Dr. Klaus Mucha, Alumnus der Freien Universität
Lieblingsort: das große Areal des Campus in Dahlem
01.06.2023
1974, Dr. Mucha (re) mit Prof. Dr. A.O. Jäger (li) bei einem Instituts-Seminar im Haus Sonnenberg (St. Andreasberg/Harz)
Bildquelle: privat
Was haben Sie an der Freien Universität studiert, wo waren Sie tätig?
Ich habe Psychologie, Erziehungswissenschaft, Philosophie, Biologie und Medizin studiert. Ich war studentischer Tutor am Institut für Psychologie 1975-1978. Mein Diplom in Psychologie absolvierte ich im Jahr 1978. Anschließend arbeitete ich bis 1983 als wissenschaftlicher Assistent am IfP und 1984 schloss ich meine Promotion in Psychologie ab, am Fachbereich Philosophie und Sozialwissenschaften I. Ich war Gremienvertreter im Direktorium des Instituts, im Fachbereichsrat und Kandidat für das Konzil der Freien Universität. Insgesamt war ich von 1971/72 bis 1983/84 an der Freien Universität.
Was ist Ihre derzeitige Tätigkeit?
Ich bin freiberuflich in Psychotherapie und Beratung tätig, habe Hochschullehre gemacht (2021 Professor für Sozialpädagogik an der Internationalen Berufsakademie Leipzig). Von 2003 bis 2018 war ich Beauftragter für Betriebliches Gesundheitsmanagement im Stab des Bezirksbürgermeisters im Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg von Berlin.
Was ist Ihr Lieblingsort an der Freien Universität/auf dem Campus?
Für mich ist es das große Areal des Campus in Dahlem von der Archivstraße 8 (meiner ersten Wohnadresse), die gesamte Königin-Luise-Straße entlang bis in die Grunewaldstraße, hinein zur Lepsiusstraße 89 (dort hatte ich mein erstes Büro als Tutor in einem Mansardenzimmer) und den Hügel hinauf zum Dietrich-Schäfer-Weg (dort war ich Assistent) und zum Holzkamp-Institut wieder hinunter zur Grunewaldstraße. Von dort die Königin-Luise zurück, vorbei am Zoologischen Institut, am Botanischen Institut, am Institut für Pflanzenphysiologie (überall dort hatte ich Psychologie Lehrveranstaltungen), dann links abbiegen in die Arnimallee (mit der Bibliothek der Erziehungswissenschaft damals) durch bis ans Ende zur Fabeckstr. Dort entstand die Silberlaube, in der ich dann Assistent war und promovierte.
Warum ist dieser Ort an der Freien Universität für Sie besonders?
Wenn ich mich in dem Bereich aufhalte, habe ich fast eine Art Flow-Gefühl (Gänsehaut), weil das meine intensivste Selbstveränderungszeit war. Ich tauchte ein in die Wissenschaft, erweiterte meinen Horizont und erlebte intensive Arbeitsfreude.
Wie hat die Freie Universität Sie verändert?
Ich sog geradezu die Lehrinhalte in mich hinein, verstand die Welt immer mehr und entwickelte auch mein Selbstbewusstsein so, dass ich mich traute, Prozesse mitzugestalten, sowohl politisch als auch fachlich. Ich lehrte und forschte ja schließlich selbst und konnte Erkenntnisse empirisch sammeln und an Studierende weitergeben.
Was haben Sie (an der Freien Universität/in der Welt/…) verändert?
Ich habe versucht, die Fronten Anfang der 1970er Jahre zwischen dem IfP und dem PI (den beiden Psychologie-Instituten) zu überwinden. Bei mir studierten auch PI-Studierende und legten Prüfungen ab, weil ich an beiden Fachbereichen die Prüfberechtigung erlangt hatte bzw. ich erlangte sie wegen der Studierenden, die zu mir kamen. An meinem Institut IfP versuchte ich, bürgerliche Psychologie zu hinterfragen und Kritische Psychologie nicht per se als Teufelszeug zu verdammen.
Außerhalb der FU war ein herausragendes Ereignis: 2010 bin ich mit dem CORPORATE HEALTH AWARD ausgezeichnet worden für das beste Betriebliche Gesundheitsmanagement (des öffentlichen Dienstes) deutschlandweit. Im ehrenamtlichen Bereich habe ich u.a. Anfang der 1980er die Friedensinitiative Schöneberg mitgegründet, die bis heute quasi die Mutter der Berliner FriKo (Friedenskoordination) ist.
Was glauben Sie, wie die Universität/die Lehr- und Lernorte/die Studierenden/das Lernen sich in Zukunft verändern werden?
Ich denke, die Universität wird sich und muss sich auch zum Leuchtturm von Wissenschaft gegen FakeNews, Twitterei und Chaterei entwickeln. Lehre und Forschung muss wieder dem Erkenntnisgewinn verpflichtet sein und nicht der Karriere und Geldgier. Das sollte sowohl in die Köpfe jetziger Uni-Beschäftigter als auch von Studierenden.
Lernorte werden sich insofern wandeln, als online und hybride Lehr- und Lernformen ihren Stellenwert haben werden neben Präsenz. Entscheidend bleiben aber die pädagogisch-wissenschaftlichen Beziehungen zwischen Lehrenden und Lernenden (verstanden als Hochschul-Pädagogik). Nicht das Einsetzen irgendwelcher neuesten Präsentations-Techniken sollte im Vordergrund stehen oder anderer didaktischer Finessen/Tools, sondern neben der kognitiven Ebene muss auch das Herz erreicht werden, die emotionale Ebene. Erst dann werden Studierende human auf ihrem Weg ins Leben begleitet.