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Ernst Reuters Versprechen

Brief Ernst Reuters von 1951

Brief Ernst Reuters von 1951
Bildquelle: Freie Universität Berlin, Universitätsarchiv, Außenkommission, Ford Foundation 1951-1954

Ernst Reuter, Regierender Bürgermeister von West-Berlin, gab die schriftliche Bestätigung über die Zukunft der Universität.

Ernst Reuter, Regierender Bürgermeister von West-Berlin, gab die schriftliche Bestätigung über die Zukunft der Universität.
Bildquelle: F. Eschen

„Bei Vereinigung bleibt nur die Freie Universität“, schrieb der Regierende

Von Jochen Staadt

Am Sonnabendvormittag des 9. Juni 1951 besuchte eine kleine Delegation aus den Vereinigten Staaten die Freie Universität Berlin. Henry Ford II, Paul G. Hoffman und Alvin C. Eurich von der Ford-Foundation waren auf Einladung des Rektors der Freien Universität, Professor Hans Freiherr von Kress zu Kressenstein, aus New York nach Berlin gereist. Gegenüber der Berliner Presse verlautete aus dem Rektorat, die amerikanischen Gäste seien zu einer „informatorischen Beratung über die Situation der Freien Universität“ nach Dahlem gekommen. Tatsächlich aber ging es um sehr viel mehr als einen reinen Informationsbesuch. Das verdeutlicht schon die hochkarätige Zusammensetzung der Gesprächsrunde, die sich an besagtem Sonnabendvormittag im Sitzungssaal des Akademischen Senats einfand. Vertreter der Alliierten Hohen Kommission waren zugegen, der Regierende Bürgermeister von Berlin, Professor Ernst Reuter, der Präsident des Abgeordnetenhauses, Dr. Otto Suhr, und der Senator für Volksbildung, Professor Joachim Tiburtius.

Der Kurator der Freien Universität, Dr. Friedrich von Bergmann, hielt den Verlauf der folgenschweren Unterredung in einem Vermerk fest. Der Präsident der Ford Foundation, Paul G. Hoffman eröffnete den Anwesenden zunächst, dass seine Stiftung die finanziellen Mittel in Höhe von mehreren Millionen Deutsche Mark für den Bau von mehreren neuen Gebäuden der Freien Universität zur Verfügung stellen möchte. Sodann stellte Hoffman die Frage, ob der Berliner Senat die dazu benötigten Grundstücke der Freien Universität übergeben und für den Unterhalt der neu errichteten Gebäude Sorge tragen würde. Der Regierende Bürgermeister Ernst Reuter bejahte dies. Daraufhin wollte Hoffman wissen, was denn im Falle einer Wiedervereinigung von West- und Ost-Berlin geschehe, ob die Freie Universität dann „in Dahlem verbleiben oder Unter die Linden zurückverlegt werden“ solle. Ernst Reuter antwortete: „Im Falle der Vereinigung werden sicher einige noch brauchbare Institute aus dem Osten – aber nur wenige – mit in die Freie Universität eingebaut werden.“ Ihr Schwerpunkt werde „immer in Dahlem sein“. Der Plan, hier „eine Zentrale der Wissenschaft zu schaffen, ist 50 Jahre alt, daran wird nichts geändert“. Die amerikanischen Gäste waren zufrieden, baten aber im Nachgang ihres Berlin-Besuchs um eine schriftliche Bestätigung dieses Versprechens. Ernst Reuter kam dem am 11. Juli 1951 mit dem oben abgebildeten Schreiben nach, das kürzlich im Hochschularchiv der Freien Universität Berlin aufgefunden wurde.