Nach fünf Jahren Pause: Delegation der Freien Universität Berlin besucht Peking
Die fünf Grundfarben bringen einander gegenseitig zum Leuchten!
22.11.2024
Unter diesem poetischen Motto stand der chinesische Titel einer Ausstellung zu vier Jahrzehnten Kooperation und Austausch zwischen der Peking Universität und der Freien Universität Berlin, die am 4. November im Geschichtsmuseum der PKU auf dem Campus eröffnet wurde. Angereist war dazu eine kleine Delegation der Freien Universität unter Leitung der Ersten Vizepräsidentin, Frau Prof. Dr. Verena Blechinger-Talcott, die nach einer coronabedingten fünfjährigen Pause erstmals wieder unsere wichtigste Partneruniversität in China besuchte.
Die Ausstellung würdigte die mehr als vier Jahrzehnte gemeinsamer vertrauensvoller Zusammenarbeit, die sich ab 1981, beginnend mit einem Austausch von Lehrenden aus Sinologie und Germanistik, über allgemeinen Wissenschaftler- und Promovierenden- und schließlich Studierendenaustausch bis zu einer Strategischen Partnerschaft im Jahr 2011 kontinuierlich intensivierte. Die verschiedenen Stationen und Entwicklungsstufen wurden durch großformatige Poster mit maßgeblichen Akteuren eindrucksvoll illustriert. Zeitzeugen, wie etwa der FU-Professor Hartmut Eggert, der bereits in den frühen 80er Jahren mehrfach mit seiner Familie auf dem PKU Campus lehrte, waren mit Fotos und Zitaten ebenso vertreten wie der PKU Professor Kuo Heng-yü, der der Sinologie an der FUB über viele Jahre hinweg wichtige Impulse gab. Außerdem hatte das Universitätsarchiv Originaldokumente von frühen Verträgen und aus der Frühzeit der deutsch-chinesischen akademischen Beziehungen zur Verfügung gestellt.
Weitere Punkte der Tagesordnung waren die Jahrestagung des gemeinsamen Konfuzius Instituts von FUB und PKU sowie ein Treffen mit Vertretern der Area Studies im PKU IAS (Institute for Area Studies), u.a. mit Vizedirektor Prof. Dr. Zhang Yongle. Bei diesem Termin waren neben den Delegationsmitgliedern Herbert Grieshop, dem Leiter der internationalen Abteilung und Stefan Rummel, dem Leiter des Referats Wissenschaftsbeziehungen auch Herr Prof. Alexander Libman vom Osteuropa-Institut der FUB zugegen, der sowohl einen Vortrag zum Stand der Osteuropa-Forschung im Rahmen des Beijing Forums an der PKU sowie einen Vortrag an der China Foreign Affairs University hielt, die beide auf große Resonanz bei den chineisischen Kolleginnen und Kollegen stießen. Im Gespräch selbst ging es um Möglichkeiten einer Intensivierung der bereits engen Kooperation in den Regionalwissenschaften.
Am Montagabend fand außerdem ein Treffen und Abendessen mit PKU-Angehörigen statt, die in den Jahren vor und nach der Pandemie im Rahmen des Wissenschaftleraustauschs mit der PKU an der FU gewesen waren. Die geladenen FU-Alumni waren alle gekommen und feierten, gemeinsam mit einigen unserer gegenwärtig an der PKU sich aufhaltenden Austauschstudierenden, die Begegnung und die Erinnerung an ihre Zeit an der FU. Organisiert wurde das Abendessen von Prof. Pan, der chinesischen Direktorin des Konfuzius-Instituts an der Freien Universität.
Der Dienstag war für Gespräche mit externen Partnern reserviert, darunter der China Scholarship Council, mit dessen stellvertretender Vorsitzenden, Frau Dr. Tian Lulu, eine Aussprache zu aktuellen Themen geführt wurde; dazu zählte u.a. auch die Ausgestaltung der Stipendienverträge, die in Deutschland sehr kritische gesehen werden, sowie neue CSC-Programme wie Chinalink, bei dem chinesische Hochschulen, die mit ausländischen Partner-Institutionen kooperieren, Stipendien-Kontingente vom CSC erhalten und dabei Auswahl und Betreuung der Geförderten selbst übernehmen.
Der Termin an der Beijing Foreign Studies University begann mit einem kleinen Mittagessen mit zwei Japanologieprofessoren der BFSU, für die Prof. Blechinger-Talcott bis vor Kurzem als Mitglied eines Beirats fungierte und nahm eine ungeahnte Wendung, als unsere kleine Delegation in einen Raum mit etwa zwanzig Angehörigen des Kollegiums, inklusive des stellvertretenden Parteisekretärs Prof. Jia Dezhong, geführt wurde, um über mögliche weitere Kooperationen zu sprechen. Als kleiner Einblick in die wahrhaft polyglotte Ausrichtung dieser Universität, an der man über 100 Sprachen studieren kann , mag die Gesprächsführung dienen: die Worte des Parteisekretärs wurden aus dem Chinesischen für die Japanologieprofessorin Blechinger-Talcott ins Japanische und anschließend für die des Chinesischen oder Japanischen nicht mächtigen übrigen Deutschen ins Deutsche übersetzt.
Den Abschluss bildete ein Besuch bei der Deutschen Botschaft, wo vor allem das Thema Visaerteilung für chinesische Studierende und Promovierende mit Nicht-EU-Förderung zur Sprache kam.
Trotz des eng getakteten Programms war der Besuch für die kleine Delegation ein eindrucksvolles und spannendes Erlebnis, ein Wiederanknüpfen an langjährige Beziehungen, ein Treffen mit „lao pengyou“ – alten Freunden und Partnern. Zaijian – auf Wiedersehen, Beijing!