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Dialog soll Frauenrechte stärken

Ägypter informieren sich über Gleichstellung

13.12.2012

Ägypten gilt als eines der Vorreiterländer der arabischen Frauenbewegung. Fast die Hälfte der Studierenden an ägyptischen Hochschulen ist weiblich. Die regionalen Unterschiede allerdings sind groß. Und auch im Berufsleben geht es weiterhin eher traditionell zu: Die Entscheidungsträger sind meist nach wie vor männlich. Um den laufenden gesellschaftspolitischen Veränderungsprozess zu unterstützen, kooperiert die Freie Universität mit vier ägyptischen Universitäten im Rahmen des Projekts „Gender Equality in the Egyptian Higher Education System“ – kurz „GenderEgypt“.

„Ein Studium gilt für Frauen in Ägypten nicht so sehr als Weg in die Berufstätigkeit.

Es soll vielmehr die Chancen auf dem Heiratsmarkt erhöhen, da Bildung einen wichtigen Wert darstellt“, sagt Elisabeth Trepesch, Koordinatorin von „GenderEgypt“. Ein weiteres Problem sei die räumlich ungleiche Verteilung der Hochschulen in Ägypten. „Darunter leiden besonders Frauen aus ländlichen Regionen. Sie haben in einer von konservativen Werten geprägten Gesellschaft seltener die Möglichkeit, in entfernten Städten zu studieren, auch weil sie auf Wohnheime für Frauen angewiesen sind.“

Die Situation an den ägyptischen Universitäten ist nach Aussagen von Elisabeth Trepesch alles andere als einheitlich: „An den Universitäten in Kairo und Alexandria gibt es in den meisten Fächern einen höheren Frauenanteil unter der Professorenschaft als an deutschen Universitäten. Er liegt in Kairo und in Alexandria bei etwas mehr als einem Drittel.“ Ganz anders sieht es dagegen an den Universitäten in Oberägypten aus.

Landesweit machen Frauen an ägyptischen Hochschulen insgesamt zwar fast die Hälfte der Studierenden aus, doch die Studienfachwahl ist stark geschlechtsspezifisch geprägt: Ein hoher Frauenanteil ist besonders in den Fächern Kunst, Geisteswissenschaften, Erziehungswissenschaften, Hauswirtschaft, Krankenpflege und Medizin zu finden.

Durch das Projekt „GenderEgypt“ soll ein transnationaler Dialog in Gang gesetzt werden, um die Gleichstellung an ägyptischen Universitäten voranzubringen. Es wird vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) zunächst für zwei Jahre mit mehr als 225 000 Euro gefördert. An der Kooperation beteiligen sich neben der Freien Universität vorerst die beiden unterägyptischen Universitäten Kairo und Alexandria sowie die weit von den Ballungszentren entfernten Universitäten Sohang und South Valley und das ägyptische Ministerium für höhere Bildung.

Geleitet wird „GenderEgypt“ von Professorin Brigitta Schütt, Vizepräsidentin der Freien Universität Berlin, und von Margreth Lünenborg, Professorin am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft sowie wissenschaftliche Leiterin der Zentraleinrichtung zur Förderung von Frauen- und Geschlechterforschung an der Freien Universität. Seit April 2012 ist Elisabeth Trepesch als Projektkoordinatorin im Außenbüro der Freien Universität in Kairo tätig.

Im Juni startete „GenderEgypt“ mit einer fünftägigen Veranstaltung, die 22 Vertreterinnen und Vertreter der ägyptischen Regierung sowie der teilnehmenden Universitäten an die Freie Universität führte. Bei dem Treffen sei schnell klar geworden, dass die universitären Entscheidungsstrukturen und Karrierewege beider Länder sehr unterschiedlich sind, sagt Barbara Sandow, Projektkoordinatorin an der Freien Universität.

Besonders beeindruckt zeigten sich die Vertreterinnen und Vertreter der ägyptischen Universitäten vom Familienbüro der Freien Universität. Eine solche Einrichtung – da waren sich die Gäste einig – könnte auch in Ägypten einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Frauen und Männer leisten. In den nächsten Jahren sollen Delegationsreisen, Workshops, Mentorings sowie Trainings für Studentinnen organisiert werden – zur Entwicklung von Sozialkompetenz und zur Stärkung von Führungseigenschaften.

Außerdem soll der Aufbau elektronischer Kommunikations- und Lernumgebungen unterstützt werden. Im Herbst 2013 werden voraussichtlich Vertreterinnen und Vertreter der übrigen staatlichen Universitäten in Ägypten sowie der American und der German University in Kairo nach Berlin eingeladen, um sie in das Projekt einzubeziehen.