Gendern bei Nicht-Muttersprachler*innen und sehbehinderten Menschen
Manche Menschen befürchten, dass das Gendern und die Nutzung des Sternchens Nicht-Muttersprachler*innen oder blinde und sehbehinderte Menschen daran hindern, an Informationen teilzuhaben. Dabei wird die Debatte über sprachliche Inklusion und gendergerechte Sprache nicht nur in Deutschland und auch nicht nur unter sehenden Menschen geführt.
Weltweit ist es Menschen ein Anliegen, andere inklusiv und diskriminierungsfrei anzusprechen. Das erfordert in verschiedenen Sprachen unterschiedliche Herangehensweisen. Natürlich heißt das, dass Menschen, die Deutsch lernen, vielleicht etwas dazulernen müssen, was sie nicht im Sprachkurs vermittelt bekommen haben – aber das tun sie ohnehin jeden Tag. Auch deswegen ist es hilfreich, wenn Regeln klar definiert sind.
Die Regelung der Freien Universität zu gendergerechter Sprache bezieht sich auf die offizielle Kommunikation. Das bedeutet zum Beispiel, dass Formulare und Rundschreiben inklusiv gehalten sind: etwa durch die Anrede „Guten Tag“ und die Verwendung des Asterisks (Dozent*innen). Dieser Sprachgebrauch begegnet uns auch in vielen anderen Zusammenhängen, nicht nur an der Freien Universität.
Die Freie Universität bemüht sich um den Abbau von sprachlichen Barrieren, beispielsweise durch mehrsprachige Formulare sowie durch leicht verständliche und übersichtliche Informationen in deutscher Sprache. Denn sehr lange, verklausulierte Sätze oder die Verwendung vieler Fremdwörter sind oft größere sprachliche Barrieren, als die Verwendung geschlechtsneutraler Bezeichnungen oder des Gendersterns.
Die Verwendung gendergerechter Sprache ist auch keine wesentliche Barriere für sehbehinderte Menschen: Inzwischen können viele Screenreader so eingestellt werden, dass sie mit dem Sternchen gut umgehen können und eine sehr kurze Pause beim Vorlesen machen, so wie auch sonst in der mündlichen Sprache beim Genderstern üblich. Die Freie Universität Berlin hat sich dazu unter anderem mit den Positionen des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband e.V. auseinandergesetzt. Der Verein spricht sich grundsätzlich für eine gendergerechte Sprache aus und favorisiert inklusive sprachliche Lösungen, die keine Sonderzeichen benötigen, etwa Formulierungen wie „Team“. Wenn eine Kurzform jedoch erforderlich ist, spricht sich der Verein für Sonderzeichen aus, die „konsensual“ sind – also die Verwendung des Zeichens, auf das sich die meisten einigen können, und empfiehlt aktuell den Genderstern. Er rät von der Verwendung des Doppelpunkts ab.
Das Sternchen ist auch dem Rat für deutsche Rechtschreibung zufolge die am häufigsten verwendete Kurzform und kommt so dem Wunsch nach einem Konsenszeichen am nächsten. Auch eine umfassende Studie der Überwachungsstelle des Bundes für Barrierefreiheit von Informationstechnik kommt zu dem Ergebnis, dass die Verwendung des Gendersterns in digitalen Anwendungen zu empfehlen ist.
Mehr Informationen zu barrierefreiem Gendern
- Stellungnahme der bukof-Kommission für Studentische Angelegenheiten (KostA) zur Frage der Barrierearmut gendersensibler Sprache
- Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e.V.
- Webportal digitale Barrierefreiheit im Internet
- BIZEPS – Zentrum für Selbstbestimmtes Leben
- Blog von Birgit Rydlewski
- Taz Artikel zu barrierefreier Kommunikation im Netz (2019)
- Studie und Empfehlung der Überwachungsstelle des Bundes für Barrierefreiheit in der Informationstechnik zu gendergerechter, digital barrierefreier Sprache
- Kompendium gendersensible Sprache des Bundesverbands der Kommunikatoren