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Vorbei heißt nicht vergangen

Konferenz zum Thema „Kalter Krieg“

23.05.2011

Von Andreas Etges

„The past is never dead“, schrieb der amerikanische Schriftsteller William Faulkner 1951 in seinem Werk Requiem for a Nun. „It's not even past.“ Dasselbe gilt für den Kalten Krieg. Er ist einerseits „Geschichte“, doch auch er ist damit nicht vergangen. Das gilt nicht nur, weil immer neue Archivquellen zugänglich werden, neue Erkenntnisse gewonnen und Neuinterpretationen verfasst werden. Es gilt auch deshalb, weil der Kalte Krieg das Leben vieler Millionen Menschen in besonderer Weise geprägt hat. Seine Spuren sind noch immer an vielen Orten zu finden, nicht zuletzt in Deutschland. Zugleich wird an die politische Epoche in Ausstellungen und mit Museumsneugründungen, durch Gedenktage, Denkmäler, Dokumentar- und Spielfilme, Kunst und Kultur immer wieder neu erinnert.

Nicht nur in Kontroversen auf nationaler und internationaler Ebene wird darum gerungen, wie diese Zeit repräsentiert und wie an sie erinnert werden soll. Eine internationale Konferenz über den Kalten Krieg, seine Geschichte, Erinnerung und Repräsentation beschäftigt sich im Juli 2011 in Berlin mit diesen Themen. Eröffnet wird die Tagung am 14. Juli mit einer von der Senatskanzlei finanzierten Podiumsdiskussion im Berliner Rathaus zum Thema „Das geteilte Europa und die Überwindung des Kalten Krieges“. Es diskutieren Wolfgang Ischinger, Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz und ehemaliger deutscher Botschafter in Washington und London, der amerikanische Diplomat J. D. Bindenagel – zu Wendezeiten stellvertretender Leiter der US-Mission in Ostberlin – sowie ein russischer Vertreter. Angefragt ist der Präsident des Europäischen Parlaments, der polnische Politiker Jerzy Buzek.

Historiker und Museumskuratoren, Politiker und Künstler aus West- und Osteuropa, aus den USA, Russland und Vietnam werden an den beiden folgenden Tagen in der Europäischen Akademie Vorträge über Meistererzählungen, Erinnerungsorte, öffentliches und privates Erinnern, Filme, Romane und Schulbücher halten. Berlin als zentraler Ort des Kalten Krieges, an dem alljährlich hunderttausende Besucher aus aller Welt nach dessen Spuren suchen, ist Thema eines Diskussionsforums und Hintergrund der Tagung. Die Initiative ging von Historikern aus Deutschland und dem Ausland sowie von Museumsmitarbeitern und Politikern aus, die in Kooperation mit dem Berliner Senat seit einigen Jahren an einer Dauerausstellung zur Geschichte des Kalten Krieges in seiner lokalen, nationalen und internationalen Dimension am ehemaligen Grenzübergang Checkpoint Charlie arbeiten.

An der Organisation und Finanzierung der Konferenz sind das John-F.-Kennedy-Institut der Freien Universität und viele Partner beteiligt, darunter die Deutschen Historischen Institute in London, Moskau und Washington, das Zentrum für Zeithistorische Forschung und das Militärgeschichtliche Forschungsamt in Potsdam. Zu den Beteiligten gehören ferner die Europäische Akademie Berlin, das Alliiertenmuseum, das Deutsch-Russische Museum in Karlshorst, die Stiftung Berliner Mauer und das Cold War International History Project in Washington.

Der Autor ist Professor für Nordamerikastudien am John-F.-Kennedy-Institut