Neues über alte Umweltkatastrophen
Die Geologin und Isotopenchemikerin Simone Kasemann ist neue Professorin am Institut für Geologische Wissenschaften der Freien Universität
13.03.2009
Die Geologin und Isotopenchemikerin Simone Kasemann ist neue Professorin am Institut für Geologische Wissenschaften
Bildquelle: privat
Die Berliner Luft ist berühmt, der Berliner Boden eher nicht: Sand, mit hohem Quarz- und Feldspatgehalt, gibt es hier jede Menge. Als Forschungsobjekt für „Hard Rock“ Geologen ist Berlin deswegen eigentlich eher langweilig. „Aber die Arbeitsbedingungen für Geologen sind hervorragend – sowohl die Forschung als auch die instrumentellen Möglichkeiten sind sehr gut“, schwärmt Simone Kaseman.
Die Geologin ist seit 1. Februar neue Professorin für Geologie am Institut für Geologische Wissenschaften der Freien Universität. Nach sieben Jahren, die die Geologin und Isotopenchemikerin an der Universität von Edinburgh gearbeitet hat, ist sie über diesen Schritt sehr froh: „Für meine persönliche Forschung sind die analytischen Bedingungen sehr wichtig. Durch die Kooperation der Freien Universität mit der Technischen Universität und dem GeoForschungsZentrum in Potsdam kann ich viele hervorragende Geräte nutzen.“
Auf der Spur von Umweltproblemen, die 600 Millionen Jahre alt sind
Simone Kasemann ist Geologin und Isotopengeochemikerin. Ihre Forschung beschäftigt sich mit Umweltveränderungen, mit Klimakatastrophen und Treibhauseffekten. Und zwar solchen, die so lange zurückliegen, dass sie kaum noch nachweisbar sind. „Eigentlich sind wir heute überhaupt nicht in der Lage, uns die Umweltbedingungen vor 600 Millionen Jahren vorzustellen. Aber wenn man Gesteine auf ihre Isotopenzusammensetzung hin untersucht, kann man im Nachhinein Umweltbedingungen rekonstruieren.“
Studiert hat Kasemann an der Geowissenschaftlichen Fakultät der Universität in Münster, vor zehn Jahren promovierte sie an der Technischen Universität Berlin. Es folgten Stationen am GeoForschungsZentrum Potsdam, am „Institute for Reference Materials and Measurements“ (IRMM) der Europäischen Komission in Geel, Belgien. Für die Geologin war die Arbeit mit Isotopen dort vertraut: In ihrer Forschung verwendet sie so genannte nicht traditionelle, stabile Isotope: Lithium, Bor und Calcium. Bestimmte Gesteine, meist Carbonate, die ihre chemischen Eigenschaften über Millionen von Jahren erhalten haben, können damit Hinweise auf die letzten großen Umweltveränderungen geben.
„Mit Isotopen kann man Gesteine untersuchen – aber auch im klinischen Bereich zum Beispiel Blut. Die analytischen Arbeitsschritte sind dabei dieselben“, sagt Kasemann. Nach einem Jahr, das sie im Rahmen des europäischen Marie-Curie-Fellowship an der Universität Bristol verbrachte, forschte sie sieben Jahre an der Universität von Edinburgh.
Für Berlin plant die Geologie-Professorin Forschungsarbeiten in Namibia und China: „Dort gibt es eben jene Gesteine, die sich für die Analysen besonders gut eignen. Eine Forschungsgruppe an der Freien Universität arbeitet bereits in China; auf diese Kooperation freue ich mich besonders." Der Berliner Boden, er ist für Geologen eben doch sehr fruchtbar.