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Zu Gast: Lucia Ruprecht

13.06.2014

Lucia Ruprecht, Dozentin für Literatur, Film und Performance Studies am Department of German and Dutch an der Cambridge University, forscht in diesem Jahr als Alexander- von-Humboldt-Stipendiatin an der Freien Universität.

Lucia Ruprecht, Dozentin für Literatur, Film und Performance Studies am Department of German and Dutch an der Cambridge University, forscht in diesem Jahr als Alexander- von-Humboldt-Stipendiatin an der Freien Universität.
Bildquelle: David Bedürftig

Wie tanzte eigentlich Heinrich von Kleist? Und wer setzte seine Füße gekonnter, E.T.A. Hoffmann oder Heinrich Heine? Die promovierte Literaturwissenschaftlerin Lucia Ruprecht hat sich zwar nicht mit den praktischen Übungen der Schriftsteller auseinandergesetzt, dafür aber mit deren literarischer Verarbeitung von Bewegungen und Tanz.

Die Dozentin, deren Buch „Dances of the Self in Heinrich von Kleist, E. T. A. Hoffmann and Heinrich Heine“ von der amerikanischen Society for Dance History Scholars ausgezeichnet worden ist, unterrichtet Literatur, Film und Performance Studies am Department of German and Dutch an der Cambridge University. In diesem Jahr forscht sie als Alexander-von-Humboldt-Stipendiatin an der Freien Universität.

Für Ruprecht selbst waren Tanzen und Literatur früher zwei völlig verschiedene Paar Schuhe. Die leidenschaftliche Tänzerin studierte Ballett und zeitgenössischen Tanz an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main. Später erst entdeckte sie die Literaturwissenschaft für sich – und darüber die Tanzwissenschaft.

„Ich habe zunächst keine Verbindung gesehen“, sagt die 41-jährige über ihre beiden Fachgebiete. „Es interessierte mich aber, mit zwei unterschiedlichen Feldern zu tun zu haben.“ Erst einmal wollte sie sich an Tanz und Literatur getrennt herantasten und beide verstehen. Dann erarbeitete sie Verbindungen und suchte sich eine akademische Nische, um ihr praktisches Wissen theoretisch umzusetzen.

Etwa in einem früheren Kooperationsprojekt mit dem Sonderforschungsbereich Kulturen des Performativen der Freien Universität, in dem sie von 2005 bis 2010 kulturelle Erscheinungsformen von Virtuosität und Charisma erforscht hat.

Im Rahmen ihres neuen Forschungsvorhabens untersucht Lucia Ruprecht Ausdruckspraktiken und -diskurse in  expressionistischer Literatur, im Film – und natürlich im Tanz. Seit September vergangenen Jahres durchforstet sie Archive, analysiert Texte und Tänze, liest und schreibt viel. „Zeit für ein solches Projekt zu haben, ist ein Traum“, schwärmt die Wissenschaftlerin.

Ausdrucksästhetik und Autorenschaft seien noch nie in diesen drei Kunstformen zusammen untersucht worden: „Mich interessiert auch, wie sich das Verständnis von Tanz verändert“, sagt sie. „Besonders in Berlin ist ja heute im zeitgenössischen Tanz unheimlich viel los.“

Nach dem Studium in Deutschland und Frankreich ging Lucia Ruprecht für ihre Promotion nach Cambridge – und blieb für 14 Jahre. Jetzt ist sie zurückgekehrt und Gast im eigenen Land. Nach all dieser Zeit wieder in Deutschland zu forschen,  freue sie, sagt Lucia Ruprecht: Dadurch änderten sich nicht nur die Arbeitssprache, sondern auch der Forschungs- und Lebensalltag. Allein dies sei sehr reizvoll.