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Emilija Gagrčin

Emilija Gagrčin kam aus ihrer Heimat Serbien zum Studium an die Freie Universität. 2013 wurde sie mit dem DAAD-Preis für hervorragende Leistungen ausländischer Studierender an deutschen Hochschulen ausgezeichnet.

17.01.2018

Emilija Gagrčin engagiert sich beruflich und privat im Bildungsbereich und für den interkulturellen Dialog.

Emilija Gagrčin engagiert sich beruflich und privat im Bildungsbereich und für den interkulturellen Dialog.
Bildquelle: Predrag Momčilović

Emilija Gagrčin studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft sowie Politikwissenschaft und schloss daran den Master "Medien und politische Kommunikation" an. 2013 erhielt sie den DAAD-Preis für hervorragende Leistungen ausländischer Studierender. Aktuell arbeitet sie im Programmbereich Schülerförderung der Stiftung der Deutschen Wirtschaft.

Was ist Ihnen aus Ihrer Zeit an der Freien Universität besonders in Erinnerung geblieben?

Die Sprachkurse, die man zusätzlich belegen konnte. Während meiner Zeit an der FU habe ich lange Spanisch und Portugiesisch gelernt. Dass mir die Kurse so gut gefallen haben, ist zum größten Teil dem außerordentlichen Engagement unserer Dozent*innen zu verdanken, die mit großer Leidenschaft und Energie ihre Sprache unterrichteten. Sie eröffneten mir mit ihren Erfahrungen und kulturellen Hintergründen ganze Welten! Die Stimmung war in diesen Kursen demzufolge meistens sehr gut und man konnte leicht neue Menschen kennenlernen. Als Teil des Unterrichts waren wir manchmal zusammen in portugiesischen Cafés, bei Filmfestivals, Buchlesungen… Das habe ich sehr genossen!

Was ist das Wichtigste, das Sie hier gelernt haben?

Kritisch zu sein, vor allem Strukturen und Hierarchien gegenüber. Ich habe meine Schulzeit in Serbien verbracht und war es nicht gewohnt, die Autorität von Lehrenden und vorgegebene Inhalte zu hinterfragen. Am Otto-Suhr-Institut hatte ich dann viel Gelegenheit zu lernen, dass man als Studi den Unterricht auch aktiv mitgestalten kann und dass die Dozierenden nicht immer Recht haben müssen bzw. dass gute Argumente überzeugen können. Auch für das konstruktive Feedback bin ich vielen Dozierenden dankbar. Mir eine kritische Meinung zu bilden und meine Denkmuster stets zu hinterfragen – das habe ich während meiner Zeit an der FU gelernt.

Welchen Tipp würden Sie Ihrem jüngeren Ich heute geben?

Nicht nur meinem jüngeren Ich, sondern das sage ich allen Erstsemestler*innen, die mir begegnen: Du musst im ersten Semester Bachelor nicht wissen, was Diskurs ist oder was es bedeutet, hegelianisch zu argumentieren (dies kann gerne mit anderen fachspezifischen Konzepten ersetzt werden). Und auch, dass die Kompliziertheit der Sätze über den Inhalt noch lange nichts sagt; dass es also okay ist, Verständnisfragen zu stellen und Kommiliton*innen oder Dozent*innen aufzufordern, das Gesagte mit anderen Worten zu wiederholen. Wir wollen letztendlich alle verstehen, verstanden werden und mitreden können, oder nicht? Dafür ist die Uni da.

Wenn ich meiner Uni zum 70. Geburtstag etwas schenken dürfte,…

…dann wäre es eine Instanz oder ein Programm für die systematische und langfristige Betreuung von ausländischen Studierenden, die ihr ganzes Bachelor und/ oder Masterstudium an der FU absolvieren. Ausländische Studis an der Uni zu haben wird hoch angepriesen, weil Diversity hip ist, allerdings wird diese Diversität nur teilweise gelebt – Studis, vor allem, wenn sie ihr erstes Studium in Deutschland anfangen, sind oft überfördert, fühlen sich alleine gelassen und es dauert oft lange, bis sie sich an der Uni richtig zurecht finden. Der McKinsey Hochschulbildungsreport mit Schwerpunkt auf internationaler Bildung aus dem Jahr 2015 gibt z.B. Auskunft darüber, wie die Integrationssituation von ausländischen Studis an deutschen Hochschulen aussieht. Ich finde es schon ein bisschen komisch, dass ca. 40% der deutschen Studis keinen Kontakt mit den ausländischen haben. Andererseits sind auch viele pädagogische Kräfte durch die Diversität im Unterrichtsraum herausgefordert und wissen oft nicht, wie sie internationale Studis als Ressource nutzen könnten. Ich wünsche der FU also, dass sie zu einem wahrhaftig internationalen und interkulturellen Ort wird, an dem internationale Studis als wahre Bereicherung und nicht als statistische Zierde wahrgenommen und behandelt werden.