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Religionen im Dialog

Das Seminar für Katholische Theologie bildet auch Lehrer aus

18.05.2015

Sitzung im Petersdom: Die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962 bis 1965) legten die Basis für die gegenwärtige Katholische Theologie.

Sitzung im Petersdom: Die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962 bis 1965) legten die Basis für die gegenwärtige Katholische Theologie.
Bildquelle: Lothar Wolleh/wikicommons, CC BY-SA 3.0

Das Seminar für Katholische Theologie der Freien Universität Berlin vermittelt Studierenden Wissen um das Christentum in katholischer Ausprägung – und damit zugleich Grundlagenwissen hinsichtlich der Kulturen, die das Christentum mitgeprägt hat. Ziel in der Lehre ist es, den Studierenden die Kompetenz zu vermitteln, dieses Wissen kritisch zu reflektieren. Das Seminar wurde 1957 gegründet, da nach dem Verständnis der Freien Universität Berlin die Theologie zur Universität unverzichtbar dazugehörte.

Heute kommt ihm eine wichtige gesellschaftliche Funktion in der Lehrerausbildung zu. „Wir bieten als einziges Institut im Bereich des Erzbistums Berlin, also der Bundesländer Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, die Möglichkeit zur Ausbildung für das Lehramt Religion an“, sagt Professor Rainer Kampling, Geschäftsführender Direktor des Seminars und seit 1992 an der Freien Universität Berlin. „Außerdem haben wir einen Masterstudiengang zu jüdisch-christlichen Beziehungen aufgebaut, der europaweit einzigartig ist. Und wir erwägen, einen Studiengang zu entwickeln, in dem wir alle drei Weltreligionen zusammenbringen.“

Der Theologe lehrt Biblische Theologie mit dem Schwerpunkt auf dem Neuen Testament. Er hat sich unter anderem auf die Rezeptionsgeschichte der Bibel spezialisiert. Darüber hinaus erforscht Rainer Kampling die historischen und theologischen Beziehungen zwischen Judentum und Christentum, und engagiert sich in der Antisemitismusforschung. Derzeit laufen dazu am Seminar drei Forschungsprojekte.

Der interreligiöse Dialog ist auch ein Schwerpunkt der Juniorprofessorin Anja Middelbeck-Varwick, die im Rahmen der systematischen Theologie die dialogischen Möglichkeiten zum Islam erforscht. Juniorprofessor Matthias Reményi, der sich ebenfalls im Rahmen der systematischen Theologie in Forschung und Lehre auf die „letzten Fragen“ menschlicher Existenz konzentriert, arbeitet derzeit mit Philosophen und Medizinern an einem großen Projekt zu diesem Thema.

Als ständige Gastprofessorin forscht Florentina Badalanova Geller am Seminar für Katholische Theologie. Da das Seminar gemessen an seiner Größe – derzeit gibt es nur eine feste Professur – in der Drittmitteleinwerbung recht erfolgreich ist, arbeiten 16 junge Wissenschaftler in verschiedenen Forschungsprojekten. Durch Lehre und Forschung ist die Einrichtung nicht nur national und international vernetzt, sondern auch innerhalb des Fachbereichs und der Universität. Allerdings ist das Seminar durch öffentliche Vorträge und Ringvorlesungen auch darum bemüht, in die Stadt hineinzuwirken.

Dass die Besucherzahlen bei diesen Veranstaltungen immer mehr steigen, verweist nach Meinung von Rainer Kampling nicht nur auf den Umstand, dass Berlin mittlerweile die drittgrößte katholische Stadt ist, sondern auch darauf, dass es ein neues ernsthaftes Interesse an Fragen gibt, die eine Konsumgesellschaft nicht beantworten kann. Mag das Seminar im Vergleich mit anderen theologischen Einrichtungen klein sein, so ist es das Fach in historischer, kultureller und regionaler Perspektive gewiss nicht.