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Weil der Titania-Palast nicht frei war

Am 4. Dezember 2018 feiert die Freie Universität ihr 70-jähriges Bestehen – und ist damit streng genommen ein klein bisschen spät dran

04.11.2018

Der Kinosaal Titania-Palast war 1948 der größte verfügbare Saal im amerikanischen Sektor. Die Eröffnungsrede bei der Gründungsfeier der Freien Universität hielt Ernst Reuter, Berlins gewählter Oberbürgermeister (nicht am Mikrofon).

Der Kinosaal Titania-Palast war 1948 der größte verfügbare Saal im amerikanischen Sektor. Die Eröffnungsrede bei der Gründungsfeier der Freien Universität hielt Ernst Reuter, Berlins gewählter Oberbürgermeister (nicht am Mikrofon).
Bildquelle: Henry Ries

Es ist eine gute Tradition: Immer am 4. Dezember eines Jahres, am Ernst-Reuter-Tag, wird an die Gründung der Freien Universität im Winter 1948 erinnert. So auch in diesem Jahr, wenn ihr 70. Geburtstag gefeiert wird. Eigentlich aber hätte es ganz anders kommen sollen. Dass auch vor 70 Jahren schon mal profane Platzprobleme über historische Ereignisse entscheiden konnten, berichtete bei der Jubiläumsfeier der Universität im Jahr 1998 der damalige ZDF-Fernsehjournalist Gerhard Löwenthal:

„Heute vor 50 Jahren – am 4. November 1948 – war der Gründungstag der Freien Universität. Die feierliche Eröffnung konnte aber erst am 4. Dezember stattfinden, weil vorher kein Termin im Titania-Palast frei war, so war das damals. Der Titania-Palast war der einzige Versammlungsraum in West-Berlin, der uns für eine Zahl von angenommen 1000 Menschen als Versammlungsstätte geeignet erschien und deshalb mussten wir uns nach dem Terminplan des Titania-Palastes richten.“

Löwenthal gehörte 1948 zu den studentischen Mitbegründern der Freien Universität. Tatsächlich genehmigte die Stadtverordnetenversammlung von Groß-Berlin die Satzung der Freien Universität bereits am 4. November 1948. Eine Satzung, die sich übrigens in zwei Punkten von der anderer deutscher Universitäten unterschied: Die Wirtschaftsverwaltung der Freien Universität war nicht dem Staat, sondern einem Kuratorium aus Mitgliedern der Freien Universität und dem Land Berlin unterstellt. Und: Studierende hatten umfangreiches Mitspracherecht, sie hatten Sitz und Stimme im Kuratorium und in allen Gremien der akademischen Selbstverwaltung. Ein weiterer Unterschied zu den anderen westdeutschen Universitäten: Für die Lehrenden an der Freien Universität gab es in den Anfangsjahren der Universität keinen Beamtenstatus.

Einladung zum Festakt am 4. Dezember 2018

Streng genommen hätten die Geburtstagsgäste, die das 70. Jubiläum der Freien Universität feiern möchten, also schon am 4. November 2018 kommen müssen: die Festrednerinnen und Festredner, die Studierenden und Lehrenden, alle Beschäftigten, Alumni, Politikerinnen und Politiker, Bürgerinnen und Bürger und Nachbarn. Aber was sich 69 Jahre bewährt hat, soll auch im 70. Jahr fortgesetzt werden: Der 4. Dezember hat sich als Gründungstag, an dem gefeiert wird, etabliert. Zum Jubiläum in diesem Jahr gibt es ein angemessenes Programm: Als Festrednerin hat die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller zugesagt, die an der Freien Universität im Jahr 2005 als Erste die neu eingerichtete Heiner-Müller- Gastprofessur für Literatur innehatte. Als weitere Redner erwartet werden unter anderem der Staatsekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, Michael Meister, sowie Steffen Krach, Staatsekretär für Wissenschaft und Forschung in der Senatskanzlei Berlin.

Gezeigt werden die Siegerfilme des von der Freien Universität veranstalteten Videowettbewerbs, der in diesem Jahr unter dem Motto „70 Jahre Campus international“ stand; die Filmemacherinnen und -macher werden mit einem Preis ausgezeichnet. Prominenter Programmpunkt wird eine Diskussion mit Zeitzeugen sein, die auf sieben Jahrzehnte Universitätsgeschichte zurückblicken. Auf dem Podium sitzen dann unter anderem Klaus Heinrich – der Religionswissenschaftsprofessor war 1948 Gründungsstudent der Universität; Politikwissenschaftlerin Gesine Schwan hat am Otto-Suhr Institut studiert, gelehrt und war dort als Dekanin tätig, und Alumna Sawsan Chebli. Die Staatsekretärin für Bürgerschaftliches Engagement und Internationales hat an der Freien Universität Politikwissenschaft studiert. Das Gespräch moderiert der Historiker Professor Paul Nolte vom Friedrich-Meinecke-Institut.

Gut also, dass noch einen Monat Zeit ist: So können sich alle, die am 4. Dezember 2018 um 17 Uhr den 70. Geburtstag der Freien Universität mitfeiern möchte, das Datum im Kalender vormerken.