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Rückblick – aus der Geschichte der Freien Universität

29.06.2023

Schaulustige und Demonstrierende auf dem südlichen Gehweg der Bismarckstraße gegenüber der Deutschen Oper in Berlin-Charlottenburg

Schaulustige und Demonstrierende auf dem südlichen Gehweg der Bismarckstraße gegenüber der Deutschen Oper in Berlin-Charlottenburg
Bildquelle: Fotograf: Hermann* / FU Berlin, UA, Foto_2Juni67-F/052

Pressevertreter, Polizisten, Schaulustige und Demonstrierende auf dem John-F.-Kennedy-Platz vor dem Rathaus Schöneberg.

Pressevertreter, Polizisten, Schaulustige und Demonstrierende auf dem John-F.-Kennedy-Platz vor dem Rathaus Schöneberg.
Bildquelle: Fotograf: unbekannt* / FU Berlin, UA, Foto_2Juni67-F/119 * Die Identität der Fotograf*innen konnte nicht verifiziert bzw. es konnte kein Kontakt für die Rechteklärung hergestellt werden. Für weitere Hinweise ist das Universitätsarchiv sehr dankbar.

„Jubelperser“ auf dem John-F.-Kennedy-Platz vor dem Rathaus Schöneberg.

„Jubelperser“ auf dem John-F.-Kennedy-Platz vor dem Rathaus Schöneberg.
Bildquelle: Fotograf: W. Schulze* / FU Berlin, UA, Foto_2Juni67-F/097

Das Universitätsarchiv ist das „Gedächtnis der Freien Universität“. In jeder Newsletter-Ausgabe stellt es uns eine Archivalie zur Geschichte unserer Hochschule vor.

Dieses Mal: Anti-Schah-Demonstrierende und „Jubelperser“ in Aktion – AStA-Fotobestand zu den Demonstrationen am 2. Juni 1967 restauriert, erschlossen und digitalisiert.

Die Polizeigewalt während der Demonstrationen anlässlich des Berlin-Besuchs des Schahs von Persien am 2. Juni 1967 wird heute als ein wesentlicher Auslöser für die folgende Radikalisierung der Student*innenbewegung angesehen. Der AStA der Freien Universität Berlin gründete am folgenden Tag einen autonomen Untersuchungsausschuss, der den Tod des FU-Studenten Benno Ohnesorg durch eine Polizeikugel und die weiteren Misshandlungen von Demonstrant*innen im Zuge der Proteste aufklären sollte. Die Studierenden beobachteten Gerichtsverhandlungen, protokollierten Diskussionen und trugen selbst Augenzeugenberichte und Fotos von Pressefotografen zusammen, mit deren Hilfe sie die Ereignisse rekonstruierten.

Die überlieferten Fotos, die einen Teilbestand der Sachthematischen APO-Sammlung bildeten und 2004 mit der Übernahme des gesamten APO-Archivs ins Universitätsarchiv gelangten, wurden dank einer Spende der Ernst-Reuter-Gesellschaft der Freunde, Förderer und Ehemaligen der Freien Universität Berlin e.V. zunächst von einem Wasserschaden restauriert und konnten danach digitalisiert und inhaltlich erschlossen werden. Viele der 131 Fotos waren unter anderem durch einen Schimmelbefall stark beschädigt und wurden nun hochauflösend digitalisiert, um sie trotz des schlechten Erhaltungszustands der Benutzung zugänglich zu machen.

Einzelne Fotos zeigen dabei einige Opfer der Gewaltexzesse. Der überwiegende Teil der Bilder dokumentiert jedoch die Demonstrationen und Interaktionen zwischen Demonstrierenden und Polizisten an den beiden Hauptschauplätzen der Proteste: Am Vormittag des 2. Juni 1967 demonstrierten Studierende vor dem Rathaus Schöneberg gegen den Schah von Persien Mohammed Reza Pahlavi, als dieser sich während seines ersten Programmpunkts ins Goldene Buch der Stadt eintrug. Am Abend formierten sich Proteste vor der Deutschen Oper, wo der Schah mit seiner Frau zu einer Aufführung von Mozarts „Zauberflöte“ erwartet wurde. Darüber hinaus gibt es einige Fotos, die die Geschehnisse vor dem Schloss Charlottenburg und dem Café Kranzler auf dem Kurfürstendamm zeigen.

Die vom AStA gesammelten Fotos dienten dem autonomen Untersuchungsausschuss vor allem dazu, die Eskalation der Gewalt im Verlauf des 2. Juni 1967 nachzuvollziehen. Es steht zu vermuten, dass der AStA im Nachgang der Ereignisse Pressefotografen um die Überlassung ihrer Fotos gebeten hat. Die Perspektive einiger Fotos lässt darauf schließen, dass es sich bei ihren Urhebern um offizielle Pressevertreter gehandelt haben musste, da nur diese den abgesperrten Bereich betreten durften. In diesem Interesse versahen die beteiligten Studierenden zahlreiche der auf den Fotos abgebildeten Polizisten mit kleinen Aufklebern, auf denen sie ihnen Nummern zuordneten und verglichen, in welchen Situationen bestimmte Polizisten und Mitglieder der iranischen Geheimpolizei aufgetaucht waren. Auch die ebenfalls digitalisierten Rückseiten der Fotos sind mit verschiedenen Nummernsystemen versehen. Zukünftig interessierte Forscher*innen können nun beispielsweise untersuchen, ob sich ein Zusammenhang mit überlieferten Zeug*innenaussagen herstellen lässt.

Der Fotobestand ist nun online recherchierbar unter: https://archiv.fu-berlin.de/home/#/content/b9276c41b71f443d8a57a7e2df7dba67.

Aus urheberrechtlichen Gründen können nur die Erschließungsinformationen zu den Fotos veröffentlicht werden, nicht jedoch die Digitalisate der Fotos. Diese können jedoch auf Anfrage unter archiv@fu-berlin.de im Universitätsarchiv bestellt werden.

Weitere Informationen

Originale archivieren und dauerhaft sichern“ – Bericht über die bevorstehende Restaurierung und Digitalisierung des Fotobestands | Tagesspiegel-Beilage der Freien Universität vom 26.02.2022