Kennedys Handschrift
Zum Amtsantritt des US-Präsidenten vor 50 Jahren: Feierstunde mit persönlichen Erinnerungen
19.02.2011
Sein Berlin-Besuch am 26. Juni 1963 dauerte gerade einmal acht Stunden, seine Rede an der Freien Universität etwa 45 Minuten. John F. Kennedy besaß ein besonderes Talent, das er auch in kürzester Zeit zu nutzen wusste: Mit seinen Idealen und seiner Ausstrahlung schaffte er es, viele seiner Zuhörer persönlich zu berühren. Persönliche Erinnerungen waren es auch, die der Feierstunde zur Amtseinführung des US-Präsidenten Kennedy vor 50 Jahren eine spezielle Atmosphäre verliehen.
Der Einladung der Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika in Deutschland und der Freien Universität waren rund 400 Gäste in den Henry-Ford-Bau gefolgt.
Wer denn Kennedys Berlin-Besuch miterlebt habe, wollte US-Botschafter Philip D. Murphy wissen – und unter Beifall erhob sich nach und nach ein Dutzend Menschen im Hörsaal A: Sie hatten den 35. US-Präsidenten 1963 als Schüler vor dem Schöneberger Rathaus bejubelt oder während seiner Ansprache am Nachmittag vor dem Henry-Ford-Bau der Freien Universität interessante Begebenheiten beobachtet: „Konrad Adenauer soll während Kennedys Rede eingenickt sein“, erinnerte sich eine frühere Studentin, die damals als eine von 20 000 Universitätsangehörigen in der Garystraße gestanden hatte, wo dem US-Präsidenten die Ehrenbürgerwürde verliehen wurde. Mit seiner Rede an der Freien Universität habe Kennedy die deutsche Politik entscheidend beeinflusst, sagte der Präsident der Freien Universität, Professor Peter-André Alt: „Von ihr gingen Impulse aus, die in den seit 1970 verhandelten Ostverträgen der sozialliberalen Koalition als 'Wandel durch Annäherung' Realpolitik wurden.“
Kennedys Besuch in Dahlem beleuchtete eine Ausstellung, die das John-F.-Kennedy-Institut für Nordamerikastudien und das Universitätsarchiv der Freien Universität organisiert hatten. Die Exponate, darunter Fotos, Filme und auch handschriftliche Notizen sowie Gastgeschenke Kennedys werden nochmals zur Langen Nacht der Wissenschaften im Mai gezeigt. Der US-Präsident hatte nicht nur eine besondere Beziehung zur Freien Universität, die 1948 mithilfe amerikanischer Unterstützung gegründet worden war. Er war Berlin eng verbunden, denn die geteilte Stadt spielte inmitten des Kalten Krieges eine weltpolitische Rolle.
Der Mythos Kennedy scheint ungebrochen, die Stärke seiner Ideen und Ideale reiche bis in die heutige Zeit, spannte US-Botschafter Murphy den Bogen ins Jahr 2011. Statt des Kalten Krieges sei man mit neuen globalen Herausforderungen konfrontiert. Hierbei erinnerte Murphy an ein berühmtes Zitat Kennedys: „Es gibt kein Problem der Menschheit, das Menschen nicht lösen können“, hatte er 1963 seine studentischen Zuhörer in einer Rede ermutigt. Ein Satz, der für den US-Botschafter das eigentliche Vermächtnis John F. Kennedys ist. nik