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Mehr UMPF!

Neu im Amt: Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte der Freien Universität Berlin in festlichem Rahmen empfangen

04.08.2025

Blumen zum Amtsantritt der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten am FB Biologie, Chemie, Pharmazie: Erste VP Blechinger-Talcott, Anna Magdalena Sturm (Stv.), Dr. Sarah Huch (Stv.), wiedergewählt Christine Eßmann-Stern, C. Tomberger (v.l.nr.)

Blumen zum Amtsantritt der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten am FB Biologie, Chemie, Pharmazie: Erste VP Blechinger-Talcott, Anna Magdalena Sturm (Stv.), Dr. Sarah Huch (Stv.), wiedergewählt Christine Eßmann-Stern, C. Tomberger (v.l.nr.)
Bildquelle: Christian Demarco

Das Team geschlechter*gerecht und die Erste Vizepräsidentin Verena Blechinger-Talcott begrüßten neu gewählte Kolleginnen im Amt und sprachen über den Stand der Gleichstellung an der Freien Universität

Mehr UMPF! Das war das Motto, unter dem die Amtseinführung der neugewählten Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten und Stellvertreterinnen am 10. Juli im Henry-Ford-Bau stand. Den Rahmen gaben der Festveranstaltung Auftritte des Theaters ohne Probe, welches „Unbequeme Machtkritische Power Frauen“ feierte.

„Neue Ideen werden nicht immer gleich funktionieren. Das Prinzip ,Scheiter heiter!‘ ist eine wunderbare pädagogische Haltung“, gab die Schauspielerin Uta M. Walter dem Publikum zu bedenken. Sie las von Zetteln ab, auf denen die etwa vierzig Gäste beim Einlass in wenigen Worten schreiben sollten, was sie häufig zu hören bekommen, wenn es um das Thema „Geschlechtergerechtigkeit“ geht: „Das bedeutet, dass man sich nicht alleine fühlt. Egal welchen Geschlechts man ist“, lautete eine Rückmeldung. „Und hier: Respekt für Vielfalt – ja, ja, das ist ein Satz, der in Berufungskommissionen oft fällt“, sagte die Schauspielerin und ließ durchblicken, dass die Umsetzung dann oft auf einem anderen Blatt stehe. Das zeigte sich auch in etlichen Rückmeldungen aus dem Publikum. „Hat die Hochschule nichts Wichtigeres zu tun?“ oder: „Wir machen keine Frauenförderung – wir fördern Exzellenz an der Universität!“, so einige Kommentare, mit denen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte in ihrer Arbeit konfrontiert sind. Es gibt noch viel zu tun, dem konnte die zentrale Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte Corinna Tomberger nur zustimmen.

Mit Sonnenblumen begrüßt: Die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten am FB Mathematik und Informatik. V.l.n.r.: Erste Vizepräsidentin, Sera Renée Zentiks, Maren-Wanda Wolf (Stv.), Christine Scharlach (Stv.), Zentrale Frauenbeauftragte C. Tomberger.

Mit Sonnenblumen begrüßt: Die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten am FB Mathematik und Informatik. V.l.n.r.: Erste Vizepräsidentin, Sera Renée Zentiks, Maren-Wanda Wolf (Stv.), Christine Scharlach (Stv.), Zentrale Frauenbeauftragte C. Tomberger.
Bildquelle: Christian Demarco

Mehr Kapazitäten für Gleichstellung

Als wesentliche Entwicklung führte sie die personelle Verstärkung auf dezentraler Ebene an. An den Fachbereichen waren mit den Wahlen im Juni 2025 erstmalig zwei Ämter für Stellvertreterinnen zu vergeben. Seit vorigem Jahr werden auch nebenberufliche Stellvertreterinnen anteilig von ihren Dienstaufgaben freigestellt; studentische Stellvertreterinnen erhalten eine Aufwandsentschädigung.

„Diese Stärkung der dezentralen Gleichstellungsstrukturen verdanken wir zum einen der Novellierung des Berliner Hochschulgesetzes, zum anderen einer Hochschulleitung, die Gleichstellung als gesetzlichen Auftrag ernst nimmt. Das ist leider auch im Jahr 2025 nicht selbstverständlich, und das möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich würdigen“, sagte Corinna Tomberger. Gut 39 Prozent Frauenanteil an unbefristeten Professuren – auch wenn die Freie Universität Berlin (FU) beachtliche gleichstellungspolitische Erfolge vorzuweisen hat, seien starke Gleichstellungsstrukturen weiterhin erforderlich.

Das gelte umso mehr angesichts der aktuellen Situation der Berliner Hochschulen, der massiven Kürzung der Landesmittel. „Die FU, so unsere derzeitige Perspektive, wird in den kommenden Jahren um zehn Prozent kleiner werden müssen.“ Was bedeutet der Strukturumbau für Geschlechtergerechtigkeit an der Freien Universität? „Wenn die Mittel knapp werden, Verteilungskämpfe ausgetragen werden, gewinnen informelle Machtstrukturen an Bedeutung“, gab Corinna Tomberger zu bedenken. Und dies seien nach wie vor häufig „old boys networks“, also männlich dominierte Netzwerke.

Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte am FB Politik- und Sozialwissenschaften. Mit Sonnenblume: Anna Litvinenko (Stv.) und Ursula Frübis. Rechts und links: Erste Vizepräsidentin V. Blechinger-Talcott und Zentrale Frauenbeauftragte C. Tomberger.

Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte am FB Politik- und Sozialwissenschaften. Mit Sonnenblume: Anna Litvinenko (Stv.) und Ursula Frübis. Rechts und links: Erste Vizepräsidentin V. Blechinger-Talcott und Zentrale Frauenbeauftragte C. Tomberger.
Bildquelle: Christian Demarco

Erfolgsrezept Vernetzung

Daher sollten sich die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten ebenfalls austauschen und vernetzen, am besten gleich an diesem Tag bei bereitgestelltem Sekt und Selters, Kaffee und Kuchen, denn ihr Aufgabenfeld sei weit. So werden sie unter anderem an Einstellungen und Berufungsverfahren beteiligt und sind Ansprechpersonen für Menschen, die sich geschlechtsbezogener Benachteiligung, Diskriminierung und sexualisierter Belästigung ausgesetzt sehen.

„Da sind viele Fähigkeiten gefragt“, sagte Corinna Tomberger. „Ganz sicher aber: Rückgrat und ein dickes Fell.“ Befriedigend an dem Amt sei der Gestaltungsspielraum, wenn es darum gehe, die verfassungsrechtlich gebotene Chancengleichheit umzusetzen. Allerdings seien auch mehrere Ämter vakant geblieben, weil sich keine Kandidatinnen gefunden hätten, bedauerte Corinna Tomberger, und warb um Verstärkung: „Auf zentraler Ebene sind wir auf Amtskolleginnen in den Bereichen angewiesen, die die Mühen der Ebene beherzt in Angriff nehmen.“

Corinna Tomberger (erste v. l.) und Verena Blechinger-Talcott (vierte v. l.) verabschieden Constance Scharff, Brigitte Reysen-Kostudis und Mariam Duduchava aus dem Amt.

Corinna Tomberger (erste v. l.) und Verena Blechinger-Talcott (vierte v. l.) verabschieden Constance Scharff, Brigitte Reysen-Kostudis und Mariam Duduchava aus dem Amt.
Bildquelle: Christian Demarco

Im Anschluss berichteten zwei Ehemalige aus ihrer Amtszeit: Brigitte Reysen-Kostudis blickte auf fünf Jahre als Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte der Zentraleinrichtung Studienberatung und Psychologische Beratung zurück. „Dezentrale Frauenbeauftragte zu sein, bedeutet auch: frustriert zu werden“, sagte sie. Allerdings konnte sie auch Erfolge während ihrer Amtszeit sehen: „Es gibt mehr Einsicht dafür, was Grenzüberschreitungen sind.“ So könne man sexistische Bemerkungen nicht mehr einfach so unter den Tisch kehren, wenn man ein „War doch nur ein Scherz“ dahinterschiebt.

Zum erhöhten Bewusstsein für Grenzüberschreitungen haben auch die zahlreichen Angebote unter Federführung des Teams geschlechter*gerecht beigetragen, welches regelmäßig Veranstaltungen wie rund um den Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen anbietet.

Manchmal muss man unbequem sein

Brigitte Reysen-Kostudis riet ihren Nachfolgerinnen: „Lasst euch nicht demotivieren! Vernetzt euch – das gibt Kraft!“ und übergab das Wort an Professorin Constance Scharff. Diese hielt ihren Rückblick als ehemalige stellvertretende Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte am „männerdominierten“ Fachbereich Biologie, Chemie, Pharmazie. „Ich bin Überzeugungstäterin geworden, wenn es darum geht, für eine gerechtere Arbeitsumgebung zu sorgen“, sagte die Biologin. Das akademische Umfeld sei immer noch stark „von männlichem Dominanzverhalten“ geprägt. Bei ihrer Beteiligung an Berufungsverfahren in Ausübung ihres Amtes sei ihre Funktion „eher als Feindbild“ gesehen worden denn als unterstützende Instanz, die darauf hinwirkt, dass der gesetzliche Auftrag der Gleichbehandlung der Geschlechter erfüllt wird. Die Professorin betonte, wie wichtig es sei, „noch stärker an der Sensibilisierung für Diversität und Geschlechtergerechtigkeit zu arbeiten, um eine offene, respektvolle Gesprächskultur zu fördern“. 

Nach diesen Rückblicken übernahm die Erste Vizepräsidentin Verena Blechinger-Talcott die Amtseinführung der gewählten Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten aus neun Bereichen, die mit Blumen begrüßt wurden. „Mehr UMPF! – das finde ich gut als Motto für heute!“, nahm Verena Blechinger-Talcott die Vorgabe des Improvisationstheaters auf. „Sie sind treibende Kräfte und Brückenbauerinnen“, gab sie den neugewählten Beauftragten mit auf den Weg. „Es gehört zum Aufgabenprofil, manchmal auch laut und unbequem zu sein“, sagte sie und wünschte den Frauen viel Kraft dabei, „sich mit Mut und Ausdauer dafür einzusetzen, dass an unserer Uni alle die gleichen Chancen auf Erfolg und Entfaltung und Mitbestimmung haben.“