Babylonische Medizin - Forschungsprojekt zu Heilkunde und Wissenstransfer im antiken Mesopotamien
„Babylonian Medicine“ – kurz BabMed – ist ein Kooperationsprojekt zwischen der Freien Universität Berlin und der Bar-Ilan-Universität in Ramat Gan bei Tel Aviv. Im Mittelpunkt des vom Europäischen Forschungsrat geförderten Forschungsvorhabens steht der mesopotamische Beitrag zur Heilkunde in Orient und Okzident ‒ dabei es geht auch darum, wie dem eurozentrischen Denken in der Medizingeschichte eine andere Sichtweise entgegengesetzt werden kann.
Altorientalist und Judaist Markham J. Geller, Leiter des BabMed-Projektes, widmet sich mit seinem Berliner Team den medizinischen Keilschrifttexten des alten Zweistromlandes. An der israelischen Partneruniversität Bar-Ilan untersucht Shamma Friedman, Professor für Talmud und rabbinische Studien, gemeinsam mit Aaron Amit, Senior Lecturer für Talmudische Studien die medizinischen Passagen des Babylonischen Talmuds als dem grundlegenden Werk des rabbinischen Judentums.
Gemeinsames Ziel ist es, eine Verbindung der Heiltraditionen aufzuzeigen: Zwischen den medizinischen Keilschrifttexten in akkadischer Sprache aus dem 1. Jahrtausend v.u.Z. und den medizinischen Texten des mehrere Jahrhunderte später ebenfalls in Mesopotamien entstandenen Babylonischen Talmuds lassen sich Zusammenhänge nachweisen. So sind viele medizinische Abschnitte des Talmuds auf Aramäisch überliefert, einer Sprache, die den in Keilschrift niedergeschriebenen Sprachen nachfolgte – nur einer von mehreren Hinweisen für die Übernahme medizinischen Wissens aus der mesopotamischen Zeit in spätere Epochen.