Springe direkt zu Inhalt

Leichter lernen und lehren

An der Freien Universität Berlin starten neue Projekte für Studium und Lehre.

10.06.2013

Lebendige Lehre im Blick: An der Freien Universität wird die Lehre durch eine Vielzahl von Projekten weiter verbessert. Anschaulichkeit ist zum Beispiel im Fachbereich Veterinärmedizin wichtig.

Lebendige Lehre im Blick: An der Freien Universität wird die Lehre durch eine Vielzahl von Projekten weiter verbessert. Anschaulichkeit ist zum Beispiel im Fachbereich Veterinärmedizin wichtig.
Bildquelle: David Ausserhofer

Für mehr als 180 Hochschulen in Deutschland gab es in den beiden vergangenen Jahren gute Nachrichten: Rund zwei Milliarden Euro stellt ihnen der Bund nach dem Bologna-Prozess zur Verfügung, um Studium und Lehre zu verbessern. Dabei hatte jede Universität die Möglichkeit, maßgeschneiderte Strategien zu entwickeln. An der Freien Universität führten Ergebnisse aus Befragungen von Bachelor-Studierenden und Absolventen zum dreigeteilten Konzept SUPPORT. Neben einem Mentoring-Programm für Studienanfänger und der Weiterqualifikation von Lehrenden soll das computergestützte Lernen, sogenanntes E-Learning, weiter ausgebaut werden. Bei einer Präsentation im Mai wurden die Projekte im Einzelnen vorgestellt.

SUPPORT wird bis 2016 mit elf Millionen Euro gefördert

 Als Gemeinschaft von Lehrenden und Lernenden, als „Oxford in Dahlem“ habe sich die Freie Universität in den 1950er Jahren hervorgetan – an diese Tradition gelte es nun anzuknüpfen, sagte der Präsident der Freien Universität, Professor Peter-André Alt, in seiner Begrüßung. „Durch die universitäre Praxis, dass sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nur durch die Forschung und nicht durch Lehre qualifizieren können, ist die Lehrkultur über einen langen Zeitraum zu stark in den Hintergrund gerückt.“ Um den zunehmend heterogenen Voraussetzungen von Studierenden gerecht zu werden, gelte es nun, mithilfe von SUPPORT neue Pfade zu beschreiten.

„Sehr erfolgreich“ sei das Mentoring-Programm im Wintersemester 2012/13 angelaufen, sagt Mirjam Bartscherer, die das Vorhaben leitet. Rund 1800 Studienanfänger aus neun Fachbereichen hatten sich angemeldet, mit den Wirtschaftswissenschaften bereitet derzeit der zehnte Fachbereich das Angebot vor.

 Aufgeteilt in kleine Gruppen wurden Erstsemester von rund 190 erfahreneren Studierenden ihres Fachs während der ersten Phase ihres Studiums betreut. Im Unterschied zu den Tutorien – die es weiterhin geben wird –, stehen bei den Mentorien Fragen aus dem Uni-Alltag und grundlegende Kompetenzen wie Lernstrategien im Mittelpunkt. Eines der Ziele sei es, durch einen Ansprechpartner „auf Augenhöhe“ Studierenden den Einstieg in das Bachelorstudium zu erleichtern.

Die Mentorinnen und Mentoren werden für ihre Aufgabe ausgebildet und können sich dies im Modul „Allgemeine Berufsvorbereitung“ als Teil der Studienleistung anrechnen lassen. Diese Qualifizierungskurse werden vom Career Service der Freien Universität angeboten; sie sind Teil der zweiten Säule des SUPPORT-Programmes: Es heißt TRAIN und richtet sich neben den Mentoren an Lehrende.

Im Rahmen des neu entwickelten Programms können Lehrende kostenlose Fort- und Weiterbildungen besuchen, professionelle Beratung in Anspruch nehmen und ein hochschuldidaktisches Zertifikat erlangen. Dabei soll es nicht nur um erfolgreiche Vermittlung von didaktischem Wissen gehen: Schließlich stünden viele Lehrende auch vor der Frage, wie sie Studierende motivieren oder Gruppenarbeiten steuern könnten, sagte Professor Rainer Watermann, Leiter der Arbeitsstelle Lehr- und Studienqualität, der das Programm mitentwickelte. Im vergangenen Frühjahr seien die knapp 60 Plätze für den fünftägigen Grundlagenkurs sehr schnell ausgebucht gewesen. Für die kommenden Monate stünden zahlreiche vertiefende Workshops zu Themen rund um die Lehre an.

Watermann hob insbesondere den Modellcharakter eines weiteren Projekts im Rahmen von TRAIN hervor, das am Zentrum für Lehrerbildung (ZfL) entwickelt wurde: Um Praxis und Theorie in der Lehrerausbildung besser zu verzahnen, sollen zukünftig auch Lehrkräfte geschult werden. Sie begleiten dann Studierende aus dem Lehramts-Masterstudiengang während der Praxisphasen in der Schule.

Das dritte Teilprojekt LEON (Learning Environments Online) soll den Einsatz moderner Technologien im Universitätsalltag weiter vorantreiben. Neben einer Social-Media-Initiative soll es künftig vermehrt etwa Audio- oder Video-Mitschnitte von Vorlesungen geben. Grundlagenvorlesungen, die von mehreren Hundert Studierenden besucht werden, könnten auf Video aufgezeichnet und – etwa basierend auf den Erfahrungen von Studierenden höherer Semester – digital mit einordnenden Materialien, Selbsttests und Übungen angereichert werden, sagte Professor Nicolas Apostolopoulos vom Center für Digitale Systeme (CeDiS) der Universität. Lehrende können außerdem digitale Prüfungen entwickeln (siehe Artikel links).

Weitere Angebote sollen Studierenden etwa die Vor- und Nachbereitung naturwissenschaftlicher Praktika erleichtern: Am Arbeitsbereich Didaktik der Physik werden digitale Bildschirmexperimente entwickelt, die auch für Tablet-Computer geeignet sind. „Auf diese Weise können sich Studierende zum Beispiel interaktiv von zu Hause aus mit Geräten vertraut machen, die sie später im Labor benutzen“, erklärte Professor Volkhard Nordmeier. Versuche lassen sich außerdem beliebig oft wiederholen – praktisch etwa für Studierende, die einen Kurs verpassen oder während der Schwangerschaft nicht mit bestimmten Chemikalien arbeiten dürfen. Im Rahmen von LEON soll auch das Angebot für Studieninteressierte erweitert werden: Für weitere Fächer wird es Online-Studienwahl-Assistenten zum Abgleich der eigenen Interessen und Fähigkeiten bei der Studienfachwahl geben (siehe Artikel unten).

Dass die Abkürzung „FU“ niemals für Fernuniversität stehen werde, auch wenn die Hochschule ihren E-Learning-Bereich kontinuierlich ausbaue, hatte Präsident Alt bereits zu Beginn betont. Er wünscht sich vor allem, dass SUPPORT mit der Zeit seinen Projektcharakter verliert und Alltag wird. „Das Projekt braucht Sie“, richtete er sich an die Lehrenden. „Wir als Gemeinschaft sind gefragt, die Bedingungen von erfolgreichem, kreativem, wissenschaftlich niveauvollem Lernen und Lehren in unserer Universität zu gestalten.“