Editorial
13.02.2017
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Stärkung der Geschlechterforschung ist seit jeher ein gesamtstrategisches Anliegen der Freien Universität Berlin. Hierzu gehört – als aktuellste Entwicklung – die Einrichtung des Margherita-von-Brentano-Zentrums als inhaltlich und strukturell neu gestaltete Institution und zugleich organisatorische Nachfolgerin der Zentraleinrichtung zur Förderung der Frauen- und Geschlechterforschung. Die Vorstellung dieses Zentrums als Ort der Vernetzung und Bündelung von Aktivitäten zur Geschlechterforschung bildet den Schwerpunkt des vorliegenden Wissenschaftlerinnenrundbriefs. Vorweg seien einige Bemerkungen zur Relevanz der Geschlechterforschung für das Profil einer exzellenten Universität gemacht.
Im Juli 2008 vereinbarten die Mitglieder der Deutschen Forschungsgemeinschaft die Forschungsorientierten Gleichstellungsstandards,1 um „das Ziel der Gleichstellung von Frauen und Männern zu erreichen“; ihre Einhaltung sei eines der „entscheidungsrelevanten Kriterien bei der Bewilligung“ von Forschungsverbünden. In der Präambel wird ausgeführt: „Eine erfolgreiche Gleichstellungsstrategie führt zu einem erheblichen Mehrwert: Gleichstellung wirkt sich auf die Qualität der Forschung aus, da Talente aus einer größeren Grundgesamtheit geschöpft werden können, eine Vielfalt von Forschungsperspektiven gefördert wird (Diversity) und die blinden Flecken zur Bedeutung von Gender in den Forschungsinhalten und -methoden beseitigt werden können. Die Berücksichtigung von relevanten Genderund Diversity-Aspekten ist insofern ein wesentliches Element qualitativ hochwertiger Forschung.“
Im Rahmen der im Juni 2016 als Fortsetzung der Exzellenzinitiative beschlossenen „Exzellenzstrategie“ werden die antragstellenden Hochschulen aufgefordert darzulegen, „welche Gleichstellungsziele die beteiligten Fachbereiche“ haben und „welche konkreten Maßnahmen der Exzellenzcluster auch unter Zugrundelegung der forschungsorientierten Gleichstellungsstandards der DFG plant, um diese Ziele zu erreichen.“ 2 Damit besteht kein Zweifel, dass auch im Kontext der Exzellenzstrategie der Integration von Gleichstellung und der Berücksichtigung von Genderaspekten als relevanter Forschungsperspektive entscheidungsrelevante Bedeutung zugewiesen werden. Die Freie Universität ist dank ihrer jahrzehntelangen erfolgreichen Gleichstellungspolitik sowie der Förderung der Geschlechterforschung in einer sehr guten Ausgangssituation, doch gilt es (nicht nur im Rahmen der Exzellenzstrategie), sich hierauf nicht auszuruhen – auch andere Universitäten haben verstärkt den Ausbau ihrer Gleichstellungsmaßnahmen betrieben –, sondern weitere, entscheidende Schritte nach vorne zu tun.
Hierzu gehören u.a. die Fortschreibung des Gleichstellungskonzepts 3 mit dem Ziel der Initiierung eines Kulturwandels, die Auseinandersetzung mit Diversity-Aspekten (wie etwa in dem bei der zentralen Frauenbeauftragten angesiedelten Projekt „Good Diversity“)4 sowie die Entwicklung einer innovativen Verzahnung von Gleichstellungspolitik mit Geschlechterforschung. Neben dem Schwerpunkt finden Sie wie immer Berichte und Hinweise in unseren regelmäßigen Rubriken und ich möchte Sie an dieser Stelle herzlich einladen, selbst ein Projekt vorzustellen, eine Veranstaltung anzukündigen oder sich durch einen Artikel an einem unserer nächsten Schwerpunkte zu beteiligen.
Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre. Mechthild Koreuber und das Rundbriefteam