ID-E Berlin International Dialogue on Education
15.11.2024
Es klingt paradox: Deutschland zählt zu den Ländern mit der größten Wissenschaftsfreiheit weltweit, gleichzeitig ist man in kaum einem anderen Land so besorgt über deren Rückgang. Für Professorin Karla Pollmann, Präsidentin der Eberhard Karls Universität Tübingen, hängt das mit der Furcht der deutschen Öffentlichkeit vor staatlicher Einflussnahme zusammen. Und mit den großen Unterschieden, die nach wie vor zu den Hochschulsystemen anderer Länder bestehen. „In den USA ist es möglich, dass eine Hochschulpräsidentin von einem Senator damit konfrontiert wird, dass nur etwa zwei Prozent der Studierendenschaft für die Republikaner stimmen werden. Obwohl es doch eigentlich 50 Prozent sein müssten, wenn wirklich die ganze Gesellschaft repräsentiert wäre. Das wäre in Deutschland undenkbar.“
Zusammen mit Dr. Gregory Fowler, Präsident des University of Maryland Global Campus, und Tayyeb Shah, Vizepräsident der European Association for International Education, sprach Pollmann Ende Oktober 2024 im Rahmen des „ID-E Berlin International Dialogue on Education“. Fokus der Diskussion war der gesellschaftliche und politische Druck, unter dem Universitäten inzwischen weltweit stehen und wie sich dieser auf ihre akademische Integrität auswirkt. Und daran anknüpfend die Frage: Wie können sie diese unter erschwerten Bedingungen bewahren? Wie können sie resilient bleiben?
Ziel der seit 2007 stattfindenden Workshopreihe ist der Austausch über die aktuellen Bedingungen in verschiedenen Hochschulsystemen weltweit. Beteiligt sind das British Council Germany, der DAAD, die deutsch-amerikanische Fulbright-Kommission, der australische Hochschulverbund Group of Eight, die Botschaft von Kanada sowie die Freie Universität Berlin. Während Pollmann die deutsche Perspektive einbrachte, berichtete Fowler aus der Sicht einer global agierenden Hochschule in den USA; Shah war als ausgesprochener Kenner des britischen und australischen Bildungssystems eingeladen.
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Klaus Lüber (14. November 2024)