Klimakrise, Krieg, drohende Energieengpässe und das Erstarken demokratiefeindlicher Strömungen in mehreren europäischen Ländern sind nur einige der gesellschaftlichen, politischen, klimatischen und wirtschaftlichen Herausforderungen, denen wir im Jahr 2022 gegenüberstehen. Zusammen mit immer rasanteren technologischen Entwicklungen führen diese Krisen zu einer instabilen, immer unsicherer erscheinenden, komplexen und ungewissen Welt ("VUCA-Welt“ - Lenz, 2019). In Zukunft werden viele weitere Herausforderungen und Veränderungen unseren Alltag beeinflussen und die Gesellschaft einer sehr hohen Geschwindigkeit aussetzen, bei der es schwer sein wird, alle Entwicklungen zu überblicken. Heranwachsende Generationen sollten darauf vorbereitet werden, dass der stete Wandel zur Normalität wird, und lernen, wie sie dabei handlungsfähig bleiben und eine wünschenswerte Zukunft mitgestalten.
Dafür benötigen Schüler*innen sogenannte Future Skills: Hierzu zählen sozio-emotionale Kompetenzen wie Empathie, Verantwortungsgefühl, Resilienz, Kreativität, Ambiguitätstoleranz, Konfliktfähigkeit, Verständnis für die Möglichkeiten und Grenzen individuellen und kollektiven Handelns, Neugier, Mut sowie die Fähigkeit, selbstständig zu denken und zu handeln (Ehlers, 2020; Partnership for 21st Century Learning, 2019). Dass Schule u.a. „[…] die Bereitschaft zu sozialem Handeln und zu politischer Verantwortlichkeit wecken, zu selbstständigem kritischem Urteil, eigenverantwortlichem Handeln und schöpferischer Tätigkeit befähigen“ sowie „zu Freiheit und Demokratie erziehen“ (Kultusministerkonferenz 1973) soll, ist nicht neu. In Zukunft sollte diese Orientierungsfunktion von Bildungsprozessen jedoch stärker in den Fokus rücken.
Außerdem brauchen Schüler*innen digitale Grundfähigkeiten (z.B. Digital Literacy, digitale Kollaboration, agiles Arbeiten, Digital Learning, Digital Ethics), um dem technischen Fortschritt begegnen und aktiv an einer digitalisierten Umwelt teilnehmen zu können (Stang & Becker, 2020; Stifterverband & McKinsey, 2021). In der Schule sollten diese Fähigkeiten gefördert werden, sodass diese im Umgang mit neuen Technologien genutzt und mit den Fähigkeiten von Computern ergänzt werden können (z.B. im Umgang mit Künstlicher Intelligenz).
Alle diese Fähigkeiten sind Voraussetzung dafür, „wie wir Schülerinnen und Schüler darauf vorbereiten können, ihre Gegenwart und Zukunft, ihr eigenes Leben und ihre Gemeinschaften verantwortungsvoll zu gestalten“ (OECD, 2020).
Im Wintersemester 2022/23 und im Sommersemester 2023 wird die DSE einen Fokus auf das Thema Future Skills legen und unter anderem den folgenden Fragen nachgehen:
- Wie gestalten wir die Lehrkräftebildung so, dass Studierende Future Skills entwickeln, sich dieser bewusst werden und sie reflektieren?
- Wie können wir angehende Lehrkräfte professionalisieren, dass sie Schüler*innen in der Entwicklung von Future Skills unterstützen können?
- Welche Rolle spielt eine Wissenschaftsorientierung in Bezug auf Future Skills?