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Gastgeber:innen und Gäste 2017

Steven van der Laan zu Gast bei Veronika Settele (März–April 2017)

  

Steven van der Laan und Veronika Settele

Veronika Settele und Steven van der Laan arbeiten beide an einer Dissertation, in deren Zentrum Tiere stehen. Sie beschäftigen sich mit der Industrialisierung der Nutztierhaltung im 20. Jahrhundert. Veronika Settele ist an Fragen der Haltung von Rindern, Schweinen und Geflügel interessiert und untersucht sowohl die konkreten Veränderungen im Stall als auch deren gesamtgesellschaftliche Auswirkungen. Steven van der Laan, dessen akademische Heimat die Universität Utrecht ist, konzentriert sich auf die Zucht von Schweinen und deren Veränderung durch technisch-wissenschaftliche Innovationen. Die beiden Projekte ergänzen sich ausgezeichnet: Während Veronika Settele untersucht, wie sich Tierhaltungsbetriebe in Fabriken verwandelten, analysiert Steven van der Laan, wie aus den Schweinen darin Produktionseinheiten wurden.

Im Rahmen des Dahlem Junior Host Program werden Veronika Settele und Steven van der Laan zur transnationalen Dimension der Industrialisierung der Nutztierhaltung arbeiten und sich zunächst den konkreten wissenschaftlichen, kulturellen und materiellen Austauschbeziehungen zwischen Deutschland und den Niederlanden widmen. Ihr geteiltes Forschungsinteresse beinhaltet außerdem Zusammenhänge zwischen Konsumverhalten, Wissenschaft und Landwirtschaft (1), Planungsvision, die teils realisiert wurden, teils scheiterten (2), die Veränderung von moralischen Haltungen gegenüber menschlicher Machbarkeit im Rahmen intensiver Nutztierhaltung (3).

Zudem wird Steven van der Laan am 27. April 2017 einen öffentlichen Vortrag im Rahmen des Colloquiums zur Zeitgeschichte von Prof. Cornelius Torp halten. Diese Veranstaltung ermöglicht Kontaktaufnahme und Austausch mit interessierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern rund um Berlin und leitet damit über zum größeren Ziel der Kooperation: der Organisation eines internationalen Workshops zu transnationalem Transfer während und bei der Industrialisierung landwirtschaftlicher Tierhaltung im 20. Jahrhundert.

Maximilian Benz zu Gast bei Johannes Traulsen (Juni 2017)

 

Maximilian Benz und Johannes Traulsen

Die um 1300 entstandene, in der Kantonsbibliothek von St. Gallen aufbewahrte Handschrift VadSlg Ms. 302 enthält zwei historiographische Texte: Strickers Karl ist eine Bearbeitung des Rolandsliedes  und stellt Karls des Großen wichtige Schlacht von Roncevaux literarisch dar. Rudolfs von Ems Weltchronik erzählt die Geschichte der Welt von der Schöpfung bis zur Herrschaft König Salomons. Die Verbindung dieser beiden Texte in einem Manuskript bringt zwei Mediävisten zusammen. Dr. Maximilian Benz (Universität Zürich) ist im Begriff, seine Habilitationsschrift zu Rudolf von Ems und der Poetik seines Werkes abzuschließen. Johannes Traulsen (Freie Universität Berlin) beginnt gerade mit einer Forschungsarbeit zu mittelalterlichen Darstellungen Karls des Großen. Dementsprechend stellt die St. Gallener Handschrift einen vielversprechenden Untersuchungsgegenstand für beide Wissenschaftler und einen ausgezeichneten Grund für eine Kooperation dar. Wir werden uns bei der Arbeit auf das Thema der Herrschaft und seine Bedeutung für Handlung, Darstellung und Rezeption der beiden Erzählungen konzentrieren. Wir haben mehrere Arbeitstreffen während einer Woche im Sommer geplant, um unsere Forschungsergebnisse abzugleichen und um unseren Zugang zur Handschrift und den Texten zu konzeptualisieren. Darüber hinaus werden wir einen öffentlichen Workshop im Herbst organisieren, um die Ergebnisse unserer Zusammenarbeit zu präsentieren und diskutieren.

Dana Sajdi zu Gast bei Colinda Lindermann und Rossella De Luca (Juni 2017)

   
Dana Sajdi, Colinda Lindermann und Rosella De Luca

Colinda Lindermann und Rossella De Luca sind Doktorandinnen der Dahlem International Network Junior Research Group “Arabic Philology and Textual Practices in the Early Modern Period” unter der Leitung von Prof. Dr. Islam Dayeh.

Colinda Lindermann untersucht anhand frühmoderner arabischer Wörterbücher zum Thema Lehnwörter und Sprachfehler die geistesgeschichtliche und gesellschaftliche Rolle der frühmodernen arabischen Philologen im Diskurs über Sprachentwicklung und Sprachverfall.

Rossella De Luca untersucht, ausgehend von der prämodernen arabisch-islamischen humanistischen Tradition, Ǧurǧī Zaydān's (1861-1914) philologischen und sprachwissenschaftlichen Beitrag zu modernen Debatten über die Entwicklung der arabischen Sprache und deren Rolle in der intellektuellen und kulturellen Bewegung der Nahḍa.

Dana Sajdi ist Associate Professor of Islamic and Middle Eastern History am Fachbereich Geschichte des Boston College. Sie ist Expertin auf dem Gebiet der Produktion historischer Texte in der Frühmoderne. Indem sie Textproduktion als soziale und materielle Praxis betrachtet, verbindet sie geschichts- und literaturwissenschaftliche Methoden, um die primär philologischen Forschungsprojekte von Rossella De Luca und Colinda Lindermann in einen neuen Kontext zu stellen. Die Zusammenarbeit von Dana Sajdi, Rossella De Luca und Colinda Lindermann im Rahmen des Dahlem Junior Host Program findet statt in Form eines zweiwöchigen Projekts mit dem Titel „Texte als Gegenstände und Bilder“. Ziel des Projekts ist es, Methoden zu erkunden, mit denen die Informationen in Primärquellen „übersetzt“ und visualisiert werden können, um das kulturgeschichtliche Verständni der frühmodernen arabisch-islamischen Gesellschaft zu fördern.

Kiril Mladenov zu Gast bei Strahil Panayotov (Juni–Juli 2017)

   

Kiril Mladenov und Strahil Panayotov

Kiril Mladenov und Strahil Panayotov arbeiten zusammen an einem Artikel, welcher die Gesundheit des assyrischen Königs Esarhaddon und seiner Familie untersucht (7. Jahrtausand v. Chr.).

Kiril Mladenov hat vor kurzem seine Doktorarbeit bezüglich der politischen und sozialen Geschichte Esarhaddons an der Universität Sofia, Bulgarien, abgeschlossen. Strahil Panayotov ist Postdoc im BabMed, ERC-Projekt an der Freien Universität Berlin und beschäftigt sich mit mesopotamischen medizinischen Texten.

 Ihre Zusammenarbeit, unterstützt durch das Dahlem Junior Host Programm, untersucht die Gesundheit von Esarhaddon und der assyrischen Königsfamilie durch eine Kombination von keilschriftlichen Schlüsselquellen. Diese Artefakte, welche sich jetzt im britischen Museum befinden, wurden in der Hauptstadt des Assyrischen Reiches, Ninive (jetzt Mossul), entdeckt. Dort hat der König Esarhaddon mit seiner Familie gelebt. Kiril und Strahil werden einen sorgfältigen Blick auf jene königlichen Briefe werfen, welche die Gesundheitsprobleme der assyrischen Königsfamilie erwähnen und die relevante medizinische Terminologie mit der antiken therapeutischen Enzyklopädie von Ninive verbinden. Auf diese Weise wird man zeigen können, wie die körperlichen und seelischen Leiden von Esarhaddon sowie seiner Familie therapiert worden sind. Dabei soll keine retrospektive Diagnose unternommen, sondern eine allgemeine Beschreibung der Beschwerden der assyrischen Königsfamilie umrissen werden.

Beatrice Kitzinger zu Gast bei Tina Bawden (Juni–Juli 2017)

 

Beatrice Kitzinger und Tina Bawden

Beatrice Kitzinger und Tina Bawden arbeiten beide zu frühmittelalterlichen illuminierten Handschriften. Beatrice Kitzinger ist Assistant Professor am Department of Art and Archaeology der Princeton University. Ihr derzeitiges Projekt, „Presence and History in Carolingian Gospel Illumination“ beschäftigt sich mit der Verschränkung von Bilderzählung und Konzepten von gesta und historia in der karolingischen Buchkunst und Schriftkultur. Tina Bawden ist derzeit Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kunsthistorischen Institut der Freien Universität Berlin. In ihrem Projekt „Topologies of the Codex: Space in Carolingian and Anglo-Saxon Manuscript Illumination“ untersucht sie Zusammenhänge zwischen Strukturen räumlicher Darstellung im Buch und dem Buch als Raum ausbildendes, materielles Objekt.

Beide Forscherinnen interessieren sich sowohl für den Objektcharakter mittelalterlicher Handschriften sowie des Buchs allgemein, als auch spezifisch für den Einsatz und Stellenwert von Bildern und visuellen Strukturen im christlichen Buchtypus des Evangeliars. Im Kooperationsprojekt wollen sie durch das Ausprobieren unterschiedlicher Modelle in Berliner Sammlungen und Institutionen das Potenzial gemeinsamen wissenschaftlichen Arbeitens mit mittelalterlichen Handschriften erproben, mit anderen Forscherinnen und Forschern diskutieren und eine Sommerschule für Nachwuchswissenschaftler/innen planen.

Salima S. El Mandjra zu Gast bei Sarah Dornhof (August–September 2017)

   

Salima S. El Mandjra und Sarah Dornhof

Salima S. El Mandjra und Sarah Dornhof teilen ein Interesse für zeitgenössische künstlerische Praktiken in Marokko und haben bereits, in Kooperation mit dem Goethe-Institut Rabat, an einer Gesprächsreihe mit marokkanischen Künstlerinnen und Künstlern zusammengearbeitet.

Salima S. El Mandjra ist Architektin und lehrt an der École Nationale d'Architecture in Rabat. Sie beschäftigt sich mit den soziokulturellen Veränderungen in der Stadt, insbesondere mit Entwicklungen räumlicher Praktiken und mit sozialen Repräsentationen, die urbane Landschaften und Fragen des Kulturerbes betreffen. Ebenfalls zu ihren Forschungsinteressen zählen Genderfragen und zeitgenössische Kunst in Marokko. Sarah Dornhof forscht und lehrt an der Abteilung Kunst Afrikas am Kunsthistorischen Institut der Freien Universität Berlin. In ihrem Habilitationsprojekt beschäftigt sie sich mit Veränderungen von Konzeptionen der Öffentlichkeit in Marokko, die in Wechselwirkung mit künstlerischen Praktiken zu beobachten sind.

Im Rahmen des Dahlem Junior Host Programms werden beide Forscherinnen auf der Grundlage von Video- und Audioaufnahmen von Künstlergesprächen, die von Oktober 2016 bis Februar 2017 im Goethe Institut in Rabat stattfanden, an der Publikation dieser Materialien arbeiten und gemeinsam wissenschaftliche Artikel darüber vorbereiten. Ihr Treffen dient der Diskussion und dem Austausch, der Vertiefung von Fragestellungen und Vermittlungsstrategien, sowie der Planung weiterer Zusammenarbeit.

Dina Aboul Fotouh Hussein Salama zu Gast bei Falk Quenstedt (August–September 2017)

 

Dina Salama und Falk Quenstedt

Dina Salama und Falk Quenstedt widmen sich beide in ihrer Forschung dem Vergleich zwischen der arabischen und der deutschen Literatur des Mittelalters sowie Fragen der Transkulturalität, insbesondere mit Blick auf den Mittelmeerraum als einer Zone des Austauschs. Dina Salama ist Professorin für Deutsche Literatur des Mittelalters an der Universität Kairo in Ägypten und hat sich in ihren Arbeiten immer wieder komparatistisch mit verschiedenen Texten und Gattungen der arabischen und der deutschen Literatur auseinandergesetzt. Falk Quenstedt ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Teilprojekt B02 „Das Wunderbare als Konfiguration des Wissens in der Literatur des Mittelalters“ (Leitung: Jutta Eming) im Rahmen des Sonderforschungsbereichs 980 „Episteme in Bewegung“. In seinem Dissertationsprojekt untersucht er ein ‚Wissen vom Orient’, wie es in ähnlicher Weise in arabischen und mittelhochdeutschen Reiseerzählungen erscheint.

Dina Salama und Falk Quenstedt haben zu den gleichen Texten, wie etwa dem Herzog Ernst, geforscht und dabei beide Impulse der transcultural studies für ihre Forschung aufgriffen. Der Gastaufenthalt wird zunächst einem Austausch über das Projekt von Falk Quenstedt dienen, wobei theoretische Annahmen und vorläufige Ergebnisse im Mittelpunkt stehen werden. Darüber hinaus ist die Vorbereitung einer gemeinsamen Veröffentlichung zum Guoten Gêrhart Rudolfs von Ems geplant: Der Text, der in einigen Aspekten dem Herzog Ernst ähnelt, erzählt von der Handelsreise eines deutschen Kaufmanns, die ihn u.a. in eine reiche ‚orientalische’ Stadt führt, wo er freundlichen Kontakt mit einem ortsansässigen Händler pflegt, schließlich aber auch christliche Sklaven freikauft. Der Guote Gêrhart bietet viele Möglichkeiten, historische literarische Verhandlungen von Transkulturalität innerhalb eines mediterranen Settings zu untersuchen. Schließlich dient das gemeinsame Projekt auch der Planung zukünftiger Kooperationen, wie etwa der eines Panels im Rahmen einer internationalen Konferenz zu transkulturellen Perspektiven in der Germanistik.

Aurélia Gaillard zu Gast bei Marie-Irène Igelmann (September–Oktober 2017)

 

Aurélia Gaillard und Marie-Irène Igelmann

Aurélia Gaillard ist Professorin für französische Literatur des 18. Jahrhunderts an der Université Bordeaux Montaigne in Frankreich. Ihre Forschung konzentriert sich insbesondere auf Simulacra des menschlichen Körpers - beispielsweise Automaten, Marionetten, Statuen, Androiden und anatomische Modelle, wie zum Beispiel Wachstatuen - in der französischen Literatur, Ästhetik und Philosophie des 17. und 18. Jahrhunderts. Ihre Forschung berücksichtigt dabei den naturwissenschaftlichen Kontext der damaligen Zeit, worunter sowohl die sich stetig weiterentwickelnde Naturphilosophie als auch die wachsende Anerkennung für die medizinische Praxis zu zählen ist. Gaillard begreift Simulacra des menschlichen Körpers als heuristische Modelle, Metaphern und Wunderwerke, die den zunehmend freiwerdenden Platz Gottes in der Weltanschauung der Aufklärung einnahmen.

Marie-Irène Igelmann ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Theaterwissenschaft der Freien Universität Berlin. Im Rahmen ihres Dissertationsvorhabens bei Frau Prof. Dr. Doris Kolesch untersucht sie die Metapher des „mannequin“ in Diderots Werk. Diderot verwendet diese Metapher in einer seiner wichtigsten theatertheoretischen Schriften, dem Paradoxe sur le comédien, um seine Vorstellung eines idealen Schauspielers zu versinnbildlichen. Ziel ihrer Dissertation ist es, das ästhetisch-anthropologische Konzept, das sich hinter dieser Metapher verbirgt, herauszuarbeiten.

Im Rahmen des Dahlem Junior Host Program 2017 werden sich Aurélia Gaillard und Marie-Irène Igelmann auf die Entstehungsgeschichte der Metapher des „mannequin“ in Diderots Werk fokussieren, indem sie Diderots Auffassung des menschlichen Körpers im dazumal vorherrschenden philosophischen und naturwissenschaftlichen Diskurs kontextualisieren. Sie werden sich insbesondere mit Descartes’, La Mettries, Condillacs und Vaucansons Einfluss auf Diderots philosophisch-ästhetische Schriften auseinandersetzen. Am Ende von Aurélia Gaillards Gastaufenthaltes werden sie einen interdisziplinären Workshop zum Thema „Diderot and 18th Century Human Simulacra“ am Institut für Theaterwissenschaft der Freien Universität Berlin geben, um die Arbeitsergebnisse ihres gemeinsamen Forschungsvorhabens zu präsentieren und zur Diskussion zu stellen.

Daniel Lanzinger zu Gast bei Matthias Adrian (September–Oktober 2017)

 

Daniel Lanzinger und Matthias Adrian

Prophetie und Mantik im lukanischen Doppelwerk

Untersucht wird das Phänomen der Prophetie, wie es sich im lukanischen Doppelwerk darstellt. Heterogene Motive und Gestalten, die dort mit Prophetie in Verbindung gebracht werden, werfen die Frage auf, welche kulturellen und textlichen Verwobenheiten dieser Darstellungen geltend zu machen sind. Dabei soll der Blick auf verschiedene Quellen gerichtet werden: Neben Septuaginta und weiteren Texten des hellenistischen Judentums sollen auch pagane Zeugnisse zu Prophetie und Mantik einbezogen werden. Ziel ist die kulturellen Skripte freizulegen, welche die lukanischen Texte bei den intendierten Leserinnen und Lesern in Bezug auf Prophetie aktivieren. Dadurch soll ein tieferes Verständnis der Kommunikationsabsichten dieser Texte mit Blick auf die antiken Erstrezipientinnen und -rezipienten erreicht werden.