-Berichterstattung in den deutschen Medien, was wiederum zu einer intensiven Diskussion führte.

Die Veranstaltung diente zugleich als Abschiedsfeier für Professor Gan, der kurz zuvor als Mitarbeiter der Fakultät der Rechtswissenschaften der Peking Universität in Ruhestand getreten war. Nachdem Professor Huang in der Einführung Professor Gan im Namen aller ZDS-Kolleginnen und -kollegen für sein Engagement für das ZDS gedankt hatte, überreichte ihm Frau Dr. Lu Baiyu, Büroleiterin des ZDS, unter tosendem Applaus einen schönen Blumenstrauß.