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Wie schmecken Papaya-Samen?

Im Botanischen Garten lernen Viertklässler viel über die Früchte der Tropen und fairen Handel

12.10.2009

Ganz schön scharf: Im Botanischen Garten der Freien Universität durften die Kinder auch Papayasamen kosten.

Ganz schön scharf: Im Botanischen Garten der Freien Universität durften die Kinder auch Papayasamen kosten.
Bildquelle: Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin-Dahlem

Von Gesche Hohlstein

Kim kneift die Augen zusammen und verzieht das Gesicht: „Uuuuhhh, scharf!“, hechelt er. Der Viertklässler hat gerade einen Papayasamen gekostet – und ist überhaupt nicht begeistert. Dabei hatte sich die grünlich-gelbe Frucht mit der glatten Schale, die er und seine Klassenkameraden kurz zuvor mit geschlossen Augen ertasten mussten, so gut angefühlt.

Kim ist mit der 4. Klasse der Nahariya-Grundschule zu Besuch im Botanischen Garten der Freien Universität Berlin, um die Früchte der Tropen zu erkunden. So heißt das Bildungsprogramm, das mit Beginn dieses Schuljahres gestartet ist und an dem der Botanische Garten und das Botanische Museum Berlin-Dahlem, die Botanikschule, der Deutsche Entwicklungsdienst – Schulprogramm Berlin (DED) und das Entwicklungspolitische Bildungs- und Informationszentrum (EPIZ) beteiligt sind.

Warum ist die Banane krumm? Wie sehen Kakaofrüchte aus? Und wie schützt sich die Ananaspflanze gegen gefräßige Tiere? Auf der Suche nach Antworten pirschen Kim, Annemarie und Murat laufen durch die schwülwarmen Gewächshäuser. Die Grundschüler sind in mehreren Gruppen mit einem Plan unterwegs, suchen Pflanzen, betrachten sie genau und beantworten Fragen zu deren Aufbau und zu ihrer Umwelt. Teamarbeit ist wichtig, denn jede Gruppe muss ein Lösungswort herausfinden, damit die Klasse schließlich den großen Schatz. finden kann.

Spielerisch lernen die Kinder so Wissenswertes über die Biologie der Pflanzen und die Klimabedingungen in ihrem Lebensraum. Die Schüler sollen aber auch etwas darüber erfahren, wie der Mensch sorgsam mit der Natur umgehen kann.

In den Mittelpunkt des Bildungsprogramms wurden deshalb bewusst die tropischen Nutzpflanzen Banane, Kakao, Kaffee, Baumwolle und tropische Gewürze gestellt. An deren Beispiel wird auch über den Alltag und die Arbeitsbedingungen in einem Anbauland gesprochen, ebenso wie über Handel, Produkte und Ernährung. Beim selbständigen Erforschen, Dokumentieren und Beobachten, in Rallyes, Rollen- und Erkundungsspielen lernen die Schüler, globale Zusammenhänge erkennen und etwas über ökologische und ökonomische Aspekte rund um die Nutzung tropischer Pflanzen.

Die Programm-Angebote sind in Modulen aufgebaut und können nach Belieben kombiniert werden. Schulklassen nehmen an Exkursionen teil, die von einer Doppelstunde bis zu fünf Tagen dauern.

Die globalen Zusammenhänge vermitteln Referenten des DED und des EPIZ. Wie sehen Alltag und Arbeitsbedingungen der Menschen in den Herkunftsländern der Früchte aus? Wie funktioniert der Handel und wie schmecken die Produkte? Aspekte wie Kinderarbeit und Kinderrechte werden altersgerecht und leicht verständlich erklärt.

Die Viertklässler der Nahariya-Grundschule lernen bei ihrem Besuch Yuliana Irawati Gubernath kennen; sie kommt aus Indonesien und weiß sehr viel über Bananen. Die Referentin des EPIZ erzählt von großen Plantagen in ihrer Heimat und zeigt den Schülern auf sehr anschauliche Weise, dass das Ernten tropischer Früchte auch Schwerstarbeit sein kann.

Eine große, reife Bananenstaude kann mehr als 50 Kilogramm wiegen und damit mehr als die meisten Viertklässler. Wer erntet die schweren Stauden und wie kommen sie nach Deutschland?

Die Schüler erfahren, was fairer Handel bedeutet, und sie lernen indonesische Feiern, Sprache, Spiele und Musik kennen. In Kochkursen können sie den Verarbeitungsweg vom Rohstoff bis zum Produkt verfolgen, beispielsweise, wie aus Kakao Schokolade wird. Yuliana stellt mit den Kindern kleine Schüsseln aus einem Bananenblatt her, die nach Gebrauch einfach auf den Kompost kommen. Aber vorher wird eine selbst zubereitete Bananensüßspeise aus diesem Blatt gegessen. „Lecker, ich liebe Bananen!“, ruft Murat.

„Es hat viel Spaß gemacht“, sagt Leonie am Ende strahlend. Für Lehrerin Monika Gysi steht fest, dass die Früchte der Tropen auch nach diesem Tag noch Thema bleiben werden in der Klasse. Sie will das Ganze im Sachkundeunterricht nachbereiten: „Wir werden die Mama von Kim zum Kochen einladen, damit sie der Klasse die Zubereitung einer Bananenblüte in der kambodschanischen Küche beibringt.“ Und die kleinen Papayasamen, die in die Hosentaschen der Schüler gewandert sind, werden in der Schule in Pflanztöpfe gesetzt und zum Keimen gebracht.