Neue Verbindungen
10.04.2014
Gemeinsam forschen für bessere Katalysatoren und wirkungsvollere Krebs-Medikamente
In den Naturwissenschaften gibt es zahlreiche Kooperationen zwischen der Freien Universität und brasilianischen Hochschulen. In einem Projekt erforschen Chemiker aus Berlin und der südbrasilianischen Stadt Santa Maria neue Verbindungen der Elemente Selen und Tellur. „Zusammen mit anderen Metallen bilden diese Verbindungen große, manchmal regelrechte Riesenmoleküle. Solche Moleküle könnten in Zukunft als magnetische Werkstoffe, Speichermaterialien oder Katalysatoren eingesetzt werden“, erläutert Professor Ulrich Abram von der Freien Universität. Sein brasilianischer Kollege, Professor Ernesto Schulz Lang, ist ebenfalls ein renommierter Forscher auf diesem Gebiet. Mit der Unterstützung des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) und seiner brasilianischen Partnerorganisation CAPES riefen sie vor zehn Jahren einen Doktorandenaustausch zwischen ihren Arbeitsgruppen ins Leben.
Elf Berliner Doktoranden arbeiteten in dieser Zeit in Santa Maria. Im Gegenzug empfing die Freie Universität zwölf brasilianische Doktoranden. „Die Aufenthalte dauern häufig ein halbes Jahr, sodass nennenswerte Teile der Doktorarbeiten im jeweils anderen Land entstehen“, sagt Abram. In seiner Arbeitsgruppe forscht zurzeit der Brasilianer Bruno Noschang Cabral. Er hatte schon als Bachelor-Student in Santa Maria von dem Austausch erfahren und bereits einige Wissenschaftler aus Berlin kennengelernt, die im Rahmen des Austausches an seiner Hochschule waren.
Zu Beginn seines Promotionsstudiums erhielt er dann selbst die Möglichkeit, eine Zeit lang an der Freien Universität zu forschen. Er sei nach Berlin gekommen, weil ihn die Herausforderung reizte, die Arbeit in beiden Gruppen zu erleben, sagt Noschang Cabral. „Diese wechselseitigen Einblicke können zu neuen Resultaten und besseren Antworten auf die gemeinsamen Fragestellungen führen.“ Seine Erwartungen haben sich erfüllt. Der Doktorand ist überzeugt, dass die Ergebnisse der gemeinsamen Arbeit nach ihrer Veröffentlichung in der Fachwelt auf Interesse stoßen werden.
Das Forschungsprojekt mit der Universität Santa Maria ist nicht die einzige Kooperation mit Wissenschaftlern aus Brasilien am Institut für Chemie und Biochemie: So arbeiteten Wissenschaftler der Freien Universität Berlin in einem kürzlich beendeten Forschungsvorhaben mit Kollegen der Universität São Paulo an neuen metallhaltigen Vorstufen von Arzneimitteln zur Behandlung von Krebs und Tropenkrankheiten. Über das brasilianische Regierungsprogramm „Ciencia sem Fronteiras“ – zu Deutsch „Wissenschaft ohne Grenzen“ – forscht derzeit eine Chemie-Doktorandin aus der südbrasilianischen Stadt Campinas in Berlin. Mitte April erwartet das Institut weitere Bachelor-Studierende von brasilianischen Hochschulen.
Wie Bruno Noschang Cabral geht es ihnen nicht nur darum, fachlich vorankommen; sie freuen sich auch auf die Erfahrungen, die sie in Deutschland machen können. „Für mich ist es der erste Auslandsaufenthalt überhaupt. Ich bin wirklich begeistert von Berlin!“, sagt der Doktorand aus Santa Maria. Bevor er nach Brasilien zurückfliegt, will er auf jeden Fall noch weitere Städte in Deutschland und Europa besuchen.