Neugierig aufs Wetter
Seine Liebe zum Schnee brachte Wolf Ulrich Weimann zum Studium an das Meteorologische Institut.
Bildquelle: privat
Vor 50 Jahren Promotion an der Freien Universität
Von Sabrina Wendling
Vor 60 Jahren begann Wolf Ulrich Weimann sein Studium an der Freien Universität, vor 50 Jahren promovierte er am Meteorologischen Institut. Einen großen Teil seiner Kindheit verbrachte der gebürtige Hamburger im Allgäu, er ging oft wandern und Ski fahren. „Ich wollte ständig wissen, wann der nächste Schnee fällt“, sagt Weimann. Weil er damals wie heute so neugierig auf das Wetter war, beschloss er, Meteorologie zu studieren.
„Ich hatte eigentlich keine andere Wahl als mich für das Wetter zu interessieren“, sagt der heute 79-Jährige, „denn außer dem Wetter passierte damals nichts im Kleinwalsertal, wo ich wohnte.“ Mit acht Jahren kam Wolf Ulrich Weimann in ein Kinderheim, weil sein Vater schwer erkrankt war. Dieser Schicksalsschlag gab seinem Leben eine Wende: Im Allgäu kam er zu seinen Ski, diese weckten seine Liebe zum Schnee, und das Warten auf die ersten Flocken brachte ihn ans Meteorologische Institut der Freien Universität Berlin. Seine Karriere rund ums Wetter führte Weimann schließlich in die ganze Welt.
Nachdem er vor 50 Jahren über „Die Kaltlufttropfen zwischen Felsengebirge und Ural“ promoviert hatte, ging Weimann zurück in seine Geburtsstadt Hamburg. Dort arbeitete er für den Deutschen Wetterdienst und für die Meteorologische Abteilung der Lufthansa. 1964 führte ihn das Technische Hilfsprogramm der Vereinten Nationen als Entwicklungshelfer in die Türkei. Dort war er als Berater der türkischen Regierung tätig und unterrichtete Fachpersonal: „Die Zusammenarbeit mit den türkischen Meteorologen war eine große Bereicherung, ich fühlte mich auch ganz allgemein sehr wohl in dem außerordentlich gastfreundlichen Land.“
Weimann verließ die Türkei nach vier Jahren, um in der Zentrale der Weltorganisation für Meteorologie in Genf, die zu den Vereinten Nationen gehört, zu arbeiten. Dort vergab er unter anderem Stipendien für Studienbewerber aus Entwicklungsländern, die in Europa, den USA und Russland Meteorologie studieren wollten. „Mir war es nach meinen Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg sehr wichtig, etwas für die Stärkung internationaler Beziehungen zu tun“, erklärt Weimann. Für dieses Ziel engagiert er sich seitdem auch privat – in der Bürgerinitiative „Europa-Union Deutschland“. 1979 kehrte Weimann zurück nach Deutschland und leitete die Flugwetterwarte in Saarbrücken.
Zwölf Jahre später, 1991, ging er in den Ruhestand. Seitdem erstellt Weimann ganz andere als Wetter-Prognosen: „Ich habe während meines Meteorologie-Studiums an der Freien Universität auch ein Diplom in Schriftpsychologie gemacht“, sagt der 79-Jährige, „heute erstelle ich Gutachten für Personalberater und versuche zu prognostizieren, wie sich Bewerber am Arbeitsplatz bewähren würden.“
Bald will Wolf Ulrich Weimann eine Wetterstation in seinem Garten aufstellen. Denn wenn der erste Schnee fällt, will der jung gebliebene Goldene Promovend gleich auf den Brettern stehen. Auch weil er so gerne Ski fährt, sorgt sich der Meteorologe sehr um den Klimawandel: „Als passionierter Langläufer hoffe ich natürlich, dass die atmosphärische Erwärmung nicht so schnell fortschreitet.“