CAS WP 2/2013
Medicine murder of people with albinism in Tanzania – how casino capitalism creates rumorscapes and occult economies
Judith Schühle
Im Jahr 2007 zog Tansania durch eine Serie an Mordfällen an Menschen mit Albinismus in Nordwesttansania international Aufmerksamkeit auf sich. Gerüchte, dass die Knochen der Menschen mit Albinismus ein zwingender Bestanteil von magischen Mitteln, die Reichtum versprachen, seien, provozierten diese Morde, die keine Vorläufer in Tansania oder der lokalen Ethnie der Sukuma hatten. Dieses Working Paper erläutert die Entstehung der Gerüchte vor dem Hintergrund, was es bedeutet, in Tansania mit Albinismus zu leben und untersucht sie im Hinblick auf eine häufiger auftretende Tendenz, sich angesichts ökonomischer Unsicherheit auf Magie zu besinnen. Es wird argumentiert, dass die Besonderheiten des Bergbaus und des Fischfangs als ‚casino capitalism‘ ein internationales Fluidum an Gerüchten (‚rumorscape‘) entstehen lassen, innerhalb dessen Geschichten von nah und fern ausgetauscht, fusioniert, adaptiert und von einigen ‚witchdoctors‘ zu erträglichen Geschäftsmodellen gemacht werden. Die Gerüchte und Morde müssen als neues Phänomen begriff en werden, nicht als eine Rückbesinnung auf traditionelle modi operandi der Magie der lokalen Sukuma. Erst, wenn die Unsicherheiten der Leute, die im Bergbau und Fischfang arbeiten, beseitigt werden, wird es möglich sein, solche Morde in Zukunft zu verhindern.