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Kleiner, langsamer und wenig Komfort

Jan Strobel

Jan Strobel
Bildquelle: Privat

Leser fragen, Experten antworten

Auf die Frage unseres Lesers, wann das Ein-Liter-Auto kommt, antwortet Jan Strobel, Stipendiat des DFG-Graduiertenkollegs „Pfade organisatorischer Prozesse“ am Fachbereich Wirtschaftswissenschaft der Freien Universität.

Das Ein-Liter-Auto wird vor 2010 auf den Markt kommen – so kündigte es der Volkswagen-Konzern im vergangenen Jahr an. Und schränkte gleich ein, dass es „kein Verkaufsschlager“ werden würde – und dass es auch ein 1,5-Liter-Auto sein könnte. Schon 2009 soll der Loremo LS, ein Viersitzer mit 1,5 Liter Verbrauch, in Kleinserie produziert werden.

Technisch ist das Ein-Liter-Auto also längst machbar, allerdings nur, wenn dafür bei anderen Fahrzeugeigenschaften Abstriche gemacht werden. Der Prototyp von VW besitzt zum Beispiel nur zwei hintereinander angeordnete Sitze und auch mit dem Stauraum sieht es schlecht aus. Außerdem beträgt die Höchstgeschwindigkeit nur 120 Kilometer pro Stunde. Immerhin kommt man bei dem VW-Modell mit einer Tankfüllung 650 Kilometer weit. Außerdem hat es Airbag, Knautschzone, Antiblockiersystem und elektronisches Stabilitätsprogramm.

Beim Gewinner des Eco-Marathons – einem Energiesparwettbewerb, der seit 1939 ausgetragen wird und bei dem das Fahrzeug gewinnt, das mit einem Liter Kraftstoff am weitesten kommt – sieht es mit Komfort noch schlechter aus, weil Komfortimmer auch Gewicht und somit Verbrauch bedeutet. Die Durchschnittsgeschwindigkeit bei einem Eco-Marathon beträgt 25 Kilometer pro Stunde. Immerhin: Der im Jahr aufgestellte Rekord mit einem Verbrennungsmotor liegt bei 3410 Kilometer mit einem Liter Benzin, also bei knapp 0,03 Liter auf 100 Kilometer!

Das Problem ist also, dass ein niedriger Kraftstoffverbrauch gegen alle anderen Fahrzeugeigenschaften ausgespielt wird, die beim Autokauf auch eine Rolle spielen: Das Auto wird kleiner, langsamer, hat eine geringere Reichweite, und es gibt keine elektronischen Extras wie eine Klimaanlage. Und: Es wird verglichen mit anderen Kleinwagen teurer, davor allem die Leichtbauweise mit einem Magnesiumrahmen die Kosten nach oben treibt. Mit einer Renn-Reise-Limousine, wie sie Otto- und Ottilie-Normalverbraucher in der Regel gerne fahren möchten, hat ein Ein-Liter-Auto also bisher sehr wenig gemeinsam.

Unabhängig von seinem Markterfolg wird ein Ein-Liter-Auto aber die Automobilentwicklung in zweifacher Hinsicht befruchten: Zum einen hilft es bei der Weiterentwicklung verbrauchsarmer Technologien, zum Beispiel der Leichtbauweise. Zum Anderen aber sensibilisiert es die Käufer weiter für das Thema Verbrauch und Machbarkeit. Vielleicht werden dadurch irgendwann einmal Sport Utility Vehicles mit einem Verbrauch von „nur“ acht Litern zum Kassenschlager.

Haben Sie auch eine Frage an unsere Experten? Dann mailen sie uns bitte an kommunikationsstelle@fu-berlin.de.