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Tischgespräche: kontrovers, dialogisch, diskursiv

Tisch 1: Angebot und Nachfrage? Treffen die bezirklichen Umweltbildungsangebote und Lernorte die Bedarfe von Schulen, Kitas und Co.?

Thementisch 1 wurde moderiert von Petra Brandstädter, Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie. Gemeinsam mit den Tischgastgeber*innen und den Teilnehmenden ging sie der Frage nach, wie außerschulische und schulische Lernorte besser zusammengebracht werden könnten und wie es um die Bedarfe beider Seiten gestellt ist.

Tischgastgeber Stephan Schlütter, Pädagogischer Leiter der Gartenarbeitsschule Steglitz-Zehlendorf berichtete den Teilnehmer*innen aus seiner Perspektive als Betreiber eines grünen Lernortes. Er gab Einblicke in den Alltag und die Bedarfe außerschulischer Lernorte.

Tischgastgeberin Kerstin Litti-Voßkamp, Lehrerin der Mühlenau Grundschule brachte den Interessierten ihre Wahrnehmung der Verfügbarkeit von außerschulischen Lernorten näher. Zudem berichtete sie von ihren eigenen Erfahrungen mit der Integration von außerschulischem Lernen im Unterrichtsalltag.

Die Diskussion in dieser Runde ergab, dass es an einer Angebotstransparenz mangelt. Im Besonderen fühlen sich Kitas benachteiligt, die oftmals vermittelt bekommen, an außerschulischen Lernorten nur geduldet zu sein, da sich das Programm meist nur an Kinder im schulreifen Alter richtet. Auf Seiten der Einrichtungen wurde schnell klar, dass bereits eine große Aus- und stellenweise Überlastung besteht. Ein häufig genanntes Problem seien Personalmangel und unsichere beziehungsweise unzureichende Finanzierung. Als Lösungsvorschlag wurde ein regelmäßiger Newsletter zu Angeboten an außerschulischen Bildungseinrichtungen in Steglitz-Zehlendorf genannt. Auch sei es von großer Bedeutung, dass Natur-, Umwelt- und Nachhaltigkeitsbildung nicht nur von Einzelkämpfer*innen in den formalen Bildungseinrichtungen weitergetrieben werde. Um eine breitere Unterstützung in der Belegschaft zu haben, sei es unumgänglich, BNE stärker in die Ausbildungen von Lehrer*innen und Erzieher*innen zu verankern. Auch Eltern sollten dabei nicht außen vor gelassen werden, sondern stärker in die Gestaltung einbezogen werden. 

Tisch 2: Gemeinsam stark: Netzwerken und Kooperieren – Wie wächst zusammen, was zusammengehört?

An diesem Tisch erwartete die Teilnehmenden eine spannende Diskussion zur Bedeutung von Netzwerken und Kooperationen zwischen Bildungsakteuren, die von Dagmar Birkelbach, Koordinationsstelle Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf, moderiert wurde. 

Gastgeberin Vivian Ryll, Leiterin des Sonnenhauses Berlin, berichtete dabei von ihren Erfahrungen mit der Vernetzung im kleinen Rahmen. Ralf Liebau von der Stiftung Naturschutz Berlin und Prozessbegleiter der berlinweiten bezirklichen Koordinierungsstellen konnte das Gespräch durch seine Einblicke in das Potenzial und die Hemmnisse eines berlinweiten Netzwerks bereichern.

Nachdem die Teilnehmer*innen eine große Sammlung an gewinnbringenden Netzwerken und Kooperationen gesammelt hatten und sich über die Voraussetzungen für ein Gelingen verständigt hatten, ging das Gespräch zu der Frage über, wie das Vorhandene optimiert werden und Missstände behoben werden könnten. Es wurden unter anderem Wünsche nach einer Regionalkonferenz zum Thema Umwelt, einem Ideenpool für die Verankerung von Natur-, Umwelt- und Nachhaltigkeitsbildung im Schulalltag und nach einer Multiplikatorenschulung geäußert. Auch an diesem Tisch wurde der Bedarf einer stärkerer Integration der Kitas in außerschulische Bildungsprogramme benannt. Zudem ergab die Diskussion, dass Vernetzung nicht an den Bezirksgrenzen aufhören, sondern darüber hinausgehen sollte.

Tisch 3: Sponsoring oder öffentliche Förderung: Welche Finanzierungsmodelle braucht die Umweltbildung in Berlin und im Bezirk?

Diese Gesprächsrunde wurde moderiert von Karola Braun-Wanke von der Koordinierungsstelle Natur-, Umwelt- und Nachhaltigkeitsbildung im Bezirk Steglitz-Zehlendorf und beschäftigte sich mit Fragen zur Finanzmittelakquise, die ein grundlegender Bestandteil der Umwelt- und Nachhaltigkeitsbildung ist. 

Begrüßt wurden die Teilnehmer*innen von drei Tischgastgeberinnen. Karola Lakenberg, Gruppenleiterin Biologische Vielfalt von der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, konnte von ihrer langjährigen Erfahrung von öffentlicher Förderung aus Verwaltungssicht berichten. Anke Küttner, Abteilungsleiterin Stadtgrün und Umweltbildung der Grünen Liga Berlin, unterstützte die Diskussion mit Einblicken aus ihrem Alltag, der oft von Finanzmittelakquise geprägt ist. Spannende Hinweise konnte auch Sabine Schepp von Engagement Global geben. Sie ist Expertin für die Finanzierung von Projekten zum globalen Lernen.

Die Tischrunde fand schnell einen Konsens: es fehlt an Geld. Akteure der Natur-, Umwelt- und Nachhaltigkeitsbildung arbeiteten meist als Freiberufliche, die mit einer Spanne von 15 bis 25 Euro pro Stunde zu schlecht bezahlt seien. Hinzu komme die Unsicherheit, wie es nach dem Ende einer Förderperiode weitergehen solle. Nur zu oft erwies sich das Ende von Förderung als Tod von Projekten. Abhilfe aus dieser prekären Lage könne die Gründung eines Kiezfonds nach dem Beispiel Schönebergs schaffen. Auch wurde auf die Bedeutung von gesammelten und aktuellen Hinweisen über Finanzierungsmöglichkeiten verwiesen, die gerade auf der Webseite der Koordinierungsstelle aufgebaut werden und viel kostbare Recherchezeit ersparen könne.

Tisch 4: Rechthaben, Zuhören, Mitnehmen: Trotz konträrer Überzeugungen im Dialog bleiben

Moderiert von Michael Rauscher, Programmbereichsleiter Politische Bildung und Sprechen an der Victor-Gollancz-Volkshochschule Steglitz-Zehlendorf, widmete sich dieser Tisch der aktuell drängenden Frage nach der Kommunikation im Bereich des Umwelt- und Klimaschutzes. 

Die Tischgastgeberin Janna Hoppmann, Umweltpsychologin, konnte dabei sowohl aus theoretischer als auch aus praktischer Perspektive berichten. Diese praktische Perspektive wurde von der Tischgastgeberin Nicole Hartmann von Extinction Rebellion erweitert. 

Die Gesprächsrunde tauschte sich zunächst über positive und negative Erfahrungen im Bereich des Kommunizierens von Aktionen und Aktivitäten aus. Im Dialog mit Menschen mit konträren Überzeugungen sei es von großer Bedeutung, stets auf einer wertschätzenden Ebene zu kommunizieren. Dissens solle dennoch benannt werden, wenngleich ohne Vorwürfe oder persönliche Angriffe. Ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht böte hierfür die beste Form des Austauschs. Die Diskussionsteilnehmer*innen einigten sich drauf, dass auch im Bereich der Kommunikation eine Kooperation von großer Bedeutung sei. Statt allein zu bleiben, solle man sich verbünden, um so gemeinsame Kommunikationsstrategien zu erarbeiten. Einigkeit herrschte auch bei der Frage nach dem Umgang mit extremen Meinungen. Hier zeige eine Diskussion oder ein Dialog selten Wirkung und es sollte davon abgesehen werden, diesen Positionen einen Raum zu geben.

Tisch 5: Jugend als Changemaker: Wie kann Partizipation und Mitbestimmung in der Umwelt- und Nachhaltigkeitsbildung auf Augenhöhe gelingen?

Dieser Tisch wurde von Karl Maurer, Geschäftsführer des Nachbarschaftshauses Wannseebahn e. V. moderiert. Die Teilnehmenden wurden von den Tischgastgebern Malte Berg und Marten Neun von der Klima AG des Goethe-Gymnasiums und Wolfgang Schwarz vom Fortbildungszentrum für nachhaltige Entwicklung (BNE-Zentrum) begrüßt und in eine angeregte Diskussion eingeführt.

Die Diskutierenden widmeten sich der Frage, wie Freiwilligkeit in die Schule transportiert werden könne. Festgehalten wurde, dass das Schulsystem augenblicklich wenig Raum für die Erfahrung von Selbstwirksamkeit zuläßt. In Anbetracht dessen sei davon auszugehen, dass eine Transformation zunächst einmal Raum und Zeit brauche, um sich zu entwickeln. Gute Ansatzpunkte könnten jedoch schon mit Peer-to-Peer Formaten oder mit der Öffnung von Schulen zu Experten von außerhalb gemacht werden. Grundlage dafür sei jedoch ein Grundverständnis bei Eltern und Lehrer*innen, die sich ebenso wie Schüler*innen in einem Prozess des Lernens und des Umdenkens befinden sollten.