Gehen wir das Projekt gemeinsam an!
Kolumne des Präsidenten der Freien Universität, Prof. Dr. Peter-André Alt
16.04.2015
Allein die Fläche ist eine Herausforderung: 4000 Quadratmeterwerden im ersten Stock des Humboldtforums als Raum für Präsentationen und Ausstellungen zur Verfügung stehen, wenn das Gebäude im Jahr 2019 seine Tore öffnet. Bis dahin ist noch Etliches an Arbeit zu leisten. Das gilt nicht nur für die Fassade, die rekonstruierte Front des alten Stadtschlosses. Aufmerksamkeit verlangt auch die Nutzung der Ausstellungsfläche, des eigentlichen Schaufensters, mit dem sich der Bau seinen Besuchern präsentiert.
Noch bevor die Leitung für das Humboldtforum besetzt wurde, hatte sich Berlins Regierender Bürgermeister in seiner Funktion als Kultursenator in dieser Zeitung mit einem Vorschlag zum Programm zu Wort gemeldet. Das Forum dürfe sich nicht auf die bisher festgelegten Themenfelder – Sprachlabor und Bibliothek – beschränken, sondern müsse die ganze Stadtgeschichte erzählen. Gemeint ist damit eine Präsentation dessen, was Berlin heute zur Weltmetropole macht, keineswegs eine historisch-museale Rückschau. Zu vermitteln wäre ein in Facetten und Konfigurationen zerlegtes Bild, das Vielfalt durch unterschiedlichste Arrangements und Themen-Module dokumentiert.
Die Intervention des Regierenden kommt im richtigen Moment. Noch ist der Weg frei für eine wirkliche Großerzählung, die Berlin in seinen ganzen Nuancen und Spektren zeigt. Ein wesentliches Element dieser Großerzählung bildet die Wissenschaft. Und daher ist es zwingend, dass die vier Berliner Universitäten ihre Forschungsprofile vorführen. Willkommen sollten dabei auch die Fachhochschulen sein, die viel zu bieten haben. Eine moderne Präsentation der Wissenschaften muss von den besonderen Stärken des Forschungsstandorts ausgehen. Mathematik, Medizin, Chemie und Physik, die Altertumswissenschaften und die Regionalstudien sind dazu prädestiniert, diese Stärken zu zeigen. Erforderlich ist dabei ein Konzept, das nicht nach Disziplinen gliedert, sondern nach Problemfeldern.
Die Freie Universität steht bereit, sich an einer solchen Gesamtkonzeption zu beteiligen. Ihre besondere Expertise in der Nanoforschung, der Erforschung von Biomaterialien, der Archäologie und der Literaturwissenschaft könnte sie vorzüglich in ein Ausstellungsprogramm einbringen, das dem Wissenschaftsstandort Berlin angemessen ist: ein Programm der flexiblen Konstellationen, der Vernetzung, der Dynamik und Diversität. Forschung, die unsere Stadt vorantreibt, könnte hier für alle Besucher anschaulich sichtbar werden. Gehen wir das Projekt gemeinsam an!