Die Freie Universität eröffnet ein Büro in Neu-Delhi
Farbenfroher Festakt: Die Eröffnungsfeier fand in der Deutschen Botschaft statt.
Bildquelle: Freie Universität Berlin
Repräsentanz soll die Zusammenarbeit und den Austausch von Wissenschaftlern und Studenten fördern
Von Christa Beckmann
Berlin und Neu-Delhi sind sich ein Stück näher gekommen. Mitten im Zentrum der indischen Millionen-Metropole hat vor wenigen Wochen eine deutsche Niederlassung der akademischen Art eröffnet: die Repräsentanz der Freien Universität Berlin. Es ist eine der ersten „ständigen Vertretungen“ einer deutschen Universität in Indien.
Das Büro soll den Austausch von Studenten fördern und die wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen der Berliner Universität und indischen Wissenschaftseinrichtungen unterstützen. Neu- Delhi ist nicht die erste Repräsentanz der Freien Universität im Ausland. In New York, Moskau und Peking unterhält die Hochschule bereits Büros, weitere sind in Dubai und São Paulo geplant. Für Universitätspräsident Professor Dieter Lenzen ist die Neueröffnung deshalb „ein weiterer Schritt der Freien Universität Berlin auf dem Weg zur Internationalen Netzwerkuniversität.“
Das Büro, das in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Akademischen Austauschdienst eingerichtet wurde, informiert, vermittelt und berät. Und das in beide Richtungen. „Viele unserer Studenten würden gern ein Semester in Deutschland studieren, aber sie wissen oft nicht, welche Möglichkeiten es gibt“, sagt Professor Shaswati Mazumdar, die Leiterin des Department of Germanic and Romance Studies an der University of Delhi. „Jetzt können sie hier vor Ort in das Büro gehen und sich Rat holen.“
Der Kontakt über Grenzen hinweg werde auch in der Forschung immer wichtiger, davon ist Shaswati Mazumdar überzeugt: „Um unser globalisiertes Weltgeschehen besser zu verstehen und Probleme lösen zu können, brauchen wir Wissenschaftler aus verschiedenen Ländern und Disziplinen.“ Zur Eröffnung des Büros stand auch gleich eine große kultur- und sozialwissenschaftliche Konferenz auf dem Veranstaltungsprogramm. Wissenschaftler der Freien Universität hatten sie mit Kollegen der Jawaharal Nehru University und der University of Delhi organisiert. Darüber hinaus wurde ein Vertrag mit dem Indian Institute of Technology Roorkee für eine Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Physik unterzeichnet.
Weltweite Herausforderungen gemeinsam anzugehen, das ist auch das Ziel einer Kooperation zwischen der Forschungsstelle für Umweltpolitik der Freien Universität Berlin und dem indischen Umweltforschungsinstitut „The Energy and Resources Institute“ (TERI). In den kommenden Jahren sollen deutsch-indische Lehr- und Forschungsaktivitäten entwickelt werden, die sich mit (überlebens-)wichtigen Fragen wie beispielsweise zu erneuerbaren Energien oder erfolgreicher Umweltpolitik beschäftigen. Bereits im März sind zehn Studierende des Masterstudienganges „Öffentliches und Betriebliches Umweltmanagement“ der Freien Universität mit ihren Dozenten zu einem ersten deutsch-indischen Seminar nach Neu-Delhi gereist. Gemeinsam mit zehn Studenten des TERI-Instituts haben sie unter anderem die Förderbedingungen für Windkraft in Indien untersucht und über den Klimaschutz diskutiert. Im Herbst ist eine Fortsetzung in Berlin geplant. Und das ist erst der Anfang der Kooperation. „Unsere Studenten sollen auch in Indien forschen und ihre Masterarbeit unter Betreuung indischer Dozenten schreiben können“, sagt Kirsten Jörgensen, Studienkoordinatorin an der Forschungsstelle für Umweltpolitik und Initiatorin der deutsch-indischen Umweltkooperation. „Das Gleiche gilt natürlich auch umgekehrt für indische Studenten.“ Zurzeit sind Kirsten Jörgensen und ihr Team aber erst einmal auf Sponsorensuche, um den indischen Studenten die internationalen Begegnungen auch finanziell zu erleichtern.
Denn der Blick über die Grenzen lohnt sich. Davon ist Annette Heiß überzeugt. Sie ist eine der zehn deutschen Masterstudenten, die vor Kurzem vom Seminar aus Indien zurückgekehrt sind. „Die Zeit in Indien hat mir Einblicke vermittelt, die ein theoretisches Seminar in Berlin so niemals geben könnte“, sagt Annette Heiß. „Ich kann jedem Studenten nur ans Herz legen, die Austauschmöglichkeiten zu nutzen.“ Mit der neuen Uni-Repräsentanz in Neu-Delhi dürfte sich diese Empfehlung leichter in die Tat umsetzen lassen.