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Lieblingsort: Parks Campus Dahlem, grüner GeoCampus in Lankwitz

20.12.2023

Prof. Dr. Margot Böse

Prof. Dr. Margot Böse
Bildquelle: Anna Meißner

Was haben Sie an der Freien Universität Berlin studiert und wo gearbeitet?

Im politisch recht turbulenten Sommersemester 1970 begann ich mein Studium in Romanistik, Schwerpunkt Französisch, und Geographie an der FU. Im 1. Semester lernte ich auch meinen späteren Ehemann kennen, da er ebenfalls Französisch studierte. Im Sommersemester 1972 ging es für mich zu einem einjährigen Studien- und Lehraufenthalt an den schönen Pyrenäenrand nach Pau, während mein Mann zeitgleich in der damals recht grauen Stadt Bordeaux studierte. Da ich zwar die Sprache und die historische Sprachwissenschaft mochte, aber der literaturwissenschaftliche Teil des Studiums mir nicht mehr so spannend erschien, wechselte ich nach der Rückkehr an die FU das Hauptfach und begeisterte mich für die naturwissenschaftlich orientierte Physische Geographie mit den Teilgebieten Geomorphologie und Eiszeitforschung. Da war der damalige Institutsstandort in der Grunewaldstr. 35 gerade recht, am Fuße des eiszeitlichen Gipfels Fichteberg mit dem meteorologischen Institut samt dem markanten Wasserturm gelegen und in der Nähe des Botanischen Gartens. Ich schrieb dann meine Staatsexamensarbeit über die Ablagerungen in einer Sandgrube im nördlichen Grunewald – wo man übrigens auch Bernstein finden konnte. Nach dem Studium beschloss ich zu promovieren.

Trotz meines Vorhabens, weiter über die Eiszeit in Norddeutschland zu arbeiten, wollte ich auch mehr über die Sahara erfahren, da es seit fast zwei Jahrzehnten an unserem Institut den Schwerpunkt Wüstenforschung gab, bis Anfang der 70ger Jahre in der FU-eigenen Forschungsstation Bardai im Tschad. Aber dieses Ziel war Frauen immer verschlossen geblieben. Mein Doktorvater, Prof. Dr. Dieter Jäkel, ließ das erste Mal Frauen zu einer Expedition in die Sahara zu und wir (je vier Frauen und  Männer) verbrachten drei Monate vor allem in Libyen, mit einer Rückfahrt über Algerien und Tunesien. Es war eine sehr interessante und auch prägende Zeit. Da es aber mit der Stellensituation an der FU schwierig war – auch gerade für mich als Frau – ging ich an die Pädagogische Hochschule (damals auf dem heutigen Geocampus Lankwitz) in das Fach Erdkunde. Die Integration der Pädagogischen Hochschule brachte mich zurück an die FU.

Was ist Ihre derzeitige Tätigkeit?

Ich bin Ruheständlerin, Forscherin, Lehrbeauftragte und Ombudsfrau des Fachbereichs Geowissenschaften.


Was ist Ihr Lieblingsort an der Freien Universität?

In der Innenstadt aufgewachsen, faszinierten mich am Uni-Standort Dahlem die vielen Parks und Grünflächen, wo ich gemeinsame mit meinem Kommilitonen und späteren Ehemann oft zwischen den Seminaren unterwegs war. Heute bin ich immer wieder gern auf dem grünen GeoCampus in Lankwitz.

Wie hat die Freie Universität Sie verändert?

Nach meiner Habilitation 1988 mit einem Vortrag über die Kanarischen Inseln, ein Ergebnis wiederholter Reisen mit der Familie, zu der inzwischen seit 1980 unser Sohn gehörte, beantragte ich erfolgreich ein Heisenberg-Stipendium. Dieses ermöglichte es mir, mich auf eine an der FU ausgeschriebene Professur für Physische Geographie und Quartärforschung zu bewerben. Ich wurde dann ab 1992 die damals dritte Professorin für Physische Geographie in Deutschland und damit auch von dem Status der „Nachwuchswissenschaftlerin“ erlöst. Es folgten dann die für diesen Status üblichen Aufgaben: Lehre, Prüfungen und Doktoranden anwerben und betreuen. Im Laufe meiner aktiven Dienstzeit war ich wiederholt Mitglied in Entwicklungsplanungskommissionen, Mitglied des Akademischen Senats, Dekanin und Prüfungsausschussvorsitzende.


Was haben Sie an der Freien Universität/in der Welt/… verändert?

1998 stand der von heftigem Widerstand begleitete Umzug des Instituts für Geographische Wissenschaften auf den Campus in Lankwitz an, den ich als geschäftsführende Direktorin mitgestalten musste. Die räumliche Ausstattung am neuen Standort war letztlich sehr zufriedenstellend. Die Grünflächen in Lankwitz waren damals aber noch völlig ungepflegt, es gab einen verwilderten und nicht mehr benutzbaren Sportplatz als große Brachfläche. Als Mitglied des Dekanats und als Dekanin war ich dann sehr aktiv an der Neuplanung der Grünflächen und eines Wegenetzes auf dem Geocampus Lankwitz beteiligt. Dieser wurde vor nunmehr fast 20 Jahren völlig neugestaltet, mit einem kleinen Relief versehen, unterirdischen Zisternen für die Grünflächenbewässerung und Sitzmöglichkeiten. Der alte, recht wertvolle Baumbestand blieb erhalten, aber es wurden auch viele junge Bäume gepflanzt und ein kleiner Sportplatz angelegt, auf dem regelmäßig auch fachbereichsinterne Fußballturniere stattfanden. Inzwischen sind die Bäume recht stattlich. Man kann Füchse und Eichhörnchen sowie viele Vogelarten beobachten, auf den naturbelassenen Grasflächen tummeln sich Insekten und vor allem auch Schmetterlinge. Auf dem Campus kann man zwischen Büro, Bibliothek, Seminarräumen und Laboren sofort in einen Erholungsbereich wechseln. Studierendengruppen von der Partneruniversität National Taiwan University in Taipei haben wiederholt im kleinen Gästebereich auf dem Campus gewohnt und an der fluvialen Versuchsrinne Messungen durchgeführt.

Inzwischen sind meine früheren Studierenden und Doktoranden erfolgreich in Beruf und Wissenschaft, unter anderem als Professoren in Wien, Köln, Würzburg, Reykjavik und Taipei. Auch durch ihr Engagement in wissenschaftlichen Vereinigungen haben sie in gewisser Weise mein Erbe angetreten.