Prof. Dr. Jessica C. E. Gienow-Hecht, John-F.-Kennedy-Institut für Nordamerikastudien, Abt. Geschichte (Schwerpunkte: Geschichte der USA: Kultur, Geschichte, Politik, Diplomatie)
„Dies sind historische Wahlen! Sie zeigen zwar Phänomene, die wir aus der US-Geschichte kennen, aber in einer völlig neuen Kombination. Schlammschlachtartige Wahlkampagnen sind eigentlich typisch für das 19. Jahrhundert, ebenso wie populistische, unprofessionelle Politiker und eine zutiefst polarisierte, polemisierende Presse. Die verdeckte Machtausdehnung der Exekutive ist wiederum kennzeichnend für das 20. Jahrhundert.
Narzistisch veranlagte Entscheidungsträger in beiden grossen Parteien hat es immer wieder gegeben. Selbst das Aufeinandertreffen von Pandemie und Präsidentschaftswahl ist nicht neu.
Neu ist die Kombination dieser archaischen, populistischen und gleichzeitig modernen Phänomene in einem Wahlkampf, für den es kaum einen Präzedenzfall gibt. Wenn überhaupt, dann 1860 – die Wahlen unmittelbar vor dem amerikanischen Bürgerkrieg.
Ganz gleich, was am 3. November passiert, alles wird davon abhängen, wie sich die liberalen Institutionen hinterher verhalten – vor allen Dingen der Oberste Gerichtshof.“