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Einmal Kaukasus und zurück

Die Kunsthistorikerin und Byzantinistik-Expertin Brigitta Schrade lehrt in diesem Sommer- und dem kommenden Wintersemester an der Freien Universität

30.06.2009

Kunsthistorikerin und Byzantinistik-Expertin Brigitta Schrade

Kunsthistorikerin und Byzantinistik-Expertin Brigitta Schrade
Bildquelle: Freie Universität Berlin

Neben der Forschung und Lehre zur Geschichte und Kunst des Kaukasus und Kleinasiens engagiert sich Schrade für den guten Zweck: Gemeinsam mit ihrem Mann organisiert sie die Restaurierung von Kirchen in Swanetien, einer Bergregion im Norden Georgiens.

Brigitta Schrade ist nicht nur eine international gefrage Expertin auf dem Gebiet der kaukasischen Kunstgeschichte, sondern auch eine handlungswillige Frau, die ihre Faszination für den Kaukasus sowohl im Unterricht als auch in der Praxis mit Herzblut unter Beweis stellt. Ihr zentrales Anliegen ist die Erschließung und Erweiterung des historischen und kunsthistorischen Wissens über die kaukasische Kultur und deren Einbettung in den  byzantinischen Kontext.

Das größte restauratorische Projekt in Swanetien

Durch ihren Ehemann, den Kunstwissenschaftler Professor Rolf Schrade, und dessen  Zusammenarbeit mit georgischen Forschern kam Brigitta Schrade zu ihrer besonderen Liebe für Georgien. Die ersten Publikationen ihres Mannes waren schon veröffentlicht, als sie ihn Ende der 1980er Jahre zu Aufnahmen für einen kulturhistorischen Film nach Swanetien begleitete – eine schwer erreichbare Hochgebirgsregion im Nordwesten Georgiens. Schrade war überrascht und fasziniert von der atemberaubenden Landschaft und vom hierzulande kaum bekannten kulturellen Reichtum. Nach der Überraschung folgte jedoch die Enttäuschung: Seit dem Zerfall der Sowjetunion fehlte in Georgien das Geld, um die wertvollen Schätze – Kirchen, Wandmalereien und Ikonen aus dem 10. bis 14. Jahrhundert –  zu erhalten.

Das wollten die beiden passionierten Wissenschaftler ändern. Deshalb gründeten Brigitta Schrade und ihr Mann eine Initiative zur Unterstützung Swanetiens, die sich neben humanitärer Hilfe vor allem um die Restaurierung gefährdeter Kirchen kümmert. "Nach der politischen Wende gab es in Georgien keine Restauratoren mehr, die meisten fuhren Taxi, waren perspektivlos und ohne Job. Deswegen fragten wir die europäische Kulturstiftung HORIZON, ob sie uns dabei unterstützen würde, das kulturelle Erbe Georgiens zu retten. Mit der Zusage begann 1997 das bisher größte restauratorische und archäologische Projekt Swanetiens."

Spektakuläre Funde

Bislang konnten Brigitta Schrade, ihr Mann und das Team aus georgischen Restauratoren, Archäologen und Wissenschaftlern 14 Kirchen und derenmit Wandmalereien und Ikonen restaurieren. Dabei stieß die Forschergruppe auf zum Teil spektakuläre Funde, die einen neuen Blick auf die Geschichtsschreibung des Kaukasus erlauben. "Man hat lange angenommen, dass in Swanetien das Christentum immer nur an der Oberfläche existierte. Durch unsere Bestandsaufnahmen können wir jetzt belegen, welche herausragende Stellung das Christentum in dieser Region wirklich eingenommen hat."

Während des Sommersemesters bietet Brigitta Schrade, die in Leipzig Englische und Französische Philosophie und Kunstgeschichte studiert hat, an der Freien Universität zwei Lehrveranstaltungen an: "Das byzantinische Kloster" und "Das byzantinische Kleinasien und der Kaukasus" Hier berichtet sie über ihre Entdeckungen und Erkenntnisse, zeigt Fotografien und Filme, die sie auf ihren Reisen aufgenommen hat. Wenn aber das Semester vorbei ist, sitzt die ambitionierte Wissenschaftlerin bestimmt  wieder im Flugzeug. Schließlich gibt es genug zu tun. Und sie ist überzeugt: "Lehre kann durch Forschung in der Praxis nur befruchtet werden."

Im kommenden Wintersemester bietet Brigitta Schrade die Lehrveranstaltung "Kirchengeschichte Kaukasiens" an.