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„Manchmal müssen auch ITler mit Spaten oder Pumpe versuchen, etwas zu retten.“

Marc Schremmer, Mitarbeiter FUB-IT

12.05.2025

In der FUB-IT ist Marc Schremmer normalerweise mitverantwortlich dafür, dass die IT-gestützten Dienste zur Unterstützung von Forschung, Lehre, Studium und Verwaltung der Freien Universität Berlin laufen.

Ein Blick in den Serverraum, der in der Nacht der Stromausfalls mit provisorischem Strom beleuchtet wurde.

Ein Blick in den Serverraum, der in der Nacht der Stromausfalls mit provisorischem Strom beleuchtet wurde.
Bildquelle: Harald Scheelken

Wie haben Sie vom Stromausfall erfahren?

Ich wurde am Sonntagabend von der Zentralwarte angerufen. Wir von der FUB-IT waren zu dem Zeitpunkt alle zu Hause. In unserem System haben wir dann gesehen, dass die Netzersatzanlage – also unser Dieselgenerator – angesprungen war, weil es kein normales Stromnetz mehr gab.

Was war Ihre erste Reaktion?

Tatsächlich konnte ich es im ersten Moment fast gar nicht glauben. Wir als Rechenzentrum sind redundant angebunden. Das heißt unser Stromnetz ist ringförmig aufgebaut. Der Strom kann so von mehreren Seiten fließen und steht deswegen eigentlich bei einer Störung immer noch zur Verfügung. Wir haben wirklich nicht damit gerechnet, dass der gesamte Ring ausfällt.

Konnten Sie sich in der FUB-IT behelfen?

Der Leiter der FUB-IT, Michael Flachsel, der Leiter der FUB-IT Infrastruktur, Harald Scheelken, und ich haben uns direkt auf den Weg zur Freien Universität gemacht. Wir haben dann zur Reduzierung des Energiebedarfs, zusammen mit vielen Kolleg*innen, die remote direkt zur Verfügung standen, einige Server heruntergefahren. Also alles, was nicht die Kerndienste der FU betrifft. Auch die Kolleg*innen der Informatik haben sehr schnell reagiert und noch Sonntagabend von zu Hause aus Server heruntergefahren. Unser größtes Problem war, dass im Laufe der Nacht der Diesel unseres Notfallgenerators knapp wurde. Und wir irgendwie dafür zu sorgen mussten, dass der Diesel noch mitten in der Nacht nachgetankt wird.

Wie haben Sie es geschafft, mitten in der Nacht Dieselnachschub zu organisieren?

Das hat zum Glück über Kontakte zum Technischen Hilfswerk geklappt. Die sind dann mit einem 700-Liter-Dieseltank zur Freien Universität gekommen und waren auch komplett mit Eigenstrom versorgt und konnten so den Diesel in unseren Tank pumpen.

Haben Sie so etwas während Ihrer Beschäftigung an der Freien Universität schon einmal erlebt?

Einen Stromausfall in diesem Ausmaß habe ich noch nicht erlebt. Es gab tatsächlich einige Vorfälle. Zum Beispiel eine große Rauchentwicklung im Keller, weil eine Anlage überhitzt war. Oder ein heftiger Starkregen, bei dem ein Kollege und ich versucht haben – völlig durchnässt und auch in der Nacht –, Gräben auszuheben, damit das Wasser nicht in Schächte und Hauseinführungen, also Kabeldurchführungen durch Außenwände, läuft. Viele Leute denken bei IT bestimmt an Menschen, die den ganzen Tag vor dem Rechner sitzen. Aber wir haben häufig auch Einsätze, bei denen man irgendwie improvisieren muss oder eben mit einem Spaten oder einer Pumpe durch die Gegend rennt und versucht, irgendwas zu retten.

Woran werden Sie sich noch lange erinnern?

In das Generatorhäuschen bei uns zu gehen, wo der Notfallgenerator lief: Wir reden hier über einen Schiffsdiesel, der normalerweise ein Kreuzfahrtschiff mit Strom versorgt. Da muss man schon mit voller Kraft die Tür aufziehen, weil in dem Häuschen ein solcher Unterdruck herrscht. Und selbst mit geräuschunterdrückenden Kopfhörern ist dieser Raum unglaublich laut, und man spürt richtig die Vibrationen von dieser Anlage. Das war sehr beeindruckend.