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Wie funktioniert Hochschulfinanzierung?

Die Hochschulfinanzierung beeinflusst maßgeblich die Qualität und Zugänglichkeit von Lehre und Forschung. In Deutschland erfolgt die Finanzierung von Hochschulen primär durch staatliche Mittel, ergänzt durch Drittmittel und verschiedene sonstige Einnahmen. Die Hochschulfinanzierung ist ein komplexes Zusammenspiel aus staatlicher Grundförderung, wettbewerbsbasierten Drittmitteln und weiteren Aktivitäten der Hochschulen. Ziel ist es, ein leistungsfähiges, chancengerechtes und international konkurrenzfähiges Hochschulsystem zu gewährleisten.

Wie finanziert sich eine Universität – und warum ist das aktuell ein Problem?

Eine große Universität wie die Freie Universität Berlin bewegt viel Geld: Über 700 Millionen Euro inklusive der Drittmittel umfasst der Haushalt jährlich. Klingt nach viel? Stimmt – aber der größte Teil dieser Summe ist langfristig gebunden: in Arbeitsverträgen, in Mieten, in Betriebskosten für Gebäude, in Infrastruktur und in Forschungsvorhaben.

Wenn davon kurzfristig 37 Millionen Euro gestrichen werden sollen, ist das wie der Versuch, mitten im laufenden Betrieb die Flügel eines Flugzeugs abzuschrauben – ohne abzustürzen. Warum das so ist, erklären wir hier.

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Wie finanziert sich die Freie Universität Berlin?

Die Freie Universität erhält ihre Mittel aus unterschiedlichen Quellen:

  • Landesmittel (ca. 462 Mio. Euro jährlich): Sie machen den größten Teil aus und finanzieren den Alltag – Personal, Lehre, Verwaltung, Gebäudeunterhalt.
  • „Drittmittel“ (ca. 153 Mio. Euro): Gelder von Forschungseinrichtungen (z. B. Deutsche Forschungsgesellschaft (DFG), EU-Programmen, Stiftungen oder Unternehmen – meist für zeitlich befristete Forschungsprojekte.
  • Weitere Einnahmen (ca. 91 Mio. Euro): etwa durch Kooperationen, eigene Einnahmen ( z.B. Kleintierversorgung) und weiteere Sonderprogramme des Landes (Z.B. das Berliner Chancengleicheitsprogramm)

Wofür gibt die Freie Universität ihr Geld aus?

Die Freie Universität plant ihren Haushalt in der Regel im Rahmen von Doppelhaushalten auf der Grundlage der im Hochschulvertrag festgelegten Mittelzuweisungen. Der Haushaltsplan der FU ist zweckentsprechend in einzelne Kapitel unterteilt – im privaten Bereich ist das mit unterschiedlichen Konten oder Geldbörsen für unterschiedliche Zwecke (Urlaub, laufende Ausgaben etc.) vergleichbar. Die Kürzungen, die auf die FU Berlin zukommen beziehen sich ausschließlich auf die Landesmittel, die das Land überweist. Mittel aus Einnahmen oder Drittmittel, über die beispielswiese Projekte oder auch die Berlin University Alliance finanziert werden, sind hiervon unangetastet. Nicht schlimm also? Doch! Denn über die Mittel, die das Land der FU zuweist wird die Grundstruktur der FU Berlin finanziert. Dies sind Personal, IT, Mieten, sowie die Bewirtschaftung der Infrastruktur und vieles mehr.

  • Etwa 390 Mio. Euro für Personal (inkl. Studentische Beschäftigte)
  • Etwa 53 Mio. Euro für Gebäudebewirtschaftung und Mieten
  • Etwa 63 Mio. Euro für Bauprojekte (Sanierung und neue Projekte)
  • Etwa 47 Mio. Euro Sachausgaben (IT, Geschäftsbedarf, Administration des Alltags etc.)
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Das bedeutet: Ein grosser Anteil der Mittel ist gebunden durch feste Verpflichtungen und können nicht sofort eingespart werden. Ein so genannter Abstrukturierungsprozess ist erforderlich, um die Struktur der FU Berlin an den Haushalt der FU Berlin anzupassen. Denn: die Kürzungen des Landes sind strukturell, das heißt wir werden in den folgenden Jahren Budgets die die Kürzungen 2025 zur Basis haben erhalten.   

Warum sind die geplanten Kürzungen so problematisch?

Das Land Berlin hat für das Jahr 2025 den Zuschuss an die Freie Universität um rund 8 % gekürzt – das entspricht etwa 37 Millionen Euro. Das ist eine riesige Summe Geld – jedoch noch problematischer als die Höhe ist: Diese Lücke kurzfristig zu schließen, ist nahezu unmöglich, denn:

  • Die meisten Mittel sind gebunden (Verträge, Infrastruktur, Bauvorhaben).
  • Nachhaltiges Sparen braucht Investitionen: Wer z. B. Verwaltungskosten senken will, muss erst die Digitalisierung hochfahren– das kostet zunächst mehr Geld, bevor es Einsparungen bringt.
  • Ohne Umsicht drohen massive Schäden: weniger Studienplätze, gestrichene Forschungsprojekte, steigende Belastung für Mitarbeitende.

Und was ist mit den Rücklagen? Könnte man die nicht einfach verwenden?

Immer wieder wird gefragt: Hat die Uni keine Rücklagen?

Ja – aber: Diese Rücklagen sind – neben den Versorgungsrücklagen (in Berlin liegen die Pensions- und Rentenlasten der Beamt*innen bei den Hochschulen) – kein Sparkonto für schlechte Zeiten, sondern in der Regel fest eingeplant für langfristige Investitionen in die Bausubstanz. Etwa, wie wenn man für eine Eigentumswohnung oder ein anderes großes Projekt spart, um zu gegebener Zeit genug Eigenkapital zu haben.

Für die Universität heißt das, es wurde über Jahrzehnte gespart für Investitionen wie:

  • Die Sanierung maroder Gebäude
  • Modernisierung der technischen Infrastruktur
  • Klimaschutzmaßnahmen (z.B. Photovoltaikanlagen) und Digitalisierung (z.B. auch Absicherung der Basis IT)
  • Strategische Entwicklungen wie neue Studienangebote oder Forschungscluster

Ein Großteil dieser Rücklagen ist rechtlich oder planerisch bereits gebunden. Würde man sie jetzt auflösen, hieße das:

Langfristige Zukunftssicherung aufgeben – für kurzfristige Löcher.

Rücklagen heute aufbrauchen, heißt: Übermorgen fällt das Dach ein – im wörtlichen und im übertragenen Sinn. Eine Alternative wird von Seiten des Landes in der Hochschulbaugesellschaft gesehen, die es den Hochschulen ermöglichen soll, kreditfinanziert zu bauen und zu sanieren. Aber wer die Kredite dann finanziert ist noch nicht geklärt. Ein weiteres Risiko für die Universität! Wir berichten, sobald wir genaueres zur Hochschulbaugesellschaft und dem damit verbundenen Prozedere wissen!