„Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen“
Dieter Lenzen begründet seinen Abschied von der Freien Universität
11.12.2009
Der Präsident der Freien Universität Berlin, Professor Dieter Lenzen, hat am Freitag die Wahl zum Präsidenten der Universität Hamburg angenommen. In einem Brief, der per Mail an alle Professoren und Mitarbeiter der Freien Universität verschickt wurde, begründet er seine Entscheidung.
campus.leben veröffentlicht den Brief im Wortlaut:
Sehr geehrte, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Nachdem meine Entscheidung nunmehr gefallen ist, die Wahl zum Präsidenten der Universität Hamburg anzunehmen, kann ich mich nun an Sie wenden. Ich möchte Ihnen sagen, dass mir die Entscheidung nicht leicht gefallen ist, denn nach über dreißig Jahren Zugehörigkeit zur Freien Universität Berlin in schwierigen wie in guten Zeiten ist der Abschied keine Selbstverständlichkeit.
Ich habe hier außerordentlich gern gearbeitet, als Hochschullehrer, in der Forschung und in vielen unterschiedlichen Rollen für die akademische Selbstverwaltung. Dabei hat es sehr viele erfreuliche Begegnungen mit Menschen gegeben, die zu unserer Universität gehören und deren Entschlossenheit und Kraft es mir immer wieder leicht gemacht haben, mich dafür zu entscheiden, der akademischen Selbstverwaltung einen besonderen Platz in meinem Berufsleben einzuräumen. Für diese Begegnungen, Gespräche, Diskussionen und manches Mal auch für die bloße Gegenwart möchte ich mich bei Ihnen bedanken. Ich hoffe, dass es Verbindungen gibt, die über diese unsere gemeinsame Zeit hinaus dauern und Bestand haben werden.
Als mir kurzfristig die Aufgabe des Präsidenten der Universität Hamburg angetragen wurde, galt es abzuwägen. Eines stand für mich seit langem fest:
Nach zwölf Jahren in der Hochschulleitung wären vier weitere Jahre für mich nicht in Betracht gekommen, weil eine Universität immer wieder die Chance benötigt, auf neue Erfahrungen und Ideen zurückgreifen zu können, mithin auch durch neue Personen gestaltet werden zu können. Nach einigem Überlegen schien mir, dass nur der gegenwärtige Zeitpunkt für einen Wechsel geeignet wäre, weil die Wahl eines neuen Präsidiums erst nach Ende der jetzt laufenden Amtsperiode Mitte 2011 große Übergangsprobleme aufgeworfen hätte: Ein neues Präsidium hätte sich mitten im Prozess der Systemakkreditierung und der nächsten Exzellenzinitiative orientieren müssen, ohne an den Vorbereitungen dazu beteiligt gewesen zu sein.
Ich werde in diesen Tagen oft gefragt, warum ich überhaupt wechsle. Naturgemäß werden politische Motive medial in den Mittelpunkt gerückt. Dazu ist von meiner Seite nichts Weiteres zu sagen.
Ich möchte vielmehr gern auf einen Gesichtspunkt hinweisen, der über Berlin hinaus reicht: Die Universität Hamburg ist, entgegen manchen Vermutungen, eine sehr gute Universität. Es ist für mich eine reizvolle Aufgabe, dabei zu helfen, diese Qualität weiter zu fördern und vor allem sichtbar zu machen. Nicht umsonst hat die Freie Universität Berlin zu der Hamburgischen in der Vergangenheit immer gute Kontakte unterhalten. Die Universität Hamburg verdient es, dass man ihr, gerade aus der Perspektive der gesamten deutschen Universitätslandschaft, Aufmerksamkeit schenkt. Meinen Beitrag möchte ich dazu leisten.
Für einen ordnungsgemäßen Wechsel im Präsidium der Freien Universität Berlin sind alle erforderlichen Vorbereitungen getroffen. Der Vorsitzende des Kuratoriums, Herr Kollege Erichsen, wird funktionsgemäß und auf der Grundlage seiner großen Erfahrung den Prozess unterstützen. Bis zur Wahl eines neuen Präsidenten bzw. einer neuen Präsidentin ist die Entscheidungsfähigkeit der Universität gesichert: Ich bin bis zur Erklärung meines Rücktritts Präsident der Freien Universität Berlin und die Mitglieder des Präsidiums sind gleichfalls im Amt. Nach meinem Rücktritt und Übergang nach Hamburg voraussichtlich noch im ersten Quartal des kommenden Jahres nehmen die übrigen Mitglieder des Präsidiums ihre Amtspflichten bis zum Amtsantritt des nächsten Präsidiums wahr. Eine Lücke in der Leitung der Universität entsteht mithin nicht.
Lassen Sie mich Ihnen allen abschließend meinen herzlich empfundenen Dank für die Zeit des gemeinsamen Weges zum Ausdruck bringen, eines Weges, der für uns alle und durch uns alle ein erfolgreicher war. Der Universität, und vor allem Ihnen als den Personen, die die Universität tragen, wünsche ich das Beste für die Fortsetzung dieses Weges.
Mit Blick auf den bevorstehenden Jahresübergang möchte ich Ihnen aber auch schon heute Gesundheit, Kraft und Entschlossenheit wünschen, gepaart mit den erforderlichen Phasen der Muße und Ruhe - nicht nur, damit Sie unsere Universität weiterhin auf ihrem Weg unterstützen können, sondern auch, damit Sie Ihre persönlichen Ziele und Wünsche verwirklichen können, die Sie sich für das kommende Jahr vorgenommen haben.
Alles Gute für Sie!
Mit herzlichen Grüßen
Ihr
Univ.-Prof. Dr. Dieter Lenzen
Präsident