So überstehen Sie die EM schadlos
Wenn am 7. Juni in Basel das Auftaktspiel zur Fußballeuropameisterschaft angepfiffen wird, beginnen für die Fans nervenaufreibende Zeiten. Das „Mitfiebern“ am Bildschirm oder im Stadion kann sogar lebensgefährlich sein. Das hat erst jüngst eine Studie unter Federführung der Medizinischen Klinik der Universität München-Großhadern am Beispiel der Fußballweltmeisterschaft 2006 gezeigt. In neun deutschen Städten verglichen Forscher die Anzahl der Herz-Kreislauf-Notfälle an den Tagen, an denen die deutsche Nationalmannschaft spielte, mit den übrigen Tagen der WM und mit Daten aus Nicht-WM-Zeiten. Ergebnis: An den Tagen, an denen Klinsmann und seine Jungs antraten, gab es eine um den Faktor 2,7 signifikant erhöhte Anzahl von Herznotfällen. Besonders hoch war die Notfallrate bei den aufregendsten Spielen: etwa während des Viertelfinales zwischen Deutschland und Argentinien oder beim Halbfinale Deutschland gegen Italien.
„Stress ist eine mögliche Ursache für Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, bestätigt Professor Malek Bajbouj, Neurophysiologe an der Klinik und Hochschulambulanz für Psychiatrie und Psychotherapie der Charité, Campus Benjamin Franklin. „Wir kennen seit Langem die sogenannte Managerkrankheit.“ Wenn das Herz so schnell schlägt, dass es nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird, könne es zu einer Angina Pectoris (Brustenge), Herzrhythmusstörungen und im schlimmsten Fall zu einem Herzinfarkt kommen. Besonders Patienten, die bereits an Herzrhythmusstörungen leiden, hätten ein erhöhtes Risiko.
Was aber tun gegen überforderte Herzen? Gibt es Wege, selbst die spannendsten Spiele schadlos zu überstehen? „Wir empfehlen unseren Patienten, Stress zu meiden und Sport zu treiben – also lieber selbst Fußball zu spielen, anstatt sich ein Spiel im Fernsehen anzusehen“, rät Mediziner Bajbouj. Chronische Couch-Potatoes sollten die Halbzeitpausen nicht auch noch dazu nutzen, die Snackschüsselchen mit einer neuen Ladung Chips zu bestücken oder Currywurst und Pommes von der nächstgelegenen Imbiss-Bude zu holen. Hohe Cholesterin- und Harnsäurewerte (besser kein Bier und keine Cola!) begünstigten eine Arterienverkalkung, die wiederum die Gefahr eines Herzinfarktes erhöht.
Vielleicht sollte der gestresste Fan vor jedem Spiel meditieren und sicherheitshalber ein autogenes Training absolvieren? „Dazu gibt es bislang noch keine aussagekräftige Studie“, sagt Bajbouj. „Aber theoretisch ist es denkbar, dass das hilft.“ Und was, wenn es nun gar keinen Grund zum „Mitfiebern“ gäbe? Wenn die deutsche Mannschaft ohne große Höhen und Tiefen spielte und damit herzschonend? Das wäre dann wohl erst recht ein Grund, um sich aufzuregen. apu