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Tina Röhl, Alumna der Freien Universität

Lieblingsort: Die (damalige) Kneipe und Café in Dahlem – die Luise.

07.06.2023

Tina Röhl

Tina Röhl
Bildquelle: Renate Röhl

Was haben Sie an der Freien Universität studiert?

Ich habe von 1983 bis 1989 Veterinärmedizin studiert und meine Approbation erhalten.

Was ist Ihre derzeitige Tätigkeit?

Ich arbeite als Wundmanagerin und Ausbilderin im Universitätskrankenhaus Hamburg-Eppendorf.

Was ist Ihr Lieblings-(lern-)Ort an der Freien Universität/auf dem Campus?

Die (damalige) Kneipe und Café in Dahlem – die Luise.

Warum ist dieser Ort an der Freien Universität für Sie besonders?

Hier haben wir uns regelmäßig, quasi täglich, nach den Vorlesungen in der Vorklinik getroffen, Kaffee getrunken, die aktuellen Klatschinformationen ausgetauscht, abends ein schönes Getränk genommen und eine Kleinigkeit gegessen und natürlich auch die neuesten Informationen der Vorlesung/Praktikum diskutiert: Wie komme ich am besten durch das Testat von Prof. Sowieso, wo bekomme ich das Skript von Prof. Allzumal. Ohne die Luise wäre mein Studium nicht denkbar gewesen.

Wie hat die Freie Universität Sie verändert?

Ich habe direkt nach dem Abitur mein Studium in Berlin angetreten und war noch sehr geprägt von der ländlichen Umgebung von Hamburg: Pferde, Ponys, Kühe und ganz viel Weideland.

Mein Blickwinkel wurde weit, mein Wissensdurst auf fachlicher, politischer und intellektueller Ebene wurde bestens bedient. Durch die Mauer wurde einem immer wieder bewusst, wie kostbar unsere Freiheit ist, in der wir ”Wessis” groß geworden sind. Man hat alles viel bewusster und intensiver erlebt.

Was haben Sie (an der Freien Universität/in der Welt/…) verändert?

Wir sind damals auch schon auf die Straße gegangen, als es hieß, es sind nicht genügend Mikroskope für den Pathohistologie-Unterricht vorhanden, sodass diejenigen, die keinen Platz ergattert hatten, ein Jahr Studienzeit verlieren würden. Nach einem kleinen Streik gab es im Fachbereich ein Einsehen und die fehlenden Mikroskope wurden angeschafft. Das war einfach phantastisch zu erfahren, dass man zusammen etwas erreichen kann. Meines Wissens gab es nie wieder einen Mangel an Arbeitsgeräten im Fachbereich Veterinärmedizin.

Was glauben Sie, wie die Universität/die Lehr- und Lernorte/die Studierenden/das Lernen sich in Zukunft verändern werden?

Die Gemütlichkeit der Skripte, der analogen Arbeitsgruppen, der überschaubaren Lerninhalte sind Vergangenheit. Eigentlich schade, aber wie so oft: πάντα ῥεῖ und die neuen medialen Möglichkeiten geben natürlich deutlich mehr Gelegenheit, sich bereits im Studium in Spezialthemen einzuarbeiten, weil einfach fast alles leicht verfügbar ist, ohne großen Zeitaufwand und Kosten. Die Prüfungen werden sich ändern, da Hausarbeiten ja jetzt problemlos mit KI geschrieben werden können. Die Wissensvermittlung wird komplexer, da nur noch strukturell angeleitet wird, damit der Stoff zu bewältigen sein wird. Und ich glaube, es wird deutlich mehr Spezialisten geben, die anleiten und auf der anderen Seite die, die anwenden. Die Mittelschicht wird fehlen. Die Zeit wird es zeigen, ob das auf Dauer förderlich für die Gesellschaft ist.