Wie kommt der Professor in den i-Pod?
Margarita Esponda-Argüero ist neue Professorin für praktische Informatik an der Freien Universität
08.04.2009
Margarita Esponda-Argüero will Mädchen und junge Frauen für die Informatik interessieren
Bildquelle: Svenja Radtke
Die Mexikanerin beschäftigt sich unter anderem mit der Frage, wie Informationstechnologien Professoren und Studenten beim Lehren und Lernen unterstützen können.
„Und – gibt es noch Fragen?“ So enden Vorlesungen zwar oft. Doch meistens bleibt die Frage eine rhetorische: Kaum ein Student würde sich im Hörsaal vor den versammelten Kommilitonen die Blöße geben wollen und seinen Finger heben. Solche Probleme könnte man mit angewandter Informatik lösen, glaubt Margarita Esponda-Argüero: „Fast jeder Student hat heute mobile Informationsgeräte. Wenn es gelingt, sie in die Vorlesung einzubinden, könnte man die Lehre verbessern.“ Seit Februar ist die Mexikanerin als Professorin für praktische Informatik mit der Fachrichtung Programmiersprachen und innovative Lehrsysteme tätig. Sie untersucht unter anderem, wie der „Hörsaal der Zukunft“ aussehen könnte: „Mich beschäftigt die Frage, wie es Lehrende mit Hilfe von innovativen Konzepten schaffen können, ihre Studenten zu motivieren und zur Mitarbeit anzuregen.“ Zum Beispiel könnten Studenten mit mobilen Geräten mit einem einfachen Klick im Hörsaal signalisieren, dass sie etwas nicht verstanden haben. Der Professor könnte so direkt erkennen, bei wie viel Prozent seiner Studenten noch Klärungsbedarf herrscht. Im Hörsaal der Zukunft werden heutige Präsentationsmedien schon lange ausgedient haben. Stattdessen werden Dozenten auf multimedialen berührungsempfindlichen Tafeln direkt arbeiten. Lernen wird nicht auf den Hörsaal oder den Campus beschränkt bleiben. Lernen wird außerdem kollaborativ, sowohl im Internet als auch im Hörsaal. „In Zukunft werden Evaluationen und Klausuren online stattfinden. Fragen der Sicherheit, Soziologie und Pädagogik sind in diesem Zusammenhang wichtig“, sagt Esponda-Argüero.
Frühes Interesse am Programmieren
Zur Informatik kam Frau Esponda auf Umwegen. In Mexiko studierte sie zuerst Mathematik und Physik. Fasziniert war sie vor allem von den Möglichkeiten der Informatik: „Mir hat es schon immer Spaß gemacht, Rechner zu steuern“, erklärt sie ihr Interesse am Programmieren. Nach dem Diplom arbeitete sie als Software-Ingenieurin am Mexikanischen Kernforschungsinstitut, kam dann als Projektmitarbeiterin der Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung nach Deutschland und schloss ein Informatikstudium an der Technischen Universität Berlin ab. Danach arbeitete sie an der Freien Universität als wissenschaftliche Mitarbeiterin und promovierte 2004. Das Thema ihrer Dissertation: Systeme zur Animation von Algorithmen für den Informatikunterricht.
Die Professorin will Mädchen und junge Frauen für die Informatik anwerben
Schon damals engagierte sich Frau Esponda-Argüero, um Schüler – und vor allem Schülerinnen – an das Fach Informatik heranzuführen. „In manchen Ingenieur-Vorlesungen ist es leider so, dass unter 140 Leuten im Saal nur eine Frau ist. Und das bin ich“, erzählt sie. Damit sich daran etwas ändert, sei es wichtig, Sonderveranstaltungen wie Sommeruniversitäten zu organisieren, mit Informatikangeboten speziell für interessierte Mädchen und junge Frauen. Denn ob im Hörsaal der Zukunft eines Tages hauptsächlich Männer Informatik-Vorlesungen verfolgen werden, entscheidet sich nicht erst in der Universität. „Dafür müsste sich schon in der Schule vieles ändern – vom Informatikunterricht bis hin zur Ausbildung der Lehrer“, glaubt Esponda-Argüero. Bis dahin will sie mit ihrer Forschung und ihrem Engagement zur Veränderung beitragen: „Es gibt keinen Lebensbereich, der ohne Informatik auskommt. Das macht das Fach ja so spannend.“