Herzensentscheidung
Ingmar Geiger ist Juniorprofessor für unternehmensbezogenes Dienstleistungsmarketing am Marketing-Department der Freien Universität
04.01.2011
Ingmar Geiger ist Juniorprofessor für unternehmensbezogenes Dienstleistungsmarketing an der Freien Universität.
Bildquelle: Eva Hundemer
Wenn man an Schicksal glaubt, dann war es wohl genau das, was Ingmar Geiger an die Freie Universität lenkte. Während seines Studiums zum Wirtschaftsingenieur war er sich sicher, später im Anlagebau oder in der Automobilindustrie zu arbeiten. Seit September 2009 ist der 32-jährige Juniorprofessor für unternehmensbezogenes Dienstleistungsmarketing mit den Forschungsschwerpunkten Business-to-Business Marketing, Verhandlungen, Marktforschung und Konsumverhalten am Fachbereich Wirtschaftswissenschaft der Freien Universität.
Hohe Geldbeträge, schwere Maschinen – Ingmar Geigers Lieblingsexperiment ist das imaginäre Verhandeln mit den Studenten. In einem aktuellen Forschungsprojekt geht es dabei um Zufriedenheit. Genauer gesagt untersucht der gebürtige Stuttgarter den Prozess von Zufriedenheitsbildung in Geschäftsverhandlungen.
„Der Fokus der Untersuchung liegt im Vergleichen von elektronischen und so genannten face-to-face-Verhandlungen“, sagt Geiger. Bei Verhandlungen, die nicht von Angesicht zu Angesicht, sondern beispielsweise über Chats oder E-Mails geführt werden, sei die Zufriedenheit der Partner direkt nach der Verhandlung größer. „Was mich interessiert ist einerseits, warum das so ist, und andererseits der Entstehungsprozess von Zufriedenheit.“
Nähe zur Praxis
Sein Experiment zeigt, dass die Erwartungen beim elektronischen Verhandeln geringer sind und die Zufriedenheit daher größer. „Wie man diese Zufriedenheit schnell herstellt und durch welche Faktoren sie beeinflusst wird, ist mein Hauptinteresse bei diesem Projekt“, erklärt der Juniorprofessor.
In seinem universitären Wirken ist die Nähe zur Praxis ein wichtiger Bestandteil. Einerseits entstehen dadurch Anregungen für neue Forschungsfragen, andererseits ist das Interesse der Wirtschaft an solchen Experimenten groß. „Der Austausch mit der Praxis und die dadurch entstehende Aufgabenvielfalt an der Universität sind perfekt“, sagt der Juniorprofessor.
"Fordern und fördern"
Die Wichtigkeit der Praxisnähe vermittelt er auch seinen Studierenden. Pures Faktenwissen ist weniger bedeutsam als das Ausprobieren und Lernen anhand von Beispielen aus dem Berufsleben. „Fordern und fördern ist mein Credo. Lehre ist in erster Linie Dialog – ich kann genauso von den Studierenden lernen wie sie von mir.“
In einer Fortsetzung des beschriebenen Forschungsprojektes ließ Geiger im aktuellen Wintersemester seine Master-Studenten einen virtuellen Fall mit Studierenden der University of San Francisco verhandeln.
Hoch hinaus
Der Weg an die Universität war für Geiger eine Herzensentscheidung. Denn vernünftig erschien eine Karriere in der freien Wirtschaft, wie er sie nach seiner Promotion bei einer Unternehmensberatung begonnen hatte. Dafür sei er allerdings fast zu perfektionistisch und gehe den Dingen zu gerne auf den Grund. In seiner Freizeit geht er lieber hoch hinaus.
Persönlich ist Geiger "zufrieden" beim Wandern und Bergsteigen. Dort kann er abschalten. Sein nächstes konkretes Ziel ist die Everest-Region in Nepal.