Natur & Bildung by Bike 2023
3. Radtour durch den Bezirk: Natur & Bildung by Bike 2023
Politik trifft Natur-, Umwelt- und Nachhaltigkeitsbildung in Steglitz-Zehlendorf
Am 1. September machten sich 21 Radfahrer:innen auf Erkundungstour zu grünen und außerschulischen Lernorten im Bezirk Steglitz-Zehlendorf, darunter Bezirksstadtrat Urban Aykal sowie interessierte Bezirkspolitiker:innen. Das Format „Natur & Bildung by Bike fand 2023 bereits zum dritten Mal statt. Ziel der Veranstaltungsreihe ist es, Einblicke in die vielseitige und wichtige Bildungsarbeit ausgewählter Einrichtungen und Lernorte zu geben, „Atmosphäre zu schnuppern“ und für politische Unterstützung zu werben. Eingeladen hatte die Koordinierungsstelle für Natur-, Umwelt- und Nachhaltigkeitsbildung (NUN) Steglitz-Zehlendorf mit Sitz an der Freien Universität Berlin und ihr bezirklicher Bildungsbeirat.
Die Tour startete an der Peter-Lenné-Schule, Oberstufenzentrum für Natur und Umwelt, eine der Vorreiterinnen der Berliner Schullandschaft in Sachen Nachhaltigkeit. Weitere Stationen waren die Jugendfreizeiteinrichtung Schottenburg und das Nachbarschaftshaus Wannseebahn. Angrenzend an eine ökologische Modellsiedlung wird hier seit fast 30 Jahren engagierte Nachbarschafts-, Nachhaltigkeits- sowie Kinder- und Jugendarbeit betrieben. Letzte Anlaufstation war das Museum Domäne Dahlem, welche Landwirtschaft mit spannenden Ausstellungen und interaktiver Wissensvermittlung verbindet.
Die Peter-Lenné-Schule gilt heute schon als Vorreiterin in der Umsetzung der Schwammstadtprinzipien. Die Schule experimentiert mit Lösungen zum Auffangen und Nutzen von (Regen-)Wasser: In Berlin einzigartig ist die Kombination aus Zisternen zur Regenwassernutzung, die multifunktionale Wasseranlage (Teich) mit angrenzender Versickerung des anfallenden Regenwassers der Dachflächen und Grundwasserbrunnen zur Bewässerung der Gartenanlagen. Die zahlreichen Projekte der Schule werden in der Regel in Zusammenarbeit mit den Schülerinnen und Schülern umgesetzt, die so direkt Praxiserfahrung sammeln können: Sei es beim Bau und der Erprobung von Trockentoiletten, von denen eine ähnliche auch im Bäkepark zu finden ist, beim Bau einer Pflanzenklär- und Biogasanlage, sowie eines „Smart-Energy Hauses“ in Kooperation mit der SRH-Hochschule, Berlin. Perspektivisch soll das Thema „Biodiversität“ sowohl auf dem eigenen Gelände als auch im angrenzenden Fischtalpark verstärkt angegangen und in die schulischen Lehrpläne des Gartenbaus integriert werden.
Stephan Alker, Schulleiter und Klaus Pellmann, Fachbereichsleiter Umweltmanagement der Peter-Lenné-Schule sehen die größte Herausforderung in der Gewinnung von Nachwuchs. Zwar würden die Schüler:innen-Zahlen an der Peter-Lenné-Schule wieder steigen, doch müsse deutlich mehr in die Berufsvorbereitung von Schüler:innen investiert werden, erklärten sie. Sie plädierten auch dafür, Willkommensklassen stärker als bisher in der Berufsvorbereitung mitzudenken. Wichtig sei es, dass das Sozialprestige der Ausbildung wieder steige. In der Zwischenzeit gehe es auch darum, mehr multiprofessionelle Teams aufzubauen, dies auch um fehlende Ressourcen abzupuffern.
Auch die Jugendfreizeiteinrichtung Schottenburg beeindruckte die Teilnehmenden mit ihren vielfältigen Angeboten und den zahlreichen Möglichkeiten, die die Jugendlichen auf dem großzügigen Gelände mit Sport-, Spiel-, Parcourplatz und Freiflächen haben. Karl Maurer und sein Team stellten das Haus mit seiner Fahrradwerkstatt, dem Foodsharing-Fairteiler, der Nähstube, den Bandräumen und Tonstudio und vielem mehr vor. Sie präsentierten auch das durch die Bürgerstiftung Steglitz-Zehlendorf unterstützte Plastik Projekt, in dem zuvor gemeinsam gesammelter Plastikmüll geschreddert, eingeschmolzen und zu neuem Leben verholfen wird. Dabei erfahren Kinder und Jugendliche viel über Mehrwert und Probleme des Plastiks und seiner Nutzung. Die große Nachfrage nach Workshops zum Thema könne das Team nicht abdecken. Karl Maurer betonte, dass Personal u. a. für die Umsetzung solch wichtiger Projekte fehle. Auch die finanzielle Förderung zum Kauf weiterer Maschinen, zur Produktion von Flyern zur Öffentlichkeitsarbeit sowie eine Förderung für Solar- und Windenergieanlagen – dies auch für das Nachbarschaftshaus Wannseebahn – sei wünschenswert. Für die Arbeit des Nachbarschaftshauses Wannseebahn betonte Karl Maurer den Mehrwert niedrigschwelliger, leicht zugänglicher Nachbarschaftsbudgets, die von den Nachbarschaftshäusern verwaltet werden, um Ideen und kleinere Projekte schnell und flexibel ohne Bürokratie umsetzen zu können.
Steffen Otte, Vorstand und Direktor der Stiftung Domäne Dahlem, führte die Teilnehmenden zunächst in die Kochkiste, in den Räumlichkeiten des ehemaligen American Forces Network (AFN) auf dem Domäne-Gelände. Die Domäne Dahlem ist ein LebensMittelPunkt, d. h. hier findet regelmäßig eine „Küche für alle“ statt, in der vegetarisch mit geretteten Lebensmitteln und ergänzt mit hofeigenen Bio-Produkten gekocht wird. Er präsentierte außerdem das Grüne Klassenzimmer, einen Garten, in dem sich Schulklassen praktisch ausprobieren können. Steffen Otte betonte die Wichtigkeit außerschulischer Lernorte und die damit verbundenen Lernerfahrungen der Kinder und Jugendlichen, die Schule allein so nicht bieten könne.
Deutlich wurde auf der Radtour neben der Bildungsvielfalt der bezirklichen Bildungslandschaft, wie stark sie in den letzten Jahren zusammengewachsen ist. Die angefahrenen Lernorte sind langjährige und verlässliche Partner:innen in der bezirklichen und berlinweiten Bildungslandschaft. Sie sind wichtige Ansprechpartner:innen und Anlaufstellen für Kinder, Jugendliche und Familien, aber auch Verwaltung, Politik und zahlreiche weitere Einrichtungen und leisten damit einen wichtigen Beitrag für die Gestaltung und das Zusammenleben im Bezirk.
Die Bezirkspolitiker:innen und mitfahrenden NUN-Bildner:innen waren sich einig, dass die NUN-Bildung angesichts der fortschreitenden Klima- und Biodiversitätskrise in Berlin gestärkt und gefördert werden muss. Das gegenseitige Kennenlernen und der persönliche Austausch sind erste wichtige Schritte, um die Qualität und Quantität der Bildung im Bezirk zu fördern und die Einrichtungen zu stärken.