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Den „Oscar“ der Naturfotografie für ein Lilienblatt

Ausgezeichnet

Eigentlich wollte Dirk Heckmann an diesem Tag im Victoriahaus Seerosen fotografieren. Doch dann blieb sein Auge an einer Lilie am Wegesrand hängen. Die Art, wie das Blatt die Wassermenge auf seiner Oberfläche steuerte, faszinierte ihn. Und die Farbveränderung, dieser sattgrüne Punkt, den das Wasser in der Blattmitte bildete. „Schließlich bin ich ein Farbenfreak“, sagt der Naturfotograf. Aus der flüchtigen Aufnahme, die er zunächst vorhatte, wurde eine aufwändige Arbeit. Die größte Schwierigkeit bestand darin, das Stativ zu platzieren. „Ich habe viele, nein: sehr viele Aufnahmen gemacht, bevor ich zufrieden war“, erinnert er sich.

Für die Lilie bekam Dirk Heckmann den ersten Preis beim Wettbewerb „Shell Wildlife Photographer of the Year“. Foto: D. Heckmann

Dirk Heckmann war im Botanischen Garten der Freien Universität Berlin unterwegs, um Bilder für einen Pflanzenkalender zu machen. Von dessen Erlös spendete er Berlins grünem Juwel zwei Euro pro verkauftem Exemplar. Als Naturfotograf mit Wohnsitz in der Hauptstadt schätzt Heckmann die riesige Auswahl an Pflanzenmotiven vor seiner Haustür, „da will ich auch etwas für den Erhalt und Ausbau des Botanischen Gartens tun“. Die Lilie mit dem Wassertropfen zierte das März-Blatt, doch trotz Anerkennung von allen Seiten verkaufte sich der Kalender nur mäßig.

Als Dirk Heckmann seine gelungensten Arbeiten zum renommierten „Shell Wildlife Photographer of the Year“-Wettbewerb – dem Oscar der Naturfotografie – nach London sandte, war das Lilienblatt darunter. Zu seinen Favoriten gehörte es aber nicht. „Wenn überhaupt, habe ich mir mit einem anderen Foto Hoffnungen auf eine lobende Erwähnung gemacht“, sagt er. Es sollte anders kommen: Die Wasserlilie gewann den ersten Preis in der Kategorie „Lob der Pflanzen“ des von der BBC und dem London Museum of Natural History ausgelobten Wettbewerbs. Dirk Heckmann, der den Preis bereits abgeholt hat, kann es immer noch nicht fassen. „Das ist der Traum jedes Naturfotografen“, schwärmt er. Einen neuen Kalender mit Aufnahmen aus dem Botanischen Garten hat er schon in Planung. Jan Bosschaart