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Berlin als zweite Heimat

23.05.2011

Alexandra Lysakova aus Rostow am Don

Alexandra Lysakova aus Rostow am Don
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

An der Freien Universität gibt es eine Vielzahl russischer Studierender und Gastwissenschaftler – der Weg einiger Alumni der Universität führte wiederum nach Russland. Wir stellen hier einige der Menschen vor, die am regen Austausch zwischen beiden Ländern teilhaben. Sie geben Auskunft zu Unterschieden zwischen Deutschland und Russland und zu ihren individuellen Beweggründen und Erfahrungen.

Peter Tolstoy (35) aus St. Petersburg

„An die Freie Universität kam ich vor etwa zehn Jahren als Master-Student. Dann habe ich mit einem Kekulé-Stipendium am Institut für Chemie und Biochemie promoviert, war hier Post-Doc und leite jetzt eine Forschergruppe der physikalischen und theoretischen Chemie. Bei vielen Stationen meiner bisherigen wissenschaftlichen Laufbahn habe ich von deutsch-russischen Fördermaßnahmen profitiert. In meiner Arbeitsgruppe untersuchen wir mithilfe modernster Technik Wasserstoffbindungen. Das sind bewegliche Bindungen, die nicht so leicht experimentell untersucht werden können. An Berlin faszinieren mich vor allem die Freiheit in der wissenschaftlichen Arbeit und die gute technische Ausrüstung, die mir all das erst ermöglicht. Mittelfristig möchte ich aber eine Stelle in Russland finden und versuchen, dort nach deutschem Vorbild weiterzuforschen.“

Boris Tawakkoli (40) aus Berlin

„Als gebürtiger Berliner habe ich Anfang der Neunziger Jahre an der Freien Universität Spanisch und Französisch studiert. Rückblickend betrachtet hatte ich nicht nur exzellenten Sprachunterricht, es war auch eine wichtige Orientierungsphase. Nach Sprachaufenthalten in Spanien und Frankreich habe ich mich Richtung Betriebswirtschaftslehre orientiert. Fremdsprachen und interkulturelle Kompetenz sind für mich privat wie beruflich sehr wichtig geblieben. Vor anderthalb Jahren bin ich nach Russland gegangen, um ganz bewusst eine neue Herausforderung zu suchen. Das ist jetzt meine sechste Sprache, und ich bin einer von wenigen Ausländern im russischen Tochterunternehmen einer großen deutschen Versicherung. Was den deutsch-russischen Austausch betrifft, stoße ich hier auf ein sehr positives Klima.“

Alexandra Lysakova (27) aus Rostow am Don

„Ich mache zusätzlich zu meinem russischen Diplom einen Master-Abschluss an der Freien Universität. Mein Germanistik-Studium in Russland war sehr theoretisch, deshalb ist mir eine praxisnahe Herangehensweise jetzt umso wichtiger. Die Dozenten in meinem Studiengang „Angewandte Literaturwissenschaft“ kommen durchweg aus der Berufspraxis, sie arbeiten zum Beispiel in Verlagen, als freie Journalisten oder in kulturellen Einrichtungen. Die Beziehung zu den Lehrenden ist hier viel weniger distanziert als in Russland, und die Kontakte könnten für den Berufseinstieg nützlich sein. Aber auch die Art der Studienorganisation mit dem Online-System Campus-Management finde ich sehr gut. Berlin ist meine zweite Heimatstadt geworden, und ich werde auch nach dem Master hier bleiben.“