Springe direkt zu Inhalt

Ciao Berlino!

Wie das Italienzentrum der Freien Universität Berlin in den vergangenen 20 Jahren zu einer festen Größe deutsch-italienischer Beziehungen wurde.

13.10.2016

An der Freien Universität Berlin findet an vielen Ecken und Enden Kommunikation statt. Manchmal ganz öffentlich, anderswo eher im ruhigen Fluss der täglichen Arbeit. Das Italienzentrum der Freien Universität Berlin legt seinen Schwerpunkt mittlerweile seit 20 Jahren auf die Kommunikation zwischen den Referenzländern Deutschland und Italien. Dass der italienische Botschafter das Italienzentrum sogar als „Flaggschiff “ deutsch-italienischen Wissenschaftskontaktes bezeichnet, zeugt von der kontinuierlichen Entwicklung und dem erfolgreichen interkulturellen Kommunikationsstil der Einrichtung.

Italien im Bick: Das Italienzetrum der Freien Universität als Ort internationaler Kommunikation.

Italien im Bick: Das Italienzetrum der Freien Universität als Ort internationaler Kommunikation.
Bildquelle: iStockphoto.com/VV-pics

Seit seiner Gründung, die durch die Unterzeichnung einer bilateralen Vereinbarung zwischen der Freien Universität Berlin und der Republik Italien am 12. Juli 1996 besiegelt wurde, hat sich das Italienzentrum zwischen den Universitäten in Berlin und Potsdam sowie den italienischen Hochschulen etabliert. „Die Grundidee war, eine akademische Brücke zwischen Deutschland und Italien zu bilden“, erklärt dessen Direktor Bernhard Huß, Professor für Romanische Philologie an der Freien Universität. Denn Kontakte zwischen Wissenschaftlern beider Nationen bestanden zwar bereits vor der Einrichtung des Italienzentrums.

Ihnen aber Nachhaltigkeit auch jenseits des Wirkens einzelner Akteure zu geben, war die Zielsetzung bei der Gründung. „Heute haben wir es geschafft, die Kommunikation zu erleichtern und auf diese Weise Kontakte zu intensivieren und zu institutionalisieren, die ohne das Italienzentrum nach einer ersten Phase der Zusammenarbeit vielleicht abgebrochen wären“, sagt Geschäftsführerin Sabine Greiner. Das Italienzentrum ermögliche es, „die Kontakte mit italienischen Partnerinstitutionen zu verstetigen und auszubauen, selbst wenn die ursprünglichen Initiatoren der Zusammenarbeit nicht mehr an den betreffenden Universitäten tätig sind.“

Kein Wunder, dass sich bereits wenige Jahre nach dem Entstehen der bilateralen Institution Forschungsgruppen aus beiden Ländern entwickeln konnten, die vom Italienzentrum begleitet wurden. Bei einem der frühen archäologischen Projekte, der Erforschung eines Töpferviertels auf der im Golf von Neapel gelegenen Insel Ischia, fand die erste Grabungsphase 2004 ihren Abschluss. Die Publikation, die aus der Kooperation zwischen Wolf-Dieter Heilmeyer, mittlerweile emeritierter Professor für Klassische Archäologie an der Freien Universität Berlin, und Gloria Olcese-Hiener, Professorin für Klassische Archäologie der römischen Universität La Sapienza entstand, war auch 2010, sechs Jahre nach ihrer Veröffentlichung, ein Paradebeispiel für die Möglichkeiten, die die Kommunikationsplattform Italienzentrum bietet. An einem zweiten Band wird gearbeitet und die Grabungen auf der italienischen Insel in weiteren Phasen fortgeführt.

Berliner, Potsdamer und italiene Universitäten arbeiten zusammen

Ein konkretes Beispiel bietet auch die Forschung von Bernhard Huß. Er veranstaltete im Jahr 2013 mit der italienischen Germanistikprofessorin Claudia Berra der Universität Mailand einen Workshop zum Thema „Geisteswissenschaftliche Forschungsfelder und Karrierepfade im bilateralen Vergleich“, an dem italienische und deutsche Doktorandinnen und Doktoranden teilnahmen, um sich über Methoden und Zukunftsperspektiven der Fächer auszutauschen. „Aus dieser Begegnung ist unsere enge Zusammenarbeit mit der Universität Mailand entstanden“, sagt Sabine Greiner.

Sie betont außerdem, dass sich für Forscher und Wissenschaftler Synergien ergäben aus dem engen Kontakt des Italienzentrums zu italienischen Studierenden an den Berliner und Potsdamer Universitäten. „Für das Projekt ALIQUOT (Atlas der italienischen Alltagssprache) konnten italienische Studierende der Freien Universität Berlin für Erhebungen gewonnen werden.“

Die klassischen geisteswissenschaftlichen Disziplinen sind allerdings schon längst nicht mehr die einzigen Fächer, derer sich das Italienzentrum annimmt. In den 20 Jahren ihres Bestehens hat die Einrichtung den Blickwinkel kontinuierlich erweitert. Naturwissenschaftliche Workshops, Ringvorlesungen zu Judaistik und Philosophie oder eine Veranstaltungsreihe mit Herausgebern italienischer Zeitungen sind nur einige Beispiele dafür, wie die Kommunikation zwischen den wissenschaftlichen Disziplinen durch das Italienzentrum angeregt wird. Dass dies auch von der italienischen Seite honoriert wird, zeigen die regelmäßigen Besuche des italienischen Botschafters an der Freien Universität Berlin – oder Veranstaltungen des Italienzentrums mit hochkarätigen Politikern wie 2009 mit dem damaligen italienischen Außenminister Franco Frattini.

Das Team des Italienzentrums der Freien Universität Berlin: (v.l.n.r.): Clara Zaccagnini, Elena Nustrini, Professor Bernhard Huß, Sabine Greiner, Thea Santangelo und Alessandra Rago.

Das Team des Italienzentrums der Freien Universität Berlin: (v.l.n.r.): Clara Zaccagnini, Elena Nustrini, Professor Bernhard Huß, Sabine Greiner, Thea Santangelo und Alessandra Rago.
Bildquelle: privat

Ein Studienjahr in Italien

Die Möglichkeiten, die damit den Studierenden der Universitäten in Berlin und Potsdam eröffnet würden, seien damit nicht nur in Deutschland einzigartig, betont Bernhard Huß: „In der am Italienzentrum gebotenen Mischung mit den aus unterschiedlichen italienischen Universitäten stammenden Gästen ist solch ein Angebot selbst bei einem Studium an einer italienischen Universität so nicht möglich.“ Seine guten Kontakte steuerte das Italienzentrum auch bei der Einführung des Bachelorstudiengangs „Italienstudien“ im Wintersemester 2006/2007 bei.

Der Studiengang, der ein klassisches Studium italienischer Philologie kombiniert mit frei wählbaren Bausteinfächern der Rechts- und Wirtschaftswissenschaft, Geschichte und Kunstgeschichte sowie Theaterwissenschaft, enthält ein obligatorisches Auslandsstudienjahr in Italien. „Hierfür wurden die bis dahin bestehenden Beziehungen dezidiert genutzt“, erklärt Sabine Greiner. Studierende können das Jahr an einer der Partneruniversitäten Roma Tre, Bologna oder Mailand absolvieren. Mit seinen Veranstaltungen bietet das Italienzentrum auch Studierenden anderer Fächer die Möglichkeit, sich über wissenschaftliche Entwicklungen und Ergebnisse aus italienischen Partnerinstitutionen zu informieren.

Hochschulpolitisch stellt das Italienzentrum darüber hinaus auch für die Institutionen selbst eine wichtige Kommunikationsplattform dar. Die Organisation der „Deutsch-Italienischen Hochschultage 2012“ durch das Italienzentrum zeugen ebenso davon, wie 2014 der Besuch des damaligen Rektors der Universität Bergamo und Präsidenten der Konferenz italienischer Hochschulrektoren, Stefano Paleari.

In jüngerer Zeit widmet sich das Italienzentrum neben den Studierenden einer weiteren Zielgruppe. Neben renommierten Gastprofessorinnen- und Gastprofessoren werden in Zukunft verstärkt Postdoktoranden aus Italien unterstützt. „Der Austausch von Nachwuchswissenschaftlern aus italienischen Universitäten steht dabei im Vordergrund“, sagt Sabine Greiner, „sie sollen vermehrt die Chance nutzen können, in Berlin zu forschen und zu lehren.“

2017 kommt der Alexander-von-Humboldt-Preisträger und Dante-Forscher Mirko Tavoni an die Freie Universität

Im Wintersemester 2016/2017 begrüßt die Institution neben dem Marie-Curie-Fellow Maiko Favaro auch die jungen Forscher Federico Di Santo und Giovanni Cascio. Maiko Favaro wird bereits im Oktober einen Workshop zum Thema „Petrarkismus“ ausrichten, in dem er seine Arbeit über die Plattform des Zentrums öffentlich präsentiert und internationale Gäste an die Freie Universität Berlin zum Wissens- und Gedankenaustausch einlädt. Das ganze Jahr 2017 wird zudem der Alexander-von-Humboldt-Preisträger und bekannte Dante-Forscher Mirko Tavoni, Professor an der Universität Pisa, an der Freien Universität verbringen und dabei vom Italienzentrum, wie auch die anderen Forscher, institutionell betreut werden.

Hinzu kommen von diesem Semester an erstmals zwei italienische Gastdozenten, die das Angebot der Bausteinfächer im Bachelorstudiengang Italienstudien bereichern sollen. Filippo Triola, Historiker der Universität Bologna, und Simone Romano, Wirtschaftswissenschaftler der Universität Roma Tre, geben den Startschuss für einen langfristigen Austausch in der universitären Lehre. Die Gäste werden dabei auch im Rahmen der Veranstaltungen des Italienzentrums Neues aus ihren Forschungsschwerpunkten vorstellen. Die somit zu nutzenden Synergien mit Kolleginnen und Kollegen der Universitäten in Berlin und Potsdam – und die gute Integration durch das Italienzentrum – sind für italienische Gastforscherinnen und Gastforscher ein wichtiger Punkt bei ihrer Entscheidung für diese Wissenschaftsregion – und die dort gepflegte Wissenskommunikation. Das Italienzentrum und seine Aktivitäten im Netz: www.fu-berlin.de/italienzentrum