Von Alumni für Alumni: Besuch im Botanischen Garten
Von Alumni für Alumni: Besuch im Botanischen Garten
Spannende Einblicke in die Arbeit des Botanischen Gartens, abgerundet mit einem Ausklang im Grünen bei einer Führung durch den Nutzpflanzengarten – am 13. Juni 2025 besuchten wir Alumna Frau Dr. Luiza Bengtsson. Seit 2024 leitet sie die Abteilung Museum und Gesellschaft des Botanischen Gartens.
Der Botanische Garten mit dem zugehörigen Museum ist eine Sammlungsinstitution – geleitet von der Mission „erklären, erhalten, erforschen“ geht es hier darum, biologische Vielfalt zu verstehen.
Neben der Lebendsammlung von 20.000 Pflanzenarten, darunter ein über 300-Jähriger Kaktus, umfasst die Sammlung auch ein umfangreiches Herbarium, das Aufschluss gibt, wie sich biologische Vielfalt entwickelt hat und was wo wann gewachsen ist.
Die Dahlemer Saatgutdatenbank beherbergt Wildpflanzen und gefährdete Arten aus Berlin und Brandenburg. Die DNA-Bank umfasst 50.000 DNA- und Gewebeproben von Pflanzen, Pilzen, Algen und Flechten. Die wissenschaftshistorische Sammlung des Museums, welches nach 2027 wiedereröffnet wird, beherbergt Archivalien und Objekte aus vergangener Zeit. Eines dieser Objekte ist derzeit im Ägyptischen Museum ausgestellt, ein weiteres wird im Herbst an das Deutsche Historische Museum ausgeliehen. Die öffentlich zugängliche Bibliothek des Botanischen Gartens ist die größte Bibliothek für Botanik in Deutschland, gegründet wurde sie 1819.
Der Botanische Garten mit seiner fast 350-jährigen Tradition versteht sich auch als Daten- und Kompetenzzentrum, zum Beispiel wird auch Biodiversitätssoftware entwickelt und es gibt viele Forschungsprojekte. Untersucht werden zum Beispiel Glockenblumen und wie sie sich weiterentwickeln aufgrund veränderter Bedingungen. Geforscht wird auch an Kieselalgen, von denen es, wie Forscher*innen vermuten, über 100.000 Arten gibt. Für das Leben auf der Erde sind sie essenziell – Kieselalgen produzieren 25 % des weltweiten Sauerstoffs. Es gibt sie in verschiedenster Formenvielfalt, sie kommen nicht nur im Wasser, sondern auch im Boden vor. Täglich werden neue Arten entdeckt, am Botanischen Garten wurden 50 davon entdeckt.
Berlinweit kooperiert der Botanische Garten auch mit dem Ethnologischen Museum und dem Museum für Naturkunde. Auch international ist der Botanische Garten gut vernetzt und in diversen Netzwerken aktiv, u.a. mit vielen Verbindungen in den globalen Süden, wo die Biodiversitäts-Hotspots zu finden sind.
Die Abteilung Wissenschaft und Gesellschaft, die Luiza Bengtsson leitet, verfolgt die Zielsetzung, botanische Forschung in die Gesellschaft zu tragen. Es geht um die Interaktion von Wissenschaft und Gesellschaft, dazu gehören Bildungsprogramme für Kinder und Erwachsene, Veranstaltungen, wie der jährlich stattfindende Tag der Biodiversität am 22. Mai, Workshops, Führungen, Vorträge und Beratungen.
Bei einigen Projekten wird zusammen mit Bürger*innen geforscht. Ein Beispiel ist das Citizen Science-Projekt „Die Herbonauten“ – hier geht es darum, alte Etiketten mit handschriftlichen Einträgen von zum Beispiel Alexander von Humboldt und anderen Botaniker*innen und Forscher*innen zu entziffern.
Wer es etwas digitaler und aktueller mag, kann über die App iNaturalist, einem Open Source Projekt aus der Wissenschaft, dazu beitragen, neue Arten zu entdecken.
Die Botanische Beratungsstelle berät beispielsweise zur artgerechten Stadtbegrünung mit regionalem Saatgut. Die Pilzberatung am Botanischen Garten gibt es mittlerweile schon seit 130 Jahren. Auch Schülergruppen sind häufig im Botanischen Garten. Der Wunsch von Frau Bengtsson ist, dass jede Berliner Schülerin und jeder Berliner Schüler in seiner Schullaufbahn mindestens einmal den Botanischen Garten besucht.
Die Alumni-Gruppe zeigte sich begeistert über die vielen Einblicke – in die Projekte, in die Forschung, in Räume mit gestapelten Herbarien und schließlich die sommerliche Frische des Nutzpflanzengartens mit heranreifendem Gemüse, Beeren und Blütenpracht. Ebenso vielfältig waren die Studienfächer der Alumni selbst, von Ägyptologie, Biologie, Geowissenschaften, Ethnologie, Politikwissenschaften, Skandinavistik, Mathematik, Medizin, Meteorologie, Soziologie und Psychologie, Musikwissenschaften bis Jura, Informationswissenschaften, BWL und VWL waren zahlreiche Disziplinen der FU vertreten. Im weiteren Austausch entdeckten die Alumni gemeinsame Themen, Geologinnen aus verschiedenen Jahrgängen fanden zusammen, die Biologinnen fachsimpelten über Bezeichnungen verschiedener Pflanzen, eine Alumna sprach schwedisch mit Frau Bengtsson und erste Möglichkeiten der Kooperation wurden angedacht.
Eine Alumna feiert dieses Jahr das 20-jährige Jubiläum ihrer Hochzeit, die damals im Mittelmeerhaus des Botanischen Gartens stattfand. Aktuell ist dies leider nicht mehr möglich, die Haushaltskürzungen des Berliner Senats stellen den Botanischen Garten vor Herausforderungen. Möglichkeiten zu unterstützen, sind neben ehrenamtlicher Mitarbeit zum Beispiel Pflanzenpatenschaften oder auch der Kauf einer Jahreskarte.
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