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Antonia Ruhl

Antonia Ruhl ist Doktorandin der Theaterwissenschaft an der Freien Universität Berlin und forscht zur Ästhetik und Politik von Mehrsprachigkeit im Gegenwartstheater.

13.05.2025

Antonia Ruhl

Antonia Ruhl

Antonia Ruhl absolvierte ein Studium der Theaterwissenschaft, Neueren Deutschen Philologie und Jüdischen Geschichte an der Freien Universität Berlin. Ihr Dissertationsprojekt trägt den Arbeitstitel „Theater der Entgrenzung. Ästhetik und Politik der Mehrsprachigkeit im Gegenwartstheater“. Das Projekt wird von Prof. Dr. Matthias Warstat betreut und seit April 2025 durch das Elsa-Neumann-Stipendium des Landes Berlin gefördert.

Die Erfahrung sprachlicher Vielfalt ist in unserer globalisierten, von Migration und Mobilität geprägten Gegenwart alltäglich geworden; sie konfrontiert uns einerseits mit den Grenzen unseres eigenen Verstehens, andererseits erlauben technologische Übersetzungsmöglichkeiten zunehmend die Verständigung in Echtzeit. Diese ‚Entgrenzung‘ der Gegenwart zieht jedoch gleichzeitig Konflikte sowie verstärkte Rufe nach neuen Grenzziehungen nach sich, was auch im europäischen Theater aufgegriffen und reflektiert wird: So experimentiert das Theater zunehmend mit Mehrsprachigkeit, um auf diese Weise die Bedingungen pluraler, postmigrantischer Gesellschaften zu verhandeln oder schlicht ein sprachlich heterogenes Publikum vor Ort anzusprechen. Dabei scheint das Theater mit seinem komplexen Zeichensystem grundsätzlich geeignet dafür, Inhalte in mehreren, nicht allen Zuschauer*innen zugänglichen Sprachen zu kommunizieren. Bedeutung kann etwa durch eine bestimmte Mimik, Gestik und Körpersprache der Performer*innen erzeugt und vermittelt werden – in manchen Fällen sogar ohne den Einsatz klassischer Übertitel.

Die Involvierung von (mehr) Mehrsprachigkeit wird teils begrüßt oder gar als selbstverständlich empfunden, teils mit Skepsis bedacht. Antonia Ruhls Projekt nimmt dies zum Anlass, die ästhetischen ebenso wie politischen und strukturellen Strategien und Prozesse von Mehrsprachigkeit im Theater zu untersuchen. Vor dem Hintergrund der weit in die Vergangenheit zurückreichenden Geschichte mehrsprachigen Theaters fragt das Projekt nach den historisch und demografisch bedingten Ursachen und Ausdrucks- ebenso wie Organisationsformen von Mehrsprachigkeit in den darstellenden Künsten. Mehrsprachige Inszenierungen und Theatertexte werden dabei ebenso in den Blick genommen wie die Rolle von Mehrsprachigkeit im Theater- und Probenalltag sowie in der internationalisierten freien Theaterszene Europas.

Weitere Informationen

Institut: Institut für Theaterwissenschaft der Freien Universität Berlin, https://www.geisteswissenschaften.fu-berlin.de/we07/index.html

Kontaktdaten: antonia.ruhl@fu-berlin.de