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„Im Herbst fallen die Blätter zu den Wurzeln zurück“

Dagmar Yu-Dembski ist Geschäftsführerin des Konfuzius-Instituts und hat mit "Chinaprinzessin" ihre Familiengeschichte aufgeschrieben

12.07.2013

In dem Buch "Chinaprinzessin" hat Dagmar Yu-Dembski ihre Geschichte aufgeschrieben. Die Deutsch-Chinesin ist Geschäftsführerin des Konfuzius-Instituts an der Freien Universität Berlin.

In dem Buch "Chinaprinzessin" hat Dagmar Yu-Dembski ihre Geschichte aufgeschrieben. Die Deutsch-Chinesin ist Geschäftsführerin des Konfuzius-Instituts an der Freien Universität Berlin.
Bildquelle: Katharina Schmalz

„Im Herbst fallen die Blätter zu den Wurzeln zurück“ heißt es in einem chinesischen Sprichwort. „Damit ist gemeint, dass eigentlich jeder im Alter in die Heimat zurückkehren möchte“, sagt Dagmar Yu-Dembski. Die Tochter eines Chinesen und einer Deutschen ist Geschäftsführerin des Konfuzius-Instituts an der Freien Universität. In ihrem autobiografischen Roman „Chinaprinzessin“ erzählt sie ihre Familiengeschichte – das Buch ist auch eine Suche nach ihren eigenen Wurzeln.

Das Konfuzius-Institut sei für sie das „ideale Arbeitsumfeld“, sagt Dagmar Yu-Dembski.  Aufgrund ihrer deutsch-chinesischen Herkunft ist sie als Vermittlerin zwischen beiden Kulturen ideal. 1936 kommt ihr Vater Hak Ming Yü als Student aus China nach Berlin und verliebt sich während dieser Zeit in eine Deutsche. 1943 wird Dagmar Yu-Dembski geboren. Die Ehe der Eltern kann aus politischen Gründen erst nach Kriegsende geschlossen werden. Yu-Dembski verlebt ihre Kindheit in Berlin und studiert Publizistik und Kunstgeschichte an der Freien Universität.

Chinesisch lernt sie zu Hause nicht, und auch sonst hat sie mit der Heimat ihres Vaters zunächst nicht viel zu tun. Erst dessen plötzlicher Tod 1976 bringt sie dazu, nach ihren Wurzeln zu suchen und Chinesisch zu lernen. 1980 reist sie zum ersten Mal nach China. Wieder zurück in Berlin wird sie Mitglied der Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft. Seit 1982 ist sie deren Vorsitzende. Dagmar Yu-Dembski entdeckt nicht nur die Heimat ihres Vaters, sondern ihr ganz persönliches China zwischen Tradition und Moderne. Sie verfasst zahlreiche Publikationen, konzipiert Ausstellungen und forscht über die Auswanderung von Chinesen nach Berlin.

Begegnungen und interkulturelle Kommunikation im Konfuzius-Institut

Aus einer Kooperation zwischen der Freien Universität Berlin und der Peking-Universität entstand 2006 das Konfuzius-Institut auf dem Campusgelände in Dahlem. Als eines von fast 400 Konfuzius-Instituten weltweit setzt es sich für die Kenntnis und den Erhalt der chinesischen Sprache und Kultur in Deutschland ein. Im Vordergrund stehen die Zusammenarbeit beider Völker und die Vermittlung der Kultur- und Sprachgeschichte Chinas im Ausland.

„Als ich eigentlich schon aufhören wollte zu arbeiten, suchte man jemanden mit Erfahrungen im Bereich interkulturelle Kommunikation und mit Kenntnissen beider Kulturen“, sagt die heute 70-Jährige. Sie beteiligt sich an der Konzeption des Konfuzius-Instituts – 2006 das erste seiner Art in Deutschland – und wird Gründungsgeschäftsführerin. „Das Thema Sprache fördern, lässt sich von der Kultur Chinas nicht trennen“, sagt Yu-Dembski. Und genau das sei das zentrale Konzept der Institute: Es gehe um die Motivation, sich mit chinesischer Kultur und Sprache auseinanderzusetzen, sagt sie. Diese Motivation und die Förderung des Kulturaustausches sollten so früh wie möglich, am besten bereits im Kindergarten und an den Schulen, angeregt werden.

Verständnis, Toleranz und Akzeptanz für die Kultur Chinas fördern

Dabei gehe es um mehr als nur das Erlernen einer anderen Sprache. Gefördert werden sollen, neben der akademischen Angebotsvielfalt, vor allem das Verständnis, die Toleranz und die Akzeptanz für die Kultur Chinas: „Die chinesische Sprache ist Ausdruck einer Weltanschauung, einer ganzen Philosophie“, sagt Yu-Dembski. 

Mit der Veröffentlichung ihres Buches „Chinaprinzessin“ zu Beginn dieses Jahres ist ihre persönliche Suche nach den Wurzeln abgeschlossen. Ihre Kulturarbeit im Konfuzius-Institut macht sie jedoch gerne weiter. In diesem Jahr wird das „Chinesisch-Deutsche Sprachenjahr" begangen. Dazu finden eine zentrale Veranstaltung sowie die große Ausstellung „300 Jahre Chinesisch in Deutschland“ statt. Die Arbeit des Konfuzius-Institutes wurde bereits drei Mal ausgezeichnet, und im Jahr 2010 erhielt Dagmar Yu-Dembski selbst den Exzellenzpreis für herausragende persönliche Leistungen. Ihre Freude an der Arbeit zwischen den Kulturen scheint nach sieben Jahren am Konfuzius-Institut noch lange nicht erschöpft.