Dr. Christine Kremer, Alumna der Freien Universität
Lieblingsort: Grüner Campus Dahlem
30.06.2023
Was haben Sie an der Freien Universität Berlin studiert?
Ich studierte von 1988 bis 1993 Humanmedizin an der Freien Universität und promovierte 1993 in der Neurochirurgie.
Was ist Ihre derzeitige Tätigkeit?
Ich arbeite als Associate Professor für Neurologie an der Universität Lund in Schweden.
Was ist Ihr Lieblingsort an der Freien Universität?
Das, was Berlin ausmachte, waren die vielen unterschiedlichen Orte und die Reisen von und zu ihnen.
Ich mochte die Gegensätze, eine besondere Erinnerung habe ich an die Vorlesungen für Neurologie auf dem Campus Dahlem.
Es war grün und man hatte Luft zum Atmen und Denken. Und mit der Verlorenheit, die eine Großstadt für eine Zugereiste bergen kann, hatte es fast etwas dörflich Heimeliges. Da stellte sich ein Bezug her und vielleicht auch zur Neurologie.
Mit dem Mauerfall war es doch die Bewegung zu etwas Neuen, das in einer Weise alles etwas mehr von Gestern erschienen ließ. Aber der Geist blieb, etwas fragmentiert nicht einheitlich, aber doch prägend.
Warum ist dieser Ort für Sie besonders?
Ein alter, nicht allzu großer Vorlesungssaal in Dahlem, ein Weg zur U-Bahn, vielleicht mit etwas Zeit zum Nachdenken. Ein Professor, der mich für die Neurologie begeisterte und dessen Bild mich begleitet. Es sind eben die Orte und die Beziehungen.
Wie hat die Freie Universität Sie verändert?
Vielleicht bin ich so der Neurologie verbunden geblieben. Auch wurde ich politisch geprägt.
Was haben Sie an der Freien Universität/in der Welt/… verändert?
Damals in jungen Jahren habe ich noch Vieles aufgesogen. Später konnte ich mich dann orientieren und einen Teil der Ideen verwirklichen. Ich hatte Glück, an vielen Orten gewesen zu sein.
Ich forsche über Schlaganfall bei Frauen und Männern und war Vorsitzende im Netzwerk der europäischen Schlaganfallorganisation Women Initiative for Stroke in Europe. Es war mir möglich, viel für die Gleichstellung von Männern und Frauen in der Forschung zu tun, dadurch habe ich viele Kontakte zu Kolleginnen. Auch unterrichte ich viele Kolleginnen und sehe dadurch die nachwachsende Generation junger Frauen.
Vielleicht ist da etwas, was bleibt, wenn es auch keine Garantien gibt. Und das freie Denken ist mir geblieben.
Was glauben Sie, wie die Universität/die Lehr- und Lernorte/die Studierenden/das Lernen sich in Zukunft verändern werden?
Ich hoffe, die Beziehungen, das Vertiefen und die dadurch entstehenden Prägungen bleiben.
Wir werden mehr Künstliche Intelligenz, mehr digitale Welten erschaffen, der Raum aber bleibt jedem Einzelnen. Um der Vereinzelung vorzubeugen, wird es nicht reichen, entsprechende digitale Programme und Netzwerke zu entwerfen.